Angst vor Mega-Beben: Massenflucht aus Urlaubsparadies
Wegen der anhaltenden Erdbebenserie nordöstlich der Ferieninsel Santorini haben mittlerweile zwei Drittel der rund 16.000 Einwohner das Eiland verlassen. Aus Sorge vor Plünderungen werden die leeren Gassen der Ortschaften verstärkt von der Polizei kontrolliert. Und jeder fragt sich: Steht das große Beben noch bevor?
Griechische Seismologen rechnen damit, dass es sich bei den seit Wochen anhaltenden Bewegungen nur um Vorbeben handelt und die große Erschütterung erst noch bevorstehen könnte. Dass es gerade um Santorini herum immer wieder zu Erdbeben kommt, hat konkrete Gründe.
„Santorini ist Teil eines vulkanischen Komplexes, der von Athen bis an die türkische Küste reicht“, sagt der Geophysiker Christian Berndt vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Der vulkanische Komplex entsteht dadurch, dass südlich von Kreta eine große Erdplatte in den Erdmantel abtaucht. „Und diese Plattenbewegung löst an verschiedenen Stellen Erdbeben aus.“ Zum Beispiel auf Kreta, aber auch in der etwa 120 Kilometer nördlich davon gelegenen Region um Santorini.
Immer wieder auch größere Erdbeben
Was man gerade um Santorini beobachten kann, ist ein sogenannter Erdbebenschwarm, erklärt Berndt. Davon spricht man dann, wenn mehrere Erdbeben räumlich und zeitlich zusammenfallen, also gehäuft auftreten.
Zwar bebt in der Region regelmäßig die Erde – etwa einmal im Monat. „Aber besonders ist jetzt, dass es so viele Erdbeben auf einmal gibt.“ Das letzte Mal gab es 2012 ähnlich viele Erdbeben. „Die waren aber genau unter Santorini, und jetzt sind sie ein bisschen weiter östlich.“
In der Vergangenheit gab es immer wieder Phasen mit erhöhter seismischer Aktivität. „Und da gab es auch sehr, sehr große Erdbeben“, sagt Berndt. 1956 gab es auf Amorgos ein Erdbeben der Stärke 7,7. „Das war eines der verheerendsten Erdbeben, die in der Region in historischer Zeit stattgefunden haben.“
Vorhersage der Entwicklungen schwierig
Wie sich der aktuelle Erdbebenschwarm weiterentwickelt, ist schwierig zu sagen. Mit jedem Beben kann sich die Situation verändern, erklärt Berndt. Die Spannung im Untergrund kann zunehmen und ein größeres Erdbeben auslösen. Denkbar ist aber auch, dass die kleineren Erdbeben die Spannung abbauen und ein größeres Beben ausbleibt.
Eine generelle Vorhersage darüber, wann es zu Erdbeben kommt, ist grundsätzlich nicht möglich. „Was möglich ist, ist zu sagen, wie oft diese Erdbeben im Durchschnitt wieder auftreten“, sagt Berndt. Wenn größere Spannungen abgelassen haben, dauert es erst einmal, bis wieder ein neues großes Erdbeben auftreten kann.
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Berndt betont aber auch: „Grundsätzlich würde ich vor Panikmache warnen.“ Denn solche Erdbebenschwärme treten durchaus häufiger auf, und in den meisten Fällen passiert dann nichts Großes. „Insofern ist das kein direktes Anzeichen dafür, dass jetzt ein großes Erdbeben kommt.“ (dpa)
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