„Erwachsener als wir“: St. Pauli hadert mit Pleite – Blessin fordert neue Serie
Viel falsch gemacht haben sie nicht, aber immer noch genug, um mit leeren Händen nach Hause fahren zu müssen. Der FC St. Pauli lieferte bei RB Leipzig ein vernünftiges Auswärtsspiel ab, zog am Ende aber doch mit 0:2 (0:2) den kürzeren, weil beide Gegentreffer vermeidbar waren und „das Momentum nicht auf unserer Seite war”, wie Johannes Eggestein aus nachvollziehbaren Gründen befand.
Es ging besser los als beim Pokalspiel (2:4) für Braun-Weiß. Anders als im vergangenen Oktober startete die Vorspiel-Lasershow in der Arena erst, nachdem auch die Hamburger durch waren mit ihrem Aufwärmprogramm. Die von Alex Blessin angekündigten Taschenlampen, die man für den Fall hatte mitnehmen wollen, mussten also nicht angeschaltet werden.
Boukhalfa überraschend in der Startelf
Dafür hatte der Coach in Sachen Aufstellung ein Überraschungspaketchen geschnürt. Dass Siebe Van der Heyden für Manolis Saliakas ins Team rutschte, durfte erwartet werden. Morgan Guilavogui hingegen wurde weder von Dapo Afolayan noch von Elias Saad oder Scott Banks vertreten, sondern von Carlo Boukhalfa.
Die Hamburger kamen gut in die Partie, hatten bereits in Minute drei die erste gute Chance. Eric Smith zog einen Freistoß von halblinks auf den kurzen Pfosten, RB-Keeper Gulasci bekam die Fäuste dran, Jackson Irvine den Nachschuss, den Lukeba kurz vor der Linie klärte. Und auch der zweite Hochkaräter ging an die Gäste: Eine scharfe Hereingabe von Johannes Eggestein wollte Lukeba klären, was fast in einem Eigentor endet. Der Ball klatschte, von Gulacsi pariert, an den Pfosten (16.) – und 13 Sekunden später lag St. Pauli hinten.
Sesko düpierte St. Paulis Nemeth
Im direkten Gegenzug spielte Xavi den Ball in den Lauf von Sesko, der David Nemeth mit einer simplen Finte ins Leere grätschen ließ, dadurch blank vor Nikola Vasilj stand und den Schlussmann mit einem überlegten Schuss ins lange Eck überwand. „So ein Spiel kann natürlich auch ganz anders laufen, wenn wir da die Chancen von uns sehen”, urteilte Blessin. „Aber dann kriegt man mehr oder weniger im direkten Gegenzug so ein dummes 0:1. Das ist dann natürlich auch sehr ärgerlich, denn das Tor war so an sich vermeidbar.”
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St. Pauli steckte den Rückschlag zunächst gut weg, agierte auf Augenhöhe, ohne dass sich vor beiden Toren irgendwas tat. Das änderte sich nach 35 Zeigerumdrehungen. Wieder zappelte das Runde im Eckigen der Hanseaten, wieder ging es viel zu einfach, diesmal über die linke Abwehrseite. Da durfte der agile Baku die Murmel ungestört in den Lauf von Sesko stecken, der klug ins Zentrum ablegte, wo Xavi unbedrängt vollstrecken durfte.
Platzverweis sorgte noch mal für Spannung
Das 2:0, fast schon das Ende aller Hoffnungen auf Zählbares für den Aufsteiger, zumal sich das Spielglück nicht auf seine Seite schlug. Sekunden vorm Pausenpfiff nagelte Noah Weißhaupt die Murmel volley an die Unterkante der Latte, von wo der Ball gegen Gulacsis Rücken und von dort aus knapp neben das Tor flog.
Durchgang zwei begann vergleichsweise gemächlich, wobei Leipzig sehr souverän agierte, viel Ballbesitz hatte und die Hamburger viel laufen ließ. Erst nach 61 Minuten hatte der soeben eingewechselte Elias Saad nach Pass von Jackson Irvine mal wieder einen Abschluss, wurde aber von Seiwald geblockt. Dennoch wurde das Spiel mit Saad ein anderes, zumal der Joker dafür sorgte, dass St. Pauli plötzlich ein Mann mehr war. Nach Ballverlust von Xavi im Aufbau steckte Eggestein den Ball auf Saad durch, der von Orban als letzter Mann umgemäht wurde. Schiri Badstübner zückte sofort Rot (71.).
Gulasci parierte St. Paulis Versuche
Es dauerte allerdings bis zur 88. Minute, ehe die Gäste aus der nummerischen Überlegenheit Kapital hätten schlagen können. „Aber leider hatten die Leipziger einen sehr guten Torwart”, sagte Eric Smith zu Gulacsis Paraden gegen den Kopfball von Eggestein und Hauke Wahls Distanz-Hammer. Auf der Gegenseite verhinderte Vasilj gegen Openda einen weiteren Gegentreffer (90.+1), die Niederlage stand da aber schon fest.
„Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren”, bilanzierte Smith, während Elias Saad befand: „Leipzig war einfach effektiver heute. Die haben das eiskalt ausgenutzt, gerade in der ersten Halbzeit. Die haben einfach erwachsener gespielt als wir, würde ich sagen.” Dass es in Überzahl nicht zu mehr Hochkarätern reichte, wunderte ihn nicht. „Nach dem Platzverweis hat sich Leipzig hinten reingestellt mit zehn Mann und dann ist es schwieriger, Lösungen zu finden. Diese Lösungen hatten wir nicht, weil wir eher die Mannschaft sind, die kontert.”
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Immerhin: Trotz der Niederlage hat sich angesichts der übrigen Ergebnisse des Spieltags nicht geändert an der weiterhin guten Ausgangsposition in der Tabelle. „Jetzt müssen wir halt eine neue Serie starten”, schloss Blessin. „Das nehmen wir mit. Die Fehler, die wir heute gemacht haben, aus denen müssen wir lernen und versuchen, das gegen Freiburg wieder besser zu machen.”
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