Ein U-Boot auf hoher See

Woher kam das merkwürdige Geräusch? War es ein russisches U-Boot in geheimer Mission? Foto: picture alliance George Lee

Das mysteriöse Geräusch, das die Royal Navy alarmierte

Die Zeiten sind unruhig, und manche sprechen schon von einem Zustand irgendwo zwischen Frieden und Krieg. Von einem „hybriden Krieg“, einem unsichtbaren Krieg, einem Krieg mit anderen Mitteln, der seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine läuft.

Ausgetragen wird er besonders im Internet und auf See. Russische Spionageschiffe kundschaften Windparks und Pipelines in der Nordsee aus; schrottreife Tanker aus Putins „Schattenflotte“ schmuggeln in der Ostsee Öl an den westlichen Sanktionen vorbei. Unterwasserkabel wurden beschädigt und russische Kriegsschiffe drangen mehrfach in Hoheitsgewässer anderer Nationen ein, vermutlich, um Reaktionszeiten zu testen.

Besonders die Spannungen zwischen Großbritannien und Russland haben sich verschärft. Vor Kurzem tauchte ein U-Boot der Royal Navy direkt im englischen Kanal neben einem russischen Spionageschiff auf, das über einem Unterseekabel verdächtig hin und her fuhr.


Stefan Kruecken hfr
Stefan Krücken

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

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Der britische Verteidigungsminister John Healey sandte eine scharfe Warnung nach Moskau; man werde Schiffe, die im Verdacht stehen, Leitungen oder Pipelines zu sabotieren, ohne Vorwarnung kapern und festsetzen. Patrouillen sind seither verstärkt worden.

Nun gab es einen Alarm im Westen Schottlands, in einer einsamen Ecke des Königreichs, nahe der kleinen Insel Raasay, auf der nur 161 Menschen leben. Sensoren zeichneten verdächtige Geräusche auf. Und dies in einem Seegebiet zwischen den Inseln der Inneren Hebriden, in dem britische U-Boote üben. Was war dort los? 

Russische Kriegsschiffe drangen mehrfach in Hoheitsgewässer anderer Nationen ein

War etwa die russische Tiefseeflotte, GUGI genannt, in geheimer Mission am Werk? Hatten Russen Technologie auf dem Meeresboden vor Schottlands Westküste versteckt, um künftig die Bewegungen britischer Kriegsschiffe leichter überwachen zu können?

Die Sorgen wurden noch größer, als wenige Tage später andere Sensoren wieder seltsame Geräusche registrierten. Relativ nah am ersten Vorfall, einige Dutzend Seemeilen weiter südöstlich, diesmal aber vor der Brücke der Insel Skye. Sie bewegten sich, in südlicher Richtung. Irgendwie ploppende Geräusche, wie sie in dieser Form noch nicht vernommen worden waren. Die Experten rätselten. 

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Die Spekulationen wurden durch die Präsenz zweier russischer Schiffe im Seegebiet weiter angeheizt. Auf beiden sollen Tauchroboter gesehen worden sein.

Wie britische Medien berichten, liegt inzwischen die Analyse der geheimnisvollen Signale vor. Es handelt sich um ein Unterwasserobjekt, aber um eines, das unverdächtig bleibt und weder zur russischen Schattenflotte noch GUGI gehört. Die Geräusche konnten nicht dechiffriert werden, aber man weiß, dass sie natürlichen Ursprungs sind.

Es handelte sich um das Furzen eines Wals.

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