Fluglärmbilanz: Mehr Nachtflüge, weniger Beschwerden – ein Erfolg, oder?
Die Stadt hat am Donnerstag ihre Fluglärmbilanz für das vergangene Jahr vorgestellt. Bei einer steigenden Zahl von Nachtflügen sei die Zahl der Beschwerden zurückgegangen. Die Flughafengegner interpretieren die vorgelegten Zahlen etwas anders als die Behörde.
Die Zahl der Flüge über Hamburg liegt weiter deutlich unter der aus Vor-Corona-Zeiten und nähert sich dieser nur langsam an. 2024 gab es laut Umweltbehörde rund 127.000 Flugbewegungen; etwa 6000 mehr als im Vorjahr, aber fast 30.000 weniger als im letzten Vor-Corona-Jahr 2019.
Gleichzeitig ist die Zahl der Nachtflüge überproportional gestiegen: Waren es 2019 noch 678, wurden 2023 bereits 809 Starts und Landungen zwischen 23 und 24 Uhr genehmigt. Noch einmal mehr waren es 2024: 987. Nur in einem Jahr gab es mehr Nachtflüge: 2018 gab es insgesamt 1174 Nachtflüge.
Die Behörde erläutert dazu, dass nach Angaben der Fluggesellschaften „schwerpunktmäßig die zahlreichen Schlechtwetter-Ereignisse im Sommer in ganz Europa sowie Luftraumsperrungen u.a. in Russland, Belarus, Moldau und der Ukraine“ zu den zahlreichen Verspätungen geführt hätten.
Fluglärm: Zahl der Beschwerden sinkt massiv
Trotzdem ist die Zahl der Beschwerden über Fluglärm massiv zurückgegangen: 2023 wurden noch 39.000 Beschwerden registriert, 2024 waren es nur noch 24.449. Die Zahl der namentlich abgegebenen Beschwerden sank parallel von 22.000 auf 14.000.
Von diesen wurde der Großteil (knapp 11.000) innerhalb Hamburgs abgegeben, der Rest kam aus dem Umland. Mehr als die Hälfte der Hamburger Beschwerden, nämlich 6200, kam aus einem einzigen Stadtteil, dem Walddorf Wohldorf-Ohlstedt und wurde von nur 16 Personen abgegeben. Das entspricht mehr als einer Beschwerde pro Tag und Person. Ähnlich intensiv wurde sich nur in Großhansdorf im Kreis Stormarn beschwert: „Weniger als fünf Personen“ legten insgesamt 936 Beschwerden vor.
Flughafen Hamburg: BIG Fluglärm kritisiert „untragbare“ Situation
Während die Behörde von einer „für die Bürgerinnen und Bürger unbefriedigenden Situation in Bezug auf Nachtflüge“ spricht und eine „behördenübergreifende“ Verbesserung durch den Senat in Aussicht stellt, wird die BIG Fluglärm grundsätzlich: Sie kritisiert die steigende Zahl als „untragbar“, fordert harte Sanktionen für Fluggesellschaften, die gegen das Nachtflugverbot verstoßen sowie eine Verlängerung des Nachtflugverbots, das nach ihrem Willen bereits ab 22 Uhr gelten soll.
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Dass der bei weitem höchste Anteil der Beschwerden von einer verschwindend geringen Zahl von Menschen vorgebracht wird, interpretieren die Flughafengegner als Zeichen dafür, dass „bestimmte Stadtteile und das Umland unverhältnismäßig belastet werden“. Die sinkende Zahl der Beschwerden sei laut dem Verein auf eine „zunehmende Resignation unter den Betroffenen“ zurückzuführen.
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