Warum in Syrien die nächste Massenflucht droht
Syrien steht vor der nächsten humanitären Katastrophe. Die Folgen könnte Europa schon bald zu spüren bekommen – in Form einer großen Fluchtbewegung.
Idlib ist die letzte Provinz, die im syrischen Bürgerkrieg von den Gegnern des Diktators Baschar al-Assad gehalten wird. Die Versorgung der etwa 2,6 Millionen eingekesselten Menschen läuft seit dem vergangenen Jahr ausschließlich über den Grenzübergang Bab al-Hawa in der Türkei. Jeden Monat bringen insgesamt etwa 1000 Lastwagen Nahrungsmittel, Medikamente und seit neuestem auch Corona-Impfungen.
Assad will Grenzübergang Bab al-Hawa schließen
Der UN-Sicherheitsrat hatte diesen Deal eingefädelt. Doch das UN-Mandat läuft am 10. Juli aus. Wird es nicht verlängert, muss der Grenzübergang schließen. Genau darauf drängt Assad. Aus seiner Sicht verlängert die Versorgung der Menschen in der Rebellenhochburg Idlib den Bürgerkrieg.
So scheint das auch Assads Schutzherr Wladimir Putin zu sehen. Russlands Präsident lässt seine Diplomaten seit Wochen klarmachen, dass der Grenzübergang geschlossen werden muss – notfalls mit einem Veto Russlands bei der UN.
Keine Nahrung für die Rebellen im syrischen Idlib
Die Folge wäre, dass die Versorgung der Menschen in Idlib nur noch über die Zentralregierung in Damaskus erfolgen könnte. Dass Assad seinen Gegner nichts zukommen lassen würde, liegt auf der Hand. Und dass ihm das Leben von Zivilisten ziemlich egal ist, hat er oft genug bewiesen. Reißt die Versorgung in Idlib tatsächlich ab, werden wohl alle, die es können, die Flucht ergreifen. Wäre das jeder dritte Einwohner, bedeutet das: Es machen sich Hunderttausende Menschen auf den Weg.
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Hinter den Kulissen versuchen Diplomaten, Moskau noch zum Einlenken zu bringen. Ob das gelingt: Experten halten es für unwahrscheinlich. Es geht „im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod“, mahnte die US-amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield.