Selke küsst die Pfiffe der Köln-Fans weg – und spricht über HSV-Zukunft
Als Davie Selke im Laufe der ersten Hälfte einmal direkt vor der Kölner Gästekurve auftauchte, schlug ihm eine Welle der Abneigung entgegen. Die Fans seines ehemaligen Klubs riefen ihm sicherlich einige unschöne Dinge entgegen, sie versuchten den HSV-Stürmer zu provozieren. Doch Selke lief davon, ignorierte den FC-Anhang – anders als bei seiner Auswechslung. Dann gab es eine spaßige Botschaft. Und nach dem 1:0-Heimsieg, der gleichbedeutend ist mit dem Sprung an die Tabellenspitze, auch neue Aussagen zu seiner Zukunft in Hamburg.
Selke genoss diesen Erfolg gegen seinen Ex-Klub, den er im vergangenen Sommer verlassen hatte, in vollen Zügen. Nach Abpfiff feierte er erst mit seinen Teamkollegen vor der Nordtribüne – und danach, ebenfalls glücklich hüpfend und singend, vor der Osttribüne, diesmal mit seiner Familie. „Da ich am Montag 30 Jahre jung werde, sind ein paar Leute da. Und durch das afrikanische Blut kommt dann auch ein bisschen der Tanz raus“, scherzte der 29-Jährige.
Selke stand in der HSV-Startelf – und lobt die Mediziner
Seine Laune war bestens. Verständlicherweise. „Man hat heute gesehen, wo wir hinwollen, was wir imstande sind zu leisten. Ich bin stolz auf die Jungs“, schwärmte Selke, dessen Einsatz wegen muskulärer Beschwerden bis zuletzt auf der Kippe stand. Doch es reichte für die HSV-Startelf. „Kompliment an die medizinische Abteilung“, gab er die Rosen weiter. „Die haben das super gesteuert.“ Und zwar so, dass es mit dem Einsatz gegen den Ex-Verein klappte.
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„Natürlich ist es für mich ein besonderes Spiel gewesen gegen den FC“, räumte er ein. „Da brauche ich keinen Hehl draus zu machen, das sind meine Jungs gewesen letztes Jahr.“ Auch die Kölner Anhänger standen bis vor wenigen Monaten noch auf seiner Seite, nach den Pfiffen im Hinspiel gab es nun allerdings weitere. Damit aber kann Selke umgehen. „Falls ich noch nicht ganz wach war – was ich war –, dann war ich es danach“, sagte er erneut grinsend.
„Kriege es nicht raus“: Selkes Scharmützel mit den FC-Fans
Als bei Selke nach 72 Minuten dann der Tank leer war und er ausgewechselt wurde, gab es noch ein allerletztes Pfeifkonzert aus der Kölner Kurve. Da stand es noch 0:0 – und Selke, der Platz machte für den Matchwinner Ransford Königsdörffer, drehte sich beim Verlassen des Platzes noch einmal um und schickte Luftküsse in die Süd-West-Ecke des Volksparkstadions. Ein klassisches Selke-Scharmützel. „Ich kriege es nicht raus“, bestätigte er. „Ihr kennt mich: Ich bin authentisch.“ Und mit dem Herzen inzwischen voll beim HSV. „Aber der FC ist immer noch ein besonderer Verein, hat tolle Fans“, beschwichtigte Selke. „Alles gut. Die Punkte bleiben aber heute in Hamburg.“
Die drei Zähler sollen die ersten in der Rückrunde gewesen sein auf dem Weg zum großen Ziel, dem Aufstieg. Nur wenn der HSV die Bundesliga-Rückkehr packt und wenn Selke in Zukunft außerdem auf eine bestimmte Anzahl an Startelf-Einsätzen kommt, verlängert sich sein Kontrakt automatisch. Andernfalls wäre er – Stand jetzt – im Sommer ablösefrei und könnte nach einem Jahr wieder wechseln. „Ich hab meine Meinung gesagt“, erinnerte er bei Sky an das, was er zuletzt im MOPO-Interview gesagt hatte. „Ich kann mir eine Zukunft hier vorstellen, ich fühle mich wohl.“
Kuntz zu Selkes HSV-Zukunft: „Kein Wahnsinns-Druck“
Aber: „Ich hab auch gesagt, dass ich das nicht monatelang hinauszögern will.“ Dieser Standpunkt ist auch bei Stefan Kuntz angekommen. Ebenfalls bei Sky sagte der Sportvorstand schon vor dem Anpfiff zu Selkes Verlängerung: „Wir reden anständig miteinander. Es gibt logischerweise unterschiedliche Interessen, auch unterschiedliche Höhen von Interessen.“ Was Kuntz meinte: In Sachen Gehalt liegen der HSV und die Selke-Seite noch auseinander. Die Absicht, in Zukunft gerne miteinander weiterarbeiten zu wollen, ist aber beidseitig vorhanden. „Und wir machen jetzt nicht einen Wahnsinns-Zeitdruck“, erklärte Kuntz den Stand. „Wir werden die Gespräche mit Davie demnächst fortführen.“
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Kein Stress, so das Motto. Selke strebt trotzdem nach rechtzeitiger Klarheit, was seine Zukunft angeht – damit er anschließend all seine Kräfte für das Unternehmen Aufstieg einsetzen kann. „Es geht bei uns darum, dass alle alles unterordnen, dass wir am Ende mit dem HSV aufsteigen“, beschrieb er. „Und deswegen will ich es schnell geklärt haben – und dass dann auch eine Entscheidung getroffen wird.“ Wie die dann ausfallen wird, werde man sehen, hielt sich Selke bedeckt, ehe er an der Seite von Merlin Polzin in die Kabine marschierte. Eine wichtige Botschaft war der Torjäger des HSV vorher jedoch noch losgeworden: „Wir sind einen Schritt näher dran an unserem großen Ziel.“