Problem für anderen Profi: Das ist der heimliche HSV-Gewinner von Berlin
Dass er ein Teamplayer ist, bewies Immanuel Pherai am Samstag. Nachdem er vormittags alleine im Volkspark geschuftet hatte, um seine Blessur in den Griff zu kriegen, fieberte der Niederländer am Abend vor seinem Fernseher in Hamburg dabei mit, wie seine Kollegen in Berlin mit 3:2 siegten. Pherai feuerte seine Mitspieler quasi über Instagram an, das zeigten mehrere Storys. Und er bekam dann auch mit, wie in der 84. Minute ein Positionskonkurrent das HSV-Siegtor einleitete. Pherai jubelte – könnte nun aber noch länger außen vor sein.
Marco Richter lag sich nach erfolgreich erledigter Arbeit mit Miro Muheim in den Armen und schrie bei der Party vor der Gästekurve im Olympiastadion die Freude aus sich heraus. Wie der gesamte HSV ließ sich auch der 27-Jährige zu Recht feiern, denn er hatte diesem Auswärtssieg überhaupt erst den Weg bereitet. Nach einem abgeblockten Angriff der Hertha kam Richter im eigenen Strafraum an den Ball, er pflückte ihn mit seinem rechten Fuß herunter, legte sich das Leder noch einmal vor und spielte mit seinem schwächeren linken Fuß schließlich einen Sahne-Pass.
Marco Richter in Berlin mit erster Tor-Vorlage für den HSV
Vom eigenen linken Sechzehner-Eck aus segelte die Kugel diagonal und halbhoch übers Spielfeld, exakt in den Lauf von Emir Sahiti, der das 60-Meter-Zuspiel aufnahm und der den von Richter eingeleiteten, blitzsauberen Konter eiskalt abschloss. Der Kosovare erzielte in seinem achten HSV-Pflichtspiel sein erstes Tor – und Richter verbuchte in seiner 16. Partie mit der Raute auf der Brust seine erste Vorlage. Endlich. Und technisch höchst anspruchsvoll.
„Wir haben Jungs, die diesen Ball spielen können“, lobte Merlin Polzin den Assistgeber, ohne Richters Namen zu nennen. Das tat dafür Sahiti: „Ich habe von Marco einen sehr schönen Ball zugespielt bekommen.“ Und die Leihgabe von Mainz 05 selbst? Die schrieb nach der erfolgreichen Reise zu Ex-Klub Hertha BSC auf Instagram: „Let‘s go! Danke für die unglaubliche Unterstützung, am Sonntag geht’s weiter!“ Es würde überraschen, wenn Richter nach dem persönlichen wie mannschaftlichen Erfolgserlebnis von Berlin gegen Hannover 96 nicht erneut starten dürfte.
Pherai-Rückkehr ins Mannschaftstraining des HSV offen
Dabei hätte der Mittelfeldmann in der Hauptstadt womöglich gar nicht gespielt, wenn Pherai, der schon vor der Partie gegen den 1. FC Köln (1:0) einen schmerzhaften Schlag auf den Unterschenkel abbekommen hatte, nicht ausgefallen wäre. Zu Beginn der Vorwoche war Polzin bei dem 23-Jährigen noch optimistisch, „aber es hat sich dann doch als nicht ganz so einfach für ihn herausgestellt“. Deshalb fehlte Pherai im Kader, verlor logischerweise seinen Stammplatz, den dafür Richter nach zwei Bankplätzen in Folge wieder bekam – und rechtfertigen konnte.
Auch wenn er nicht durchgängig glänzte, hat Richter seine Rolle als HSV-Achter neben 1:0-Vorlagengeber Adam Karabec in Berlin erst einmal verteidigt – zumal Pherai am Dienstag immer noch nicht auf den Trainingsplatz zurückkehrte. Während Keeper Matheo Raab (Handbruch), Fabio Baldé, dessen Comeback wegen muskulärer Probleme noch nicht final absehbar ist, und Robert Glatzel, der im März wieder spielen soll, parallel zur ersten HSV-Teameinheit der Woche individuell arbeiteten, war Pherai nicht mit draußen, er schuftete wie am Montag drinnen.
„Bei Fabio müssen wir von Tag zu Tag schauen, was die Verletzung macht“, sagte Polzin nach dem Dienstagstraining über Baldé. Und über Pherai: „Bei Manu ist es so, dass er drinnen die nächsten Schritte geht, dass es da auch nach Besserung aussieht. Aber das Spiel (gegen Hannover; d. Red.) ist erst am Sonntag. Wir gucken, dass wir es bei ihm steigern, damit wir ihn hinbekommen. Da müssen wir aber natürlich Rücksicht auf den Jungen nehmen, damit wir möglichst lange etwas von ihm haben.“ Der Coach bestätigte, dass es bei Pherai schwierig bis sehr eng wird mit einem möglichen Einsatz gegen Hannover. Bei Baldé hofft Polzin schon auf ein Kader-Comeback, das ist aber offen.
Schon Joker: HSV-Vizekäpitän Ludovit Reis macht Druck
Vorerst hat Topspiel-Gewinner Richter die Nase jedenfalls vor Pherai. Doch die Mainz-Leihgabe muss sich künftig weiterer interner Konkurrenz stellen – denn Ludovit Reis feierte am Samstag sein Comeback nach mehrmonatiger Verletzungspause, kam in der 86. Minute für Richter ins Spiel und verteidigte den Auswärtssieg erfolgreich mit.
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Der Vize-Kapitän ist noch nicht wieder bei 100 Prozent, aber auf dem Vormarsch. Reis drängt vielleicht noch nicht gegen Hannover, jedoch schon bald wieder in die Startelf, dürfte damit zum „Problem“ für Richter werden. Und auch Reis’ Landsmann Pherai, eigentlich ein Teamplayer, muss sich im Positionsgerangel dann umso mehr behaupten.
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