Der Görtz-Flagship-Store in der Spitalerstraße.

Görtz ist schon wieder insolvent, der Verwalter hält die Lage für kritisch. Foto: picture alliance / dpa | Maja Hitij

Zerbricht Görtz an der neuen Insolvenz? „Lage bleibt kritisch“

Nach den Anträgen der Gläubiger hat nun auch der als Sanierer aufgetretene Bolko Kissling Eigenantrag auf Insolvenz der drei Görtz-Firmen gestellt. Insolvenzverwalter Gideon Böhm spricht von einer „sehr schwierigen Ausgangslage“, die „Lage bleibt kritisch“.

Er war 2023 als Retter der insolventen Görtz-Kette angetreten – nun muss Bolko Kissling selbst ebenfalls Insolvenz für die Schuhhandelskette anmelden. Das Konstrukt besteht aus drei einzelnen Firmen: der Görtz Retail GmbH, die die Filialen betreibt und gegen die bereits vergangene Woche ein Fremdantrag der Gläubiger auf Insolvenz gestellt worden war, dem sich Kissling nun anschließt. Dazu kommen die Görtz Holding GmbH und die Atlant Logistik GmbH. Für alle drei ist Gideon Böhm zum Insolvenzverwalter bestellt worden.

Bekommt Görtz erneut Insolvenzgeld?

Für die rund 400 Menschen umfassende Belegschaft hat man bereits die sogenannte „Zustimmung zur Vorfinanzierung des Insolvenzgelds“ bei der Bundesagentur für Arbeit beantragt – dass diese gewährt wird, ist aber alles andere als sicher, wie Böhm erklärt: Ob die Bundesagentur „von ihrer ersten Einschätzung, dass eine erneute Gewährung von Insolvenzgeld nicht möglich ist, abweichen wird“, bleibe abzuwarten. Der Insolvenzverwalter mahnt, man müsse nun versuchen, „aus eigener Kraft so viel Liquidität wie möglich zu generieren, um die Gehälter der Mitarbeitenden zahlen zu können.“

Neu ist, dass nun auch die jeweils rund 50 Mitarbeitenden der beiden anderen Firmen von einer erneuten Insolvenz betroffen sind. Darüber sollen sie am Mittwoch und Donnerstag in Betriebsversammlungen informiert werden. Auch für diese Firmen soll Insolvenzgeld beantragt werden – und auch für sie spricht Böhm von einer „sehr schwierigen Ausgangslage“.

Insolvenz: Kissling hatte Görtz erst 2023 übernommen

Bolko Kissling hatte Görtz 2023 übernommen, seinerzeit „innovative Lösungen und Konzepte für die Zukunft des Unternehmens“ und Zahlungen von insgesamt 1,8 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Laut Böhm seien durch Kisslings CK Technology Solutions GmbH aber lediglich 500.000 Euro tatsächlich gezahlt worden, die anderen 1,3 Millionen wurden „mit behaupteten Gegenforderungen verrechnet“.

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Insolvenzverwalter Böhm verhandelt nach eigenen Angaben „intensiv mit potenziellen Kaufinteressenten“, parallel sollen für alle drei Görtz-Firmen „mögliche Sanierungsaussichten“ geprüft werden. Alle noch geöffneten Filialen sollen vorerst weiter betrieben werden.

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