Gibt es jetzt bald Anwohnerparken für ganz Hamburg?
Einen Parkplatz in Hamburg zu finden, ist oft wie ein Sechser im Lotto. Zusätzlich entstehen immer mehr Anwohnerparkzonen, seit Montag gibt es vier neue in Eimsbüttel und Altona-Nord. Hintergrund dafür sind unter anderem Verdrängungseffekte aus den umliegenden Gebieten, die bereits Bewohnerparkgebiete sind. Wenn es so weiter geht – wird dann bald ganz Hamburg zu einer einzigen großen Anwohnerparkzone?
Geht es nach dem Hamburger Landesverband des Naturschutzbundes (Nabu), wäre genau das die richtige Lösung. Aufgrund der zunehmenden Anzahl an Autos in der Hansestadt könnten die Stickoxide und der Feinstaubanteil Ruß die Gesundheit der Bevölkerung stark gefährden.
Autos in Hamburg: Gibt es bald überall Anwohnerparken?
„Der Stadt steht ein großer Werkzeugkoffer zur Steuerung zur Verfügung. Den muss der Senat gegen partikulare Lobbyinteressen und für eine gemeinwohlorientierte Politik einsetzen“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des Nabu Hamburg. Dazu gehöre eben auch die Ausweitung des Anwohnerparkens auf die ganze Stadt.
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Die Zonen sollen aber nicht nur die Stickoxide reduzieren, sondern vor allem die angespannte Parksituation der Anwohner. Dazu kommt jetzt aber ein neues Problem, das sich vor allem an den neuen Bewohnerparkgebieten in Altona-Nord und Eimsbüttel zeigt: Denn diese wurden laut dem LBV auch deswegen eingeführt, weil sich Verdrängungseffekte aus den südlich angrenzenden Anwohnerparkzonen gezeigt hatten.
Anwohnerparken in Hamburg: Immer mehr Verdrängung
Heißt konkret: Die Autofahrer, die vorher in der Sternschanze geparkt haben, wichen zum Beispiel in die Zone an der Weidenallee (Eimsbüttel) aus, die jetzt ebenfalls zur Anwohnerparkzone wird. Werden die Betroffenen jetzt noch weiter nördlich ziehen, bis sie auch dort nur noch gegen Gebühren stehen dürfen? Wie die Verkehrsbehörde der MOPO sagte, ließen sich die Verdrängungseffekte nicht pauschal vorhersagen sondern hingen zum Beispiel von Gewässern, Parks, Distanzen zum Ziel und Bebauungsstrukturen im Nachbarsquartier ab.
Nachfrage bei der Grünen-Bürgerschaftsfraktion – wie will die Politik gegen dieses Problem vorgehen? „Zusammen mit vielen anderen Faktoren werden auch die erwarteten Auswirkungen auf angrenzende Gebiete miteinbezogen“, sagt Rosa Domm, Sprecherin für Mobilitätswende der Fraktion. „Es wird nur dort eingeführt, wo die entsprechenden Voraussetzungen, wie weitere Mobilitätsangebote, bestehen.“
Autos in Hamburg: 20 neue Bewohnerparkgebiete geplant
Insgesamt sei die Umsetzung 20 neuer Bewohnerparkgebiete in Hamburg geplant. „Das Bewohnerparken ist ein Baustein der Mobilitätswende, aber nicht der einzige“, so Domm. Zusammen mit dem Ausbau des ÖPNV, der Radinfrastruktur und von Sharing-Angeboten sollten Anreize geschaffen werden, den privaten Pkw öfter stehen zu lassen.
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Richard Seelmaecker von der CDU-Bürgerschaftsfraktion vermutet allerdings keine Anreize, sondern eine erklärte Absicht der Grünen, die Hamburger durch Verbote wie Anwohnerparkzonen umzuerziehen. „Was mit einer einzelnen Straße in Altona harmlos begann und allmählich ausgebaut wurde, wird nun in der Ferienzeit durch die neuen Bewohnerparkzonen erheblich ausgeweitet. Diese Salamitaktik ist schlicht unehrlich gegenüber den Hamburgern!“, erhebt er schwere Vorwürfe an den Senat.
Anwohnerparken in Hamburg: Das ist zukünftig geplant
Die Verkehrsbehörde betont wiederum die positiven Effekte der Parkzonen. „Die Verkehrssicherheit wird erhöht, da Falschparken geahndet wird und grundsätzlich weniger Parkplätze dauerhaft belegt sind“, so Sprecher Dennis Heinert. Dies ließe sich bereits beobachten, allerdings sei eine Eingewöhnungszeit von einem Jahr üblich.
Seit 2019 sind insgesamt 25 neue Anwohnerparkzonen in der City hinzugekommen, unter anderem in Ottensen, Rotherbaum/Grindelviertel, der Sternschanze und im Karolinenviertel. Die nächsten Gebiete sind für St. Georg und das Münzviertel in Hammerbrook geplant.