St. Paulis Philipp Treu jubelt

St. Paulis Philipp Treu jubelt. Foto: WITTERS

„Damit können wir sehr gut leben“: St. Pauli trotz des späten Nackenschlags stolz

Bei der Wahl zwischen halbleer und halbvoll entscheid man sich beim FC St. Pauli eindeutig für letztere Variante. Dabei hatte der Aufsteiger den dritten Dreier in Folge dicht vor Augen, führte am ausverkauften Millerntor lange und verdient mit 1:0 gegen den FC Augsburg. Der machte dann aber aus seiner einzigen Chance den späten Ausgleich, damit aber nicht die Stimmung kaputt. „Den Punkt nehmen wir mit”, sagte Coach Alexander Blessin trotzig, „zumal die anderen verloren haben.” Tatsächlich wuchs der Abstand auf die direkten Abstiegsplätze auf neun, auf den Relegationsplatz auf sieben Zähler.

Die Partie begann ähnlich zurückhaltend wie jene zuletzt gegen Union, allerdings mit dem feinen Unterschied, dass die Kiezkicker von der ersten Sekunde an hellwach und sehr ballsicher wirkten. Nach vorne blieb Braun-Weiß zunächst noch zurückhaltend, aber das änderte sich mit fortlaufender Dauer.

Noahkai Banks’ Eigentor sorgt für St. Paulis Führung

Den Anfang machte eine Traumkombination über Johannes Eggestein und Morgan Guilavogui, in deren Folge Noah Weißhaupt allein aufs FCA-Tor zustrebte, allerdings knapp im Abseits stand (11.). Der zweite zielstrebige Versuch aber saß dann. Wieder kombinierte sich St. Pauli mit One-Touch-Football nach vorne, Guilavoguis Flanke war zwar weit weg von scharf, aber Philipp Treu ging der Kugel mit brachialer Entschlossenheit entgegen, schädelte den Ball aufs Tor, Keeper Finn Dahmen parierte glänzend. Aber Treu nahm aus spitzem Winkel den zweiten Versuch, der wohl vorbeigegangen wäre, aber Verteidiger Noahkai Banks grätschte die Murmel beim Klärungsversuch über die Linie (17.).



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Noch mehr Rückenwind also für die Hamburger, die zwar gar nicht furios, aber so überlegen agierten, dass bei den Gästen zur Pause nicht nur bei Torschüssen die Null stand. Augsburg hatte nicht einmal eine Möglichkeit, überhaupt einen Versuch gen FCSP-Tor abzugeben. Es gab schlicht keinen Raum für die Gäste, die auch in den direkten Duellen keine Sonne sahen.

St. Pauli-Trainer Blessin: „Wir waren richtig giftig“

Von fußballerischem Konzept war da nicht einmal mit viel gutem Willen etwas zu erkennen.

Anders die Hausherren. Manolis Saliakas, Jackson Irvine, Eggestein und Guliavogui zauberten den Ball in Minute 27 bis in den Fünfer, wo Weißhaupt an Dahmen scheiterte. „Wir haben es echt gut gemacht in der ersten Halbzeit”, freute sich Alexander Blessin. „Wir standen sehr engmaschig und haben wenig zugelassen. Wir waren richtig giftig, hatten gute Umschaltmomente und haben verdientermaßen das 1:0 gemacht. Eigentlich wollten wir so weiterspielen.”

Augsburg kommt in der 82. Minute zum ersten Torschuss

Das ließ sich zunächst auch so an. Augsburg blieb erschütternd harmlos, St. Pauli hatte durch Eggestein (52.) und nach einer scharfen Hereingabe von Irvine, die Chrislain Matsima fast ins eigene Netz geklärt hätte (66.), weitere Möglichkeiten. Doch dann veränderten sich Nuancen. „Wir sind immer defensiver geworden, immer tiefer gefallen”, merkte Eric Smith an und bekam Zustimmung von seinem Coach. „Wir waren etwas inaktiv und haben nicht die Geduld gehabt, klare Bälle zu spielen. Wir hatten viele Fehlpässe, wodurch es sehr wild geworden ist.”

Wobei wild nicht gleichzusetzen mit unterhaltsam ist. Weil beim Kiezklub jetzt nach vorne nicht mehr viel ging, Augsburg trotz optischer Überlegenheit weiterhin völlig zahnlos wirkte, plätscherte die Nummer bei aufkommendem Nebel so vor sich hin. In Minute 82 verzeichnete der FCA dann tatsächlich den ersten (!!!) Abschluss, einen harmlosen Kopfball von Steve Mounié. „Wir haben nicht viel zugelassen”, sagte Blessin. „Aber mit dem ersten Torschuss machen sie dann ein Tor, das ist ärgerlich.”

Augsburgs Joker Mert Kömür verdirbt die Millerntor-Party

Und es geschah so: St. Pauli bekam trotz möglicher Überzahl eine Situation auf der rechten Defensivseite nicht in den Griff. Dimitrios Giannoulis kam dadurch recht unbedrängt zum Flanken, und im Zentrum setzte sich Mert Kömür durch, traf den Ball volley und schweißte ihn unhaltbar zum 1:1 in die Maschen (83.).

Ein Schock, der aber kurz nach Abpfiff bereits wieder verdaut war. „Wir spielen Bundesliga und das ist Augsburg”, brachte es Eric Smith auf den Punkt. „Es ist vermutlich einer der härtesten Gegner, den du im Moment haben kannst. Es war ein hartes Spiel und sie hatten nur wenige Torschüsse, und der eine war am Ende dann eben drin.“

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Ähnlich fiel die Bilanz von Johannes Eggestein aus. „Es ist immer möglich, dass eine Flanke reingeht”, konstatierte er und sah ansonsten vor allem das Positive. „Das war eine sehr ordentliche Leistung, darauf können wir stolz sein. Insgesamt geht das Unentschieden in Ordnung, weil die zweite Halbzeit nicht stabil genug war.” Sieben Punkte aus den ersten drei Rückrundenspielen, „das ist richtig gut, damit können wir sehr gut leben”.

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