Schiedsrichter Wolfgang Haslberger diskutiert mit Merlin Polzin und Loic Favé

Viele Diskussionen: Schiedsrichter Wolfgang Haslberger gab HSV-Assistent Loic Favé (2.v.r.) die Gelbe Karte. Foto: WITTERS

„Jeder weiß, dass Davie Selke …“: Elfer-Ärger nach HSV-Sieg in Münster

Wolfgang Haslberger stand am Freitagabend gleich zweimal im absoluten Fokus der Fans im Preußenstadion. Nachdem der Schiedsrichter einen zunächst gepfiffenen HSV-Elfmeter wegen eines angeblichen Foulspiels an Adam Karabec zurückgenommen hatte, brandete noch Jubel auf unter den Münster-Anhängern. Tief in der Nachspielzeit blieb er aber bei seiner Entscheidung – zur Verärgerung von Preußen-Coach Sascha Hildmann.

Eigentlich, ja eigentlich, analyisierte Hildmann die 1:2-Pleite seines Teams, sei es doch auf ein 1:1 hinausgelaufen. Lukas Denkert hatte früh getroffen (24.) und Davie Selke noch vor der Pause ausgeglichen (45.+3). „Aber dann“, setzte Hildmann fort, „gab es sechs Minuten Nachspielzeit, bedingt durch den gepfiffenen Elfmeter, der keiner war.“ Worauf der 52-jährige Trainer anspielte: Der Ursprung seines Ärgers hatte sich bereits in der 57. Minute zugetragen, als HSV-Profi Adam Karabec im Münster-Strafraum an den Ball kam – und sich nach einem Rempler dann fallen ließ.

Foul an Karabec? Haslberger nahm ersten HSV-Elfer zurück

Karabec krümmte sich vor Schmerzen, Referee Haslberger zeigte zunächst auf den Elferpunkt. Nach Ansicht der Videobilder korrigierte er seine Entscheidung – zu Recht – aber und erklärte später am Sky-Mikrofon: „Ich bin davon ausgegangen, dass der Hamburger Spieler am Fuß getroffen wird. Ich habe gesehen, dass der Münsteraner nicht den Ball spielt.“ Es ging neben Karabec auch um Jano ter Horst, der den HSV-Profi robust und ungestüm, aber wohl gerade noch fair von hinten attackiert hatte. Kontakt am Fuß jedenfalls, wie es Haslberger erst dachte, gab es nicht.



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„Das hat mir der Videoassistent auch mitgeteilt – und dass es erhebliche Zweifel gibt, ob der Kontakt an der Hüfte ausreicht“, erklärte der Schiedsrichter weiter. Und so sei er zum Entschluss gekommen: „Die Bilder, die ich gesehen habe, haben mich sofort überzeugt, keinen Strafstoß zu geben.“ Also nahm Haslberger den Elfmeter zurück – zur Verärgerung von HSV-Assistent Loic Favé, der keine klare Fehlentscheidung gesehen hatte und der wegen seines Protests dann die Gelbe Karte sah. Ansonsten aber hielten sich die Beschwerden auf Hamburger Seite in Grenzen.

Münster sauer wegen XL-Nachspielzeit nach VAR-Einsatz

Auch nach dem Spiel sprach im Lager des HSV dann keiner mehr über die 57. Minute – sondern vielmehr über die siegbringende Nachspielzeit. Dass es gleich sechs Minuten obendrauf gab, lag auch an der minutenlangen Video-Überprüfung nach dem vermeintlichen Foul an Karabec. Und genau das wurde dem SC Preußen laut Hildmann zum Verhängnis. „Dann sind wir leider die Leidtragenden“, sagte er zur VAR-bedingten XL-Nachspielzeit. Denn: In der 92. Minute ging Selke im Strafraum-Duell mit Verteidiger Frenkert zu Boden – und bekam den Strafstoß zugesprochen.

Davie Selke war in Münster der Matchwinner. WITTERS
Davie Selke jubelt über den Sieg in Münster.
Davie Selke war in Münster der Matchwinner.

Diesmal blieb es bei der Entscheidung, diesmal zum Unverständnis der Gastgeber. „Ob es ein Elfmeter war oder nicht – ich will mich an den Diskussionen nicht beteiligen“, sagte Hildmann zunächst, wurde aber danach doch konkreter und ließ seinem Frust freien Lauf: „Jeder weiß, dass Davie Selke gut arbeitet mit seinem Körper, meine Abwehrspieler aber auch. Ob ich dann unbedingt einen Elfmeter pfeifen muss in der 94. Minute und so eingreifen muss in das Spiel – weiß ich nicht. Der Schiri hat es gemacht, wir müssen damit leben. Uns tut es gerade weh.“

HSV-Stürmer Selke kontert Hildmann: „Ganz klar ein Foul“

Dem HSV erging es nach dem späten 2:1 logischerweise gegenteilig. Selke und Co. jubelten, und der Matchwinner selbst formulierte seine Meinung zur spielentscheidenden Szene ebenfalls deutlich: „Für mich ist es ein Elfmeter. Es waren gute Duelle mit den Jungs, beide eingesteckt, beide ausgeteilt – und er zieht mich am Ende zu Boden.“ Daher, so Selke, „für mich ganz klar ein Foul.“ Das sah Referee Haslberger genauso und keinen Spielraum für Diskussionen.

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„Der lange Ball kommt an den zweiten Pfosten rein und der Verteidiger von Preußen Münster klammert den Selke mit beiden Händen und reißt ihn letztendlich zu Boden. Er dreht ihn um fast 180 Grad einmal um und das ist ein klarer Strafstoß“, argumentierte Haslberger. „Dass das in der 94. Minute aus Münsteraner Sicht weh tut, verstehe ich komplett. Aber wenn man das isoliert betrachtet, muss man sehen, dass das ein klares Umreißen ist – und damit ein Strafstoß.“ Ebendieser löste Ekstase im Lager des HSV aus – und Ärger bei den Hausherren um Coach Hildmann.

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