„Mentaler Missbrauch“ im Turnen: Jetzt gibt es personelle Konsequenzen
Der deutsche Turn-Skandal führt jetzt zu Konsequenzen auf höchster Ebene. Die frühere Bundestrainerin Ulla Koch lässt ihr Amt als Vizepräsidentin des Deutschen Turner-Bundes (DTB) vorübergehend ruhen. Auch am Standort Stuttgart gibt es personelle Folgen.
Die zurückgetretene Koch (69) habe „unbestrittene Verdienste“ im deutschen Turnen, so der Verband. Als Trainerin habe sie ihr Wirken stets reflektiert, im Präsidium sei sie in den Prozess „Leistung mit Respekt“ eingebunden. Der Schritt geschehe „im Sinne eines optimalen Aufarbeitungsprozesses“ und gelte für die Dauer der Aufarbeitung, teilte der Verband mit. Koch, die seit gut drei Jahren Vizepräsidentin ist, habe sich selbst dazu entschlossen.
Trainer-Duo muss gehen in Stuttgart
In Stuttgart darf derweil das Trainer-Duo, das bis einschließlich diesen Sonntag vorläufig freigestellt worden war, nicht in den Trainingsbetrieb im Kunstturnforum zurückkehren.
In den vergangenen Tagen hatten auch Bundestrainer Gerben Wiersma und Nachwuchs-Bundestrainerin Claudia Schunk Einsätze in Stuttgart übernommen.
Schwere Vorwürfe von Spitzenturnerinnen als Auslöser
Mehrere ehemalige Auswahl-Turnerinnen hatten zuletzt schwere Vorwürfe gegen die Arbeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart erhoben, darunter die früheren Spitzenturnerinnen Tabea Alt und Michelle Timm. Kritisiert wurden „systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch“ sowie katastrophale Umstände. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Kultusministerium Baden-Württemberg hatten, wie der DTB, eine genaue Aufarbeitung gefordert.
Der DTB und der Schwäbische Turnerbund (STB) sind dabei, die Geschehnisse aufzuarbeiten. In den kommenden Tagen werden weitere Neuigkeiten im Aufklärungsprozess erwartet – unter anderem zur Besetzung der Untersuchungskommission, die der DTB installieren will, und die sich näher mit den Vorwürfen befassen soll.
Hoffnung auf einen „Bewusstseinswandel“
Der Verein Athleten Deutschland hatte die Hoffnung geäußert, dass die öffentlichen Stellungnahmen zu dem Skandal auch eine Chance zur Besserung bieten könnten.
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Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, hatte gesagt, dass er auf einen „Bewusstseinswandel“ hoffe. (sid/tm)