Lieferando wirft in Österreich alle angestellten Kuriere raus.

Lieferando wirft in Österreich alle angestellten Kuriere raus. Foto: picture alliance / Jochen Tack

Lieferando kündigt allen Fahrern in Österreich – was bedeutet das für Deutschland?

Bisher galt für Lieferando in Österreich das, was auch in Deutschland gilt: Die Fahrer, „Rider“ genannt, sind Angestellte des Unternehmens, keine vermeintlich „freien“ Mitarbeiter, die auf eigene Rechnung handeln.

Sie sind bei Wind und Wetter unterwegs, bekommen abgesehen von „leistungsabhängigen“ Boni gerade einmal den Mindestlohn und müssen in vielen Städten sogar Fahrrad, Roller oder Auto selbst mitbringen: Essenskuriere von Lieferando, neudeutsch „Rider“ genannt.

Lieferando kündigt allen Fahrern in Österreich

Bei allen widrigen Bedingungen galt für Lieferando-Kuriere bisher in Deutschland wie Österreich eine Gewissheit: Man ist angestellt, hat Anrecht auf Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, der Arbeitgeber zahlt Sozialbeiträge. Bei unseren Nachbarn ändert sich das nun. Wie „Der Standard“ berichtet, wird Lieferando in Österreich in den kommenden Monaten allen angestellten Kurieren kündigen. Der Betrieb soll aber trotzdem weiterlaufen.

Das soll so funktionieren: Die „Rider“ können weiter für Lieferando arbeiten – nur eben nicht mehr als Angestellte. Stattdessen sollen sie als selbstständige Auftragsnehmer fungieren. Vorteil für den Konzern: Keine Sozialabgaben, kein Urlaubsanspruch, keine Kündigungsfrist. Das machen die Konkurrenten am Markt in der Alpenrepublik, Foodora und Wolt, schon länger so. Und Lieferando zieht nun nach.

Lieferando: So ist die Situation in Deutschland

Und in Deutschland? Auf Anfrage heißt es dazu: „Lieferando stellt seine Fahrerinnen und Fahrer in Deutschland regulär an. Die für Österreich angekündigte Umstellung auf freie Dienstnehmer erfolgt nur in Österreich, nicht in Deutschland.“ Lieferando gehört zum niederländischen Konzern Just Eat Takeaway, die Geschäfte in Deutschland und Österreich werden von jeweils eigenständigen Unternehmen gleichen Namens betrieben.

Und genau diese Konzernmutter steht derzeit unter Druck: Der Großaktionär Prosus will sich Just Eat Takeaway in einem Milliardendeal einverleiben. Pro Aktie will die niederländische Internet-Beteiligungsholding 20,30 Euro bar auf den Tisch legen, wie sie vor einigen Wochen in Amsterdam mitteilte. Insgesamt würde die Übernahme Prosus 4,1 Milliarden Euro kosten. Das Management und der Aufsichtsrat von Just Eat Takeaway unterstützen den Deal.

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Dass zwischen dem Rauswurf der „Rider“ in Österreich und der geplanten Übernahme ein Zusammenhang besteht, bestritt Lieferando gegenüber dem „Standard“. Prosus hält neben Just-Eat-Takeaway-Anteilen auch rund 28 Prozent der Anteile am direkten Konkurrenten Delivery Hero, zu dem unter anderem Foodora gehört. (mit dpa)

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