Alexander Zverev und Francisco Cerundolo

Alexander Zverev (l.) haderte nach dem Match gegen Francisco Cerúndolo mit dem Verhalten der argentinischen Fans. Foto: Matias Baglietto/dpa

Skandalöse Szenen in Argentinien: Fans provozieren Zverev – der verliert die Nerven

Erst tobte der Sturm, dann toste es in Alexander Zverev – und anders als der Wind über Buenos Aires legte sich der Zorn bei Deutschlands Tennisstar erst mal nicht. „Ich liebe Argentinien. Aber das Problem ist, dass das Publikum nicht weiß, wie man sich während eines Spiels benimmt“, schimpfte Zverev auf der Pressekonferenz, nachdem er im Viertelfinale gleich dreifach verloren hatte: gegen Francisco Cerúndolo, gegen dessen Fans – und seine eigenen Nerven.

Die 6:3, 3:6, 2:6-Niederlage im zweiten Match nach seiner klaren Final-Pleite bei den Australian Open habe er sich selbst zuzuschreiben gehabt, so räumte Zverev zwar ein. „Aufgrund des starken Windes war es ein schwieriges Spiel“, sagte der 27-Jährige: „Es war von keinem von uns ein gutes Match. Aber Francisco hat einen Weg gefunden, besser zu spielen als ich.“

Zverev lässt sich von den Fans aus dem Konzept bringen

Das war allerdings nur ein Teil der Wahrheit. Auf dem Court Central Guillermo Vilas im Buenos Aires Lawn Tennis Club ließ sich Zverev wieder von Nebengeräuschen aus dem Konzept bringen. Sicher: Die Sympathien waren einseitig verteilt, die euphorisierten Argentinier wollten den in Buenos Aires geborenen Cerúndolo, Nummer 28 der Welt, zum Sieg brüllen. Und provozierten dabei auch den topgesetzten Deutschen. Es waren teilweise skandalöse Szenen auf dem Centre Court.



MOPO

Die WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:

  • Das Kreuz mit dem Kreuz: Hamburger verraten, wen sie wählen
  • Ist es wirklich „fünf vor 1933“? Historiker über die Angst vor rechts außen
  • Vorwürfe gegen „Pulverfass“: Jetzt spricht die Gründer-Tochter
  • Drogen-Politik: Was St. Georg von Zürich lernen kann
  • Große Rätselbeilage: Knobelspaß für jeden Tag
  • 20 Seiten Sport: St. Pauli-Helden Asamoah und Saad exklusiv & Alidou zurück im Volkspark
  • 20 Seiten Plan7: Roland Kaiser und Désirée Nick im Interview, die besten Kultur-Events der Woche



Zverev schaffte es partout nicht, in der hitzigen Atmosphäre cool zu bleiben, ging auf die Provokationen ein, legte sich mit dem Publikum an, forderte mitten im Spiel die Fans auf „ein wenig Respekt vor den Spielern zu zeigen“. Das war, nun ja: wenig zielführend.

Szenen erinnern an legendäres Davis-Cup-Duell

Die Angelegenheit hatte etwas vom Davis-Cup-Viertelfinale 1990 an gleicher Stelle – damals unterlag Titelverteidiger Deutschland ohne Boris Becker in einem unfassbaren Hexenkessel 2:3, der tapfere Jens Wöhrmann war bei der Niederlage im ersten Einzel gegen Alberto Mancini (heute Trainer von Daniel Altmaier) völlig runter mit den Nerven.

35 Jahre später hatte Zverev die Grundlage für ein hitziges Match, dessen Beginn wegen des stürmischen Wetters verschoben werden musste, womöglich selbst geschaffen – wenngleich unfreiwillig. In Buenos Aires besuchte er ein Fußballspiel der Boca Juniors und ließ sich im Trikot des früheren Maradona-Klubs – mit Rückennummer 10 und Zverev-Schriftzug – ablichten.

Besuch bei den Boca Juniors wurde zum Eigentor

Dummerweise ist Cerúndolo – wie auch ein Teil seiner Fans – großer Anhänger des Erzrivalen River Plate – im Oktober hatte er beim Masters in Paris ein „Vamos River!“ samt Herz auf die TV-Kamera gemalt. Das Duell der deutschen gegen die argentinische Nummer eins wurde somit ein kleiner „Clásico“.

Das könnte Sie auch interessieren: Doping-Hammer! Sinner ab sofort gesperrt – Zverev bald die Nummer eins im Tennis?

Für Zverev endete damit das erste Sandturnier seit Olympia in Paris früh. Der Weltranglistenzweite hatte sich zum zeitigen Gang auf seinen Lieblingsbelag entschieden, um vor den French Open (ab 24. Mai) reichhaltig Matchpraxis zu sammeln. In der kommenden Woche geht es für ihn in Rio de Janeiro weiter, ebenfalls auf Sand. Und vielleicht geht er diesmal vorher besser nicht zum Fußball. (sid/mb)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp