Tödlicher Trend aus den 90ern: Zahl der S-Bahn-Surfer steigt enorm an
Der tödliche Trend aus den 90ern ist zurück: Fälle von S-Bahn-Surfen, dem Mitfahren auf dem Dach oder den Kupplungen von Zügen, nehmen deutlich zu – trotz der zahlreichen Todesopfer, die dieser Irrsinn bereits gefordert hat. Zu einer Recherche der MOPO von Mitte 2024 gibt es nun aktuelle Zahlen.
Lag die Zahl der registrierten Fälle von „Train Surfing“ in den vergangenen Jahren bei weniger als zehn, kletterte sie im Jahr 2023 schon auf 16. Für das erste Halbjahr 2024 nannte die Hochbahn der MOPO im vergangenen Juli bereits 20 registrierte Fälle.
Nun hat das NDR-Reportageformat „STRG_F“ neue Zahlen der Hochbahn, die das Fortbestehen des Trends belegen: Fast 40 Fälle waren es demnach 2024 – rund viermal so viele wie 2019.
Zu einem Todesfall kam es in Hamburg zuletzt im Jahr 2018: Ein 14-Jähriger hatte sich an die Außenwand der U3 geklammert und stieß am Baumwall gegen einen Stahlträger.
„Train-Surfing“: Hochphase in den 90ern
„Train Surfing“ hatte seine Hochphase in den 1990er Jahren, ein brandgefährlicher und damals häufig tödlicher Trend. In den Zügen wurden daraufhin Sperren eingebaut, die ein Öffnen der Türen während der Fahrt unmöglich machen. Lange Zeit war es ruhig geworden um diese Mutproben – doch nun bekommen die Täter eine neue, große Öffentlichkeit: Viele filmen ihre lebengefährlichen Aktionen und posten sie in sozialen Medien – mit zum Teil millionenfachem Klick-Erfolg.
„Wir wissen von der Bedeutung von Videos und wir nehmen den Anstieg wahr“, sagt Christoph Kreienbaum, Pressesprecher der Hochbahn, im Interview mit „STRG_F“. „Was einen sprachlos zurücklässt, ist nicht nur die Tatsache, dass es mehr wird, sondern auch, wie lebensgefährlich das ist.“
Gegenüber der MOPO machte der Hochbahn-Sprecher auch auf einen Aspekt aufmerksam, den die „Train-Surfer“ offenbar völlig ignorieren: „Im Falle eines Unfalls, den diese Menschen in Kauf nehmen, werden aber auch andere Menschen zu Opfern. Das sind die Zugfahrerinnen und Zugfahrer, die Rettungskräfte und Fahrgäste – darunter können auch Kinder sein. Und das nehmen diese Idioten billigend in Kauf für ihren Kick.“
Ehemaliger „Train-Surfer“ warnt: „Denkt an eure Familie“
Dem NDR-Bericht zufolge ist der Trend in anderen Städten kein so großes Thema. Die Berliner Verkehrsbetriebe stellen demnach keinen Anstieg fest. Das U-Bahn-Surfen komme „nicht sehr häufig“ vor.
In der Reportage kommt auch ein heute 18-jähriger ehemaliger „Train-Surfer“ zu Wort, der bei einem Unfall vor drei Jahren beide Beine verlor. „Es kann wirklich immer was passieren “, warnt der junge Mann, der heute auf Hilfe angewiesen ist. Sein Appell an alle, die diesen Kick suchen: „Denkt an eure Familie und Freunde, weil das ist das Einzige, was bleibt.“ (mp)
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