In rasantem Tempo rein in den Schiet: „Eine Mords-Freundin“ – eine bitterböse Satire
Augen auf bei der Wahl der Freunde! Das ist manchmal leichter gesagt als getan. Debbie und Peter lassen sich jedenfalls schnell hinreißen, Reisebekanntschaft Elsa ihre E-Mail-Adresse preiszugeben. Wie die Dame aus Denver kurz darauf ihr Versprechen, Kontakt zu halten, einlöst – das ist ein Fall für Steven Moffat. Der britische Erfolgsautor („Sherlock“, „Dr. Who“), der mit „Eine Mords-Freundin“ sein erstes Theaterstück vorlegt, schickt das gut situierte Londoner Ehepaar vom Traumurlaub in einen Albtraum.
Denn erst als Elsa Jean Krakowski bereits vor ihrer Tür steht, bringen die beiden online in Erfahrung: Ihr ungebetener Gast ist wahrscheinlich eine Serienkillerin! An der Komödie Winterhuder Fährhaus wird Moffats hintersinnige Gesellschaftssatire mit TV- und Bühnenstar Marion Kracht als ebenso resoluter wie schlagfertiger Mehrfach-Witwe zum rabenschwarzhumorigen Vergnügen.
Satire von „Sherlock“-Macher Steven Moffat
Was tun? Die Frage, wie man die Frau – ohne gegen gute Manieren zu verstoßen –, wieder loswird, spaltet in der überdrehten, unterschwellig ironischen Inszenierung (Regie: Anatol Preissler) die Familie. Weil Alex (Muttersöhnchen und Computer-Nerd: Mathias Renneisen) und seine trotzige Schwester Rosie (Stefanie Darnesa) – schwierige Jugendliche, die sich mit Elsa als „Sparringpartner“ im Nu in Bilderbuchkinder verwandeln – gegen ihre „Abschiebung“ sind, bleibt den gestressten Eltern (agieren vornehmlich laut und unter Hochdruck: Stefan Kiefer und Jessica Ginkel) nur eines: sich an ein Leben in Ungewissheit zu gewöhnen.
Dass sie sich mit ihrer Scheu vor klaren Worten jedoch immer tiefer in den „Schiet“ manövrieren, lässt sich vor allem im zweiten Teil der mit vielen Lachern gespickten Aufführung nicht mehr verhehlen.
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Marion Kracht ist komödiantisch in Hochform. Als spleenige Menschenfreundin ist sie einfach mörderisch gut im Kümmern um Küche und Kinder, um einen plötzlich auftauchenden Polizisten (Daniel Krauss) und um den nervigen Nachbarn (Gerhard Mohr) – immer jedoch auch eine unberechenbare Gefahr. Aus dieser Nummer wieder rauszukommen ist reine Glückssache. So viel sei verraten … Sehen Sie selbst!
Komödie Winterhuder Fährhaus: bis 23.2., diverse Zeiten, 25-39,50 Euro, komoedie-hamburg.de
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