„Das Beste, was du kriegen kannst!“ HSV stürmt unaufhaltsam Richtung Aufstieg
Wer soll diesen HSV noch stoppen? Adam Karabec hatte sich gegenüber der MOPO sicher gezeigt: Wenn sein Team auch in Magdeburg gewinnt, die letzte Partie vor der anstehenden Länderspielpause, dann sieht es sehr gut aus. Weil es ein richtungsweisendes Spiel sei. Für die Tabelle. Und für die Stimmung vor dem Endspurt – die nach dem Gastspiel in der Avnet Arena nun bestens ist. Der HSV gewann am Freitagabend mit 3:0 (2:0) und wird auch nach dem 26. Spieltag als Spitzenreiter dastehen. Das brachte die Profis natürlich ins Schwärmen.
Die Stimmung im Gästeblock war ohnehin auf dem Höhepunkt – und in der 88. Minute dann das: „Robert Glatzel“-Sprechchöre. Der Torjäger wurde eingewechselt und dabei von den HSV-Fans gefeiert. Es war die letzte schöne Geschichte der Hamburger Auswärtsreise nach Sachsen-Anhalt. Die „Spitzenreiter, Spitzenreiter“-Gesänge um 20.23 Uhr gab es on top. Und „Hier regiert der HSV“ durfte zum Abschluss dann natürlich ebenfalls nicht fehlen.
Der HSV gewinnt auswärts beim 1. FC Magdeburg mit 3:0
Als Tabellenführer in die Länderspiepause: „Das ist sehr gut für unsere Energie und unser Gefühl“, hielt Ludovit Reis fest. „Das ist das Beste, was du kriegen kannst!“ Der HSV wird, das steht fest, vor den finalen acht Saisonpartien die beste Ausgangslage aller Zweitligisten haben. „Aber wie ich immer gesagt habe: Job is not done“, betonte Reis. „Wir müssen weitergehen.“ Der Schritt am Freitag aber, der ging erneut in die richtige Richtung – in Richtung Aufstieg.

Merlin Polzin schickte, wie zu erwarten war, Ransford Könisgdörffer für den gelbgesperrten Davie Selke von Beginn an ins Rennen – und der 23-Jährige zündete sofort. Eine Ecke von Miro Muheim, der überraschend zunächst rechts hinten begann, während William Mikelbrencis bis zur 30. Minute als Linksverteidiger agierte, köpfte Königsdörffer zunächst noch an die Latte (5.). Dann aber brachte er den HSV in Front: Nach Steilpass von Emir Sahiti verpasste er noch den richtigen Moment für den Abschluss, über Umwege landete der Ball im Strafraum aber wieder vor seinen Füßen. Und dann traf Königsdörffer unter die Latte zum 1:0 (9.). Die frühe Führung, die schnell komfortabler wurde.
Abgezockt, clever und effizient: HSV wie ein Spitzenreiter
Magdeburgs Baris Atik fiel im HSV-Sechzehner, Schiedsrichter Tobias Stieler entschied aber nicht auf Elfmeter und der HSV konterte. Königsdörffer schüttelte Samuel Loric ab, flankte flach und stramm – und Marcus Mathisen traf grätschend ins eigene Tor (15.). Das 2:0 gab den Gästen noch mehr Sicherheit als ohnehin schon. Der HSV spielte kontrolliert und unaufgeregt, Reis, Karabec, Sahiti und Co. hielten die Magdeburger Hintermannschaft mit cleveren Tiefen-Laufwegen ständig auf Trapp. Mikelbrencis scheiterte genauso an FCM-Keeper Dominik Reimann (30.) wie noch einmal Königsdörffer (43.). Livan Burcu hatte eine der wenigen (harmlosen) Chancen für die Hausherren (33.).
Obwohl die Statistiken zur Laufleistung, zum Ballbesitz und zur Anzahl absolvierter Zweikämpfe ausgeglichen waren, führte der HSV zur Pause vollkommen verdient. „Wir haben uns darauf eingestellt, dass Magdeburg oft den Ball haben kann“, sagte Daniel Elfadli und bestätigte, dass der Matchplan voll aufgegangen sei. „Die zwei Tore vor der Halbzeit haben uns sehr gut getan.“ Polzins Profis dominierten – und vor allem: kontrollierten –, auch ohne ständig an der Pille zu sein. Sie präsentierten sich souverän und sehr abgezockt. Eben wie ein Tabellenführer.
HSV-Profi Elfadli: „Das hat uns in die Karten gespielt“
Magdeburg war nicht unterirdisch, verteidigte allerdings schlecht und machte damit trotz eines Dreifachwechsels in der zweiten Hälfte weiter. Königsdörffer spazierte von der linken Seite ins Zentrum, wackelte noch den gerade erst eingewechselten Ex-Hamburger Patric Pfeiffer aus und schnürte cool mit rechts seinen Doppelpack – das 3:0 (53.). „Wir sind mit viel Schwung aus der Pause gekommen und haben schnell das dritte Tor gemacht“, analysierte Elfadli und freute sich: „Das hat uns natürlich in die Karten gespielt – und das Spiel dann eigentlich vorzeitig entschieden.“

Beeindruckend: Auch wenn Trainer Polzin durchwechselte (zunächst kam Silvan Hefti für den gelb-rot-gefährdeten Mikelbrencis, dann Marco Richter für den angeschlagenen Jonas Meffert), stimmten die Abläufe beim HSV weiter bestens. Und wenn es noch eines Beweises bedurfte, wie groß die Brust der Hamburger derzeit ist, lieferte ihn Königsdörffer vor seiner Auswechslung: Der Ghaner schoss nach einem langen Ball aus sehr spitzem Winkel voller Überzeugung an den Pfosten (68.). HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes musste kurz darauf gegen Philipp Hercher eingreifen (69.), verlebte ansonsten aber einen eher ruhigen Freitagabend – auch dank der stabilen Abwehr vor ihm, die alles abwehrte, wenn es mal brenzlig wurde wie bei Alexander Holmströms Fallrückzieher (77.). „Wie wir alles wegverteidigen, war eine super Mannschaftsleistung“, lobte Muheim. „Ich bin wirklich stolz auf die Mannschaft.“
Robert Glatzel feierte sein HSV-Comeback als Joker
Elfadli rettete im Strafraum sogar benommen auf dem Boden liegend gegen den HSV-Flügelflitzer Xavier Amaechi (79.). Der FCM machte in der Schlussphase noch mal Druck, hatte am Ende sogar einen höheren x-Goals-Wert (1,73 zu 1,17). Es wurde einige Male wild im Hamburger Strafraum, Magdeburg belohnte sich jedoch nicht und der HSV verpasste es, den finalen Konter zum 4:0 zu setzen – zum Beispiel durch Karabec (87.). Aber den einen Gänsehaut-Moment gab es dann doch noch, als Glatzel kurz vor Schluss und nach mehrmonatiger Verletzung sein Comeback als Joker feierte. „Ich freue mich sehr für Bobby“, sagte Vizekapitän Reis. „Das ist unser Bonus, dass er zurück ist.“
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Der Matchwinner an diesem Freitagabend hieß aber natürlich Königsdörffer. „Wir haben noch schwere Spiele“, hielt der Angreifer nach dem Sieg nüchtern fest – ehe die Ansage folgte: „Aber wenn wir so auftreten wie heute, sollten wir es schaffen.“ An dieser Annahme zweifelt derzeit keiner. Der HSV hat gegen den nächsten Aufstiegskandidaten das nächste große Ausrufezeichen gesetzt – und wirkt pünktlich vor der Länderspielpause immer unaufhaltsamer. „Es war für uns ein sehr gelungener Abend, an dem viel von dem aufgegangen ist, was wir uns vorgenommen und gewünscht haben“, resümierte Coach Polzin. „Ein Riesenkompliment an unsere Mannschaft und mein Trainerteam.“
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