„Wir sind die Mehrheit“: Smudo und Hamburger Vereine starten Woche für Diversität
Seit 21 Jahren kämpft der Hamburger Verein „Laut gegen Nazis“ gegen den Rechtsextremismus in Deutschland. Der Vorsitzende Jörn Menge sagt: „Als wir damals angefangen haben, haben wir genau das, was jetzt passiert, verhindern wollen.“ Um ein Zeichen zu setzen, veranstaltet der Verein gemeinsam mit dem Rapper Smudo, dem HSV, Grün-Weiß Eimsbüttel und anderen Organisatoren Anfang März eine Aktionswoche für Diversität und gegen Menschenverachtung im I-Punkt Skateland an der Spaldingstraße in Hammerbrook. Eingeladen sind Schulklassen und jeder Interessierte.
Ebenfalls mit von der Partie ist der ehemalige Neonazi Philip Schlaffer, der vor Jahren aus der Szene ausgestiegen ist und den Verein Extremislos betreibt. „Als junger Mensch wäre das, was jetzt gerade passiert, für mich ein absoluter Traum gewesen“, sagt Schlaffer.
Neonazi-Aussteiger Philip Schlaffer erzählt auf der Aktionswoche von seiner Vergangenheit
Doch der über und über tätowierte Ex-Neonazi ist irgendwann zur Vernunft gekommen. Er hat sich aus dem braunen Sumpf befreit und kämpft seitdem mit seinem Buch, mit Vorträgen und Veranstaltungen dagegen. Dabei bekommt er so einiges zu sehen. „Es gibt in manchen Gegenden in Deutschland Schulklassen, in denen die Hälfte der Schüler so gekleidet und gestylt ist, als wären sie in der Hitler-Jugend“, so der 46-Jährige.
Schlaffer beobachtet mit Sorge das wachsende Selbstbewusstsein bei den Rechten: „Die haben das Gefühl, es darf alles gesagt werden. Auch wenn es menschenverachtend ist. Es gibt keine Hemmungen mehr.“ Dennoch will Schlaffer diese Gegenden in Deutschland nicht aufgeben. „Wir dürfen diese Gemeinden nicht alleine lassen.“
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Am 4. März um 13 Uhr will Schlaffer Schülern aus Hamburg, welche die Aktionswoche für Diversität und gegen Menschenverachtung (4. bis 8. März) in Hammerbrook besuchen, von seinen Erfahrungen und von seiner Vergangenheit erzählen. Außerdem gibt es Vorträge wie der von der Organisation „Sea Watch“, die im Mittelmeer Seenotrettungseinsätze fahren. Der Titel: „Man lässt niemanden ertrinken.“
Vorträge, Skate-Workshops und Initiativen: Anfang März startet die Aktionswoche für Diversität
Die Tik-Tokerin Omeima Garci berichtet über die perfiden Mechanismen von versteckten Hetz-Kampagnen, um Jugendliche über die sozialen Medien zu ködern. Es geht um antimuslimischen Rassismus, um anti-Schwarzen- Rassismus, um Antisemitismus, um die Gefahr von rechts für Menschen mit Behinderungen sowie um Geschlechtervielfalt und Toleranz.
Auf einer Aktionsmeile können sich die Schüler über verschiedene Projekte und Initiativen in Hamburg informieren. Nachmittags heißt es dann: Rauf auf die Rollen. Es gibt Skate-Workshops und Rollstuhl-Rides in den Halfpipes des I-Punkt Skateland an der Spaldingstraße 131. Die ersten Schulklassen haben sich schon angemeldet. Es sind aber noch Plätze frei. Nachmittags und am Wochenende ist die Aktionswoche für jeden offen. Der Eintritt ist frei. Spenden für die Vereine sind willkommen.
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Für den Rapper Smudo, der bei seinen Konzerten mit Songs wie „Endzeitstimmung“ für ein besonderes Gemeinschaftsgefühl sorgt, ist genau dieses Zusammensein das Wichtigste an der Aktionswoche. Im Alltag würden sich viele Menschen allein fühlen mit ihrer politischen Haltung. „Dabei sind wir nicht allein. Wir sind sogar in der Mehrheit! Es ist wichtig, dass wir das spüren. Dass wir Zusammenstehen. Dass die Starken die Schwachen beschützen. Und dass wir die Demokratie verteidigen, die dafür sorgt, dass wir uns nicht alle an die Gurgel springen.“
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