Friedrich Merz bringt einige Fähigkeiten als möglicher Kanzler mit. Doch seine Schroffheit kommt nicht überall gut an.

Friedrich Merz bringt eine Fähigkeiten als möglicher Kanzler mit. Doch seine Schroffheit kommt nicht überall gut an. Foto: picture alliance/dpa | Marcus Brandt

Merz ist aus „Kanzlerholz“ geschnitzt – aber er sollte besser schnell lernen

Friedrich Merz wird mit den Stimmen der Sozialdemokraten und der Union wahrscheinlich in einigen Wochen zum nächsten Kanzler gewählt. Es ist dem Land zu wünschen, dass Merz‘ Herrschaft auf Zeit für alle Seiten einigermaßen erfolgreich verläuft – denn es wird die wichtigste Legislaturperiode seit Jahrzehnten. Doch dafür muss Merz noch an sich arbeiten.

Wie sieht der ideale Kanzler aus? Viele würden sagen, er sollte durchsetzungsfähig, schlau, zäh und vielleicht auch vorsichtig und vorausschauend sein. Und er sollte gut kommunizieren können. Natürlich muss auch das Mischverhältnis dieser Eigenschaften stimmen. Was hat Merz da zu bieten?

Zähigkeit kann man Merz nicht absprechen

Eine gewisse Zähigkeit kann man dem den 69-Jährigen nicht absprechen: Er hat sich mehrfach vergeblich um den Vorsitz der CDU beworben, und hat sich auch von den Niederlagen nicht abschrecken lassen. Dabei ist er in einem Alter, in dem er sich das nicht mehr antun müsste. Das ist durchaus „Kanzlerholz“. Auch Angela Merkel, Helmut Kohl oder Olaf Scholz mussten eine Reihe von Niederlagen einstecken – und haben sich davon doch nie nachhaltig beeindrucken lassen.

Diese Zähigkeit wird Merz auch in seiner Kanzlerschaft brauchen. Denn diese Eigenschaft kann helfen, unpopuläre Entscheidungen zu erklären und vor allem auch durchzuhalten. Es ist glasklar, dass ein kommender Kanzler unabhängig von der Person mehr Zumutungen als Wohltaten zu verteilen hat. Merz‘ politischer Salto Mortale mit der AfD-offenen Abstimmung im Bundestag kurz vor der Wahl hat er zwar eisern durchgestanden und dafür einiges eingesteckt. Kommunikativ und strategisch war die Sache aber sehr schlecht vorbereitet. Vergleichbares kann sich Merz als Regierungschef nicht leisten.

Redet er so wie bisher, wird er schnell scheitern

Die Ampel-Jahre waren von einer starken Polarisierung geprägt, wie nicht zuletzt die Wahlergebnisse an den politischen Rändern deutlich zeigen. Eigentlich wäre also ein Kanzler gefragt, der versöhnt. Leider ist das bisher nicht gerade Merz‘ Stärke gewesen. Dass er am Abend vor dem Wahltag in einem Münchner Bierkeller hunderttausende Demonstranten auf der Straße für die Demokratie als „linke Spinner“ tituliert, mag im Wahlkampf vor eigenen Anhängern noch angehen. Redet er aber so auch im Kanzleramt, wird er ziemlich schnell scheitern. Immerhin scheint der CDU-Chef diesen Fehler erkannt zu haben und sprach am Montag davon, der Kanzler aller Deutschen sein zu wollen.

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Beim möglichen Koalitionspartner SPD löst Merz nicht nur wegen seiner Schroffheit eher Abwehrreflexe aus. Doch davon dürfen sich verantwortliche Sozialdemokraten nicht leiten lassen. Im Vordergrund muss mehr denn je stehen, was dem Land nutzt. Persönliche Animositäten haben da nichts zu suchen. Und für Merz gilt hoffentlich, was bisher für fast alle Kanzler galt: Sie wachsen mit dem Amt. Es gibt also Hoffnung.

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