„Der Circle“ nach dem Welt-Bestseller: Hier geht’s um die absolute Kontrolle
Mae Holland kann ihr Glück kaum fassen. Sie hat einen Traumjob ergattert. Dank ihrer besten Freundin Annie, die selbst bei dem weltweit einflussreichsten Internet-Unternehmen und Social-Media-Riesen „Circle“ beschäftigt ist. „Ich bin im Himmel“, jubelt Mae, als sie an ihrem ersten Arbeitstag von Annie in Empfang genommen und über den Campus geführt wird.
Das Leben, das wir in greifbar naher Zukunft in einer riesigen Online-Gesellschaft führen könnten, hat sich der US-amerikanische Autor Dave Eggers bereits 2013 im Roman „The Circle“ ausgemalt. Auf seinem weltweiten Bestseller basiert „Der Circle“ am Altonaer Theater. Oberspielleiter und Regisseur Georg Münzel, der auch die Bühnenfassung erstellte, inszenierte die Geschichte als kurzweilige Warnung vor dem Horror der totalen Überwachung.
Kurzweilig und beängstigend
Doch zurück zur euphorisch-ehrgeizigen Mae, gespielt von Miriam Schiweck. Sie genießt die Fürsorge, die der Konzern seinen Angestellten zukommen lässt – beispielsweise in Form von Gesundheits-Checks. Doch dafür zahlt sie einen hohen Preis. Freundlich, aber nachdrücklich wird sie von Kollegin Gina (Marie Stieper) aufgefordert, alle Arbeitsschritte und Freizeitaktivitäten zu posten, damit alle Welt teilhaben und die Erlebnisse kommentieren und bewerten kann. Denn erklärtes Firmenziel ist es, sämtliche Daten ihrer User – selbstverständlich nur zu deren eigenem Besten – zu einer Online-Identität zu verknüpfen.
„Sharing is caring“, davon ist schließlich auch die karrierebewusste Mae überzeugt. Bereitwillig lässt sie sich eine „SeeChange-Kamera“ um den Hals hängen – und erlaubt damit der Öffentlichkeit, sie rund um die Uhr zu beobachten.
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„Der Circle darf sich niemals schließen!“, mahnt Firmengründer Tyler (Jascha Schütz) ebenso wie Maes Freund Mercer (Celio-Silvestre Tamele). Aus gutem Grund, wie dieses „Lehrstück“ zeigt. Die Welt der jungen, zu konformem Verhalten im Internet gezwungenen Nutzerinnen und Nutzer erstrahlt in hellem Licht (Bühne: Jörg Kiefel). Ein geheimnisloser (Lebens-)Raum, in dem alle und alles in Bewegung ist und Widerstand gegen die Auslöschung der Individualität auf dem Weg zum total transparenten Menschen sogar tödlich sein kann.
Altonaer Theater: bis 29.3, diverse Termine und Uhrzeiten, 20-39 Euro, Tel. 39905870, altonaer-theater.de

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