Curvy-Model Angelina Kirsch: „Wer mich nicht mag, soll halt weggucken“
Kurven verstecken oder im Bikini den Bauch einziehen? Nicht mit Angelina Kirsch (32). Was Ashley Graham in den USA ist, ist die Neumünsteranerin in Deutschland: das weit und breit bekannteste Curvy-Model. Ihre Message: Liebe dich selber und kümmere dich nicht um die Meinungen anderer. Bei ihrem Blitz-Besuch in Hamburg hat sie der MOPO verraten, welche Kommentare sie heute noch wurmen und wie befreiend es ist, nicht mehr jedem gefallen zu wollen.
Weit hatte es Angelina Kirsch nicht zum Foto-Set in Bahrenfeld, an dem sie vergangene Woche eine Kampagne für Colgate aufnahm, denn die 32-Jährige lebt immer noch in ihrer Heimatstadt Neumünster. Wir treffen sie zwischen Schminktisch, Koffern und Fotokulisse und sind vor allem von ihrem Strahlen fasziniert. Schon klar, warum gerade sie hier für Zahnpasta vor der Kamera steht.
MOPO: Angelina, es ist Sommer – und damit Bikini-Zeit. Viele Frauen haben immer noch Hemmungen sich darin zu zeigen, sich frei zu bewegen. Du machst das mittlerweile mit Selbstverständlichkeit. Wie war dein Weg dahin?
Angelina Kirsch: Das ist natürlich nichts, was man über Nacht mit einem Schnipsen hinbekommt, das muss sich entwickeln. Ich habe irgendwann eine gewisse – ich nenne es – Faulheit entwickelt, mir war es zu anstrengend, anderen gefallen zu wollen. Mein Anspruch ist mittlerweile, nur mir selbst gefallen zu wollen und da habe ich mir meine Gelassenheit angeeignet. Wenn ich zu hundert Prozent hinter mir stehe, strahle ich das auch aus. Klar gibt es immer Leute, die mal dumm gucken, und das kann einen auch schon mal verunsichern, aber man muss sich davon freimachen, jedem gefallen zu wollen, das geht eben einfach nicht.
Du bist mittlerweile für sehr viele Frauen ein Vorbild. Spürst du da manchmal den Druck, immer das Richtige zu sagen, zu posten?
Nein, nicht wirklich. Auch hier denke ich mir: Nehmt mich, wie ich bin. Wer mich nicht mag, soll halt weggucken. Natürlich kriege ich manchmal Negatives zu hören. Zum Beispiel: „Oh, du hast ja abgenommen, du bist ja gar nicht mehr curvy, wofür stehst du eigentlich noch?“ Da sag ich dann: „Leute, erstmal hab ich nicht abgenommen. Es gibt Licht, Perspektiven.“ Und außerdem stehe ich ja nicht dafür, dass ich Hintern und Brüste habe. Sondern dafür, dass ich mir die Welt so mache, wie sie mir gefällt – ohne viel auf den Gegenwind oder gesellschaftliche Normen, wie zum Beispiel ein Schönheitsideal, zu geben. Und obwohl ich vermeintlich nicht ins „Schema F“ passe, mache ich meinen Weg und kann trotzdem erfolgreich sein.
Du bist viel auf Instagram aktiv, Hasskommentare gehören zu deinem Alltag. Macht das noch etwas mit dir?
Sehr selten tatsächlich. Alles, was auf den Körper abzielt, berührt mich nicht mehr. Wenn‘s dann aber auf Leistung geht, schon eher. Als ich bei „Lets Dance“ war zum Beispiel. Da kam dann sowas wie „Die Dicke, die kann doch gar nicht tanzen.“ Das hat mich schon erst angefasst. Aber dann ziehe ich mich nicht zurück, sondern entwickele eher so einen Trotz und Ehrgeiz. Nach dem Motto: Jetzt erst Recht, Freunde!
Wann ist dir das letzte Mal Bodyshaming im realen Leben passiert?
Das ist lange her. Im wahren Leben sagt dir das keiner ins Gesicht. Aber natürlich erinnere ich mich an die Anfänge meiner Modelkarriere. Als die ein oder andere schlanke Kollegin dann sagte: „Den Müsliriegel würde ich an deiner Stelle nicht mehr essen.“ Ich habe das dann mit einem Lächeln angetan.
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Du bist viel unterwegs, modelst nicht nur, sondern moderierst mittlerweile auch auf Sat 1. unter anderem die Koch-Show „The Taste“. Wo und wie tankst du deine Batterien wieder auf?
Ich gehe gerne reiten und bin sogar gerade auf der Suche nach einem eigenen Pferd. Außerdem spiele auch immer noch Klavier und die Tuba im Orchester. Die Musik ist eine große Leidenschaft von mir und ein wunderbarer Ausgleich. Dann bin ich viel bei meiner Familie, bei meinen Eltern im Garten oder hänge mit meinem Kater Sammy ab. Ich bin auch einfach gerne mal nur zu Hause und genieße es vor allem, in meinem eigenen Bett zu schlafen.
Wirst du in deiner Heimat Neumünster eigentlich noch erkannt?
Ja, aber die Leute bleiben cool und unaufgeregt. Ich war auch vor meiner Karriere in den Medien nicht ganz unbekannt, denn meine Eltern hatten zwei Geschäfte in Neumünster, unter anderem einen Dessous-Laden, in dem ich auch mitverkauft habe. Außerdem habe ich auch immer schon im Orchester gespielt, habe Ballett getanzt und so auch immer öffentliche Auftritte gehabt. Ich kannte das also, dass die Leute mich und meine Zwillingsschwester auf der Straße mal angesprochen haben: „Ihr seid doch die Kinder der Familie Kirsch, bei der Mama im Laden kaufe ich immer mal ein.“