Alexander Zverev und Novak Djokovic umarmen sich

Alexander Zverev (l.) und Novak Djokovic treffen im Halbfinale der Australian Open aufeinander. (Foto: imago/Hasenkopf)

Djokovic vor Halbfinal-Kracher gegen Zverev: „Wir haben eine Abmachung“

Über die Jahre haben sich Alexander Zverev und Novak Djokovic trotz aller Rivalität schätzen gelernt – doch auf dem Platz und beim Thema Weltall hört die Freundschaft auf. „Ich lese unfassbar viele Bücher, Novak ist auch sehr fasziniert darüber. Wir haben sehr verschiedene Meinungen über das Weltall“, erzählte Zverev.

Es kommt vor, dass der bekennende Stephen-Hawking-Fan im Flieger stundenlang mit dem für seine spirituelle Sichtweise bekannten Djokovic über Raum, Zeit und Materie argumentiert. Bei den Australian Open konfrontierte der Serbe seinen deutschen Halbfinalgegner sogar öffentlich damit – und verpackte darin eine sportliche Botschaft.

„Glaubst du, dass die Antwort, wie man einen Grand Slam gewinnt, im Weltall liegt?“, fragte Djokovic, als er Anfang des Tennis-Turniers eine Pressekonferenz des Hamburgers crashte. Zverevs launiger Konter: „Die Antwort auf die Frage, wie man einen Grand Slam gewinnen kann, ist, dass du mich einen gewinnen lässt.“

Djokovic und Zverev vom Weltall fasziniert

Diesen Ball spielte der 24-malige Grand-Slam-Sieger nun vor dem Halbfinal-Showdown an diesem Freitag an Zverev zurück. „Wir haben eine Abmachung“, sagte der 37-Jährige nach seinem dramatischen Viertelfinalsieg gegen Spaniens Jungstar Carlos Alcaraz (21): „So lange ich spiele, lässt er mich die Grand-Slam-Matches gewinnen.“

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Alle drei bisherigen Grand-Slam-Duelle mit Djokovic hat Zverev tatsächlich verloren, insgesamt lautet die Bilanz 4:8. Doch nicht nur wegen der Oberschenkelverletzung, die sich Djokovic im Generationenduell mit Alcaraz zugezogen hat, glaubt der Weltranglistenzweite an seine Chance: „Ich weiß, dass ich die Qualität dazu habe.“

Nach dem Sieg ließ Novak Djokovic (37) seinen Emotionen freien Lauf. IMAGO/AAP
Novak Djokovic schreit nach dem gewonnen Match gegen Carlos Alcaraz
Nach dem Sieg ließ Novak Djokovic (37) seinen Emotionen freien Lauf.

Das glaubt auch Djokovic. Zverev sei in „großartiger Form“, habe einen „starken Aufschlag“ und sei auf Hartplatz „ein supergefährlicher Gegner“. Doch die größere Herausforderung sei für ihn jetzt, seinen Körper für die Partie fit zu bekommen. Er sei „besorgt“, sagte Djokovic, der zusätzliche freie Tag komme „zur rechten Zeit“. Aber „mental und emotional“, das betonte Djokovic, sei er bereit für das Kräftemessen mit der Nummer zwei der Welt.

Zverev über Djokovic: „Der beste Spieler aller Zeiten“

Zverev ist gut beraten, nicht zu viele Gedanken an die Blessur seines Gegners zu verschwenden. Alcaraz hat sich darauf eingelassen – und mit dem Aus dafür bezahlt. Die Erfahrungen von 2023, als Djokovic während des gesamten Turniers immer wieder humpelte und wegen seines Oberschenkels medizinische Auszeiten in Anspruch nahm, sollten Zverev auch eine Warnung sein. Damals reckte Djokovic am Ende trotzdem die Trophäe in die Höhe. 

Alexander Zverev steht nach hartem Kampf im Halbfinale von Melbourne. IMAGO / Icon Sportswire
Alexander Zverev jubelt
Alexander Zverev steht nach hartem Kampf im Halbfinale von Melbourne.

Jetzt greift Djokovic mit Ex-Profi Andy Murray als Supercoach an seiner Seite nach dem elften Australian-Open-Triumph und dem 25. Grand-Slam-Titel insgesamt. „Novak ist der beste Spieler aller Zeiten“, sagte Zverev. Er selbst wäre schon froh, wenn er seinen ersten Gesamtsieg bei einem der vier Major-Turniere feiern könnte. „Jeder weiß, was ich jage.“

Zverev braucht starke Nerven gegen das Mentalitätsmonster

Rekorde, wie der der meisten Australian-Open-Siege eines männlichen deutschen Spielers, sind es nicht. Nach dem mühsamen Viertelfinal-Erfolg gegen den US-Profi Tommy Paul hat Zverev nun 30 Siege in Melbourne vorzuweisen und damit einen mehr als Tennis-Ikone Boris Becker. „Der große Unterschied ist“, sagte Zverev: „Boris Becker hat die Trophäe hier zweimal hochgehalten. Ich habe es noch nicht getan.“

Oft scheiterte Zverev auf der Grand-Slam-Bühne an seinen Nerven, so wie im trotz einer 2:0-Satzführung verlorenen US-Open-Finale 2020 gegen den Österreicher Dominic Thiem. Jetzt trifft er ausgerechnet auf das Mentalitätsmonster schlechthin im Profitennis. „Das ist ein Steher“, sagte Eurosport-Experte Becker über seinen Ex-Schützling Djokovic: „Der wackelt schon mal, aber fällt ganz selten.“

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Entscheidend wird sein, ob sich Zverev von Djokovics Psychospielchen freimachen kann. Denn klar ist: Genau wie in Diskussionen über das Weltall gibt ein Novak Djokovic auch auf dem Tennisplatz niemals klein bei. (sid/tm)

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