Westfield eröffnet: Ein letzter Weckruf für Hamburgs City
Es ist ein Koloss, wie es ihn in Hamburg bisher nicht gegeben hat: 100.000 Quadratmeter – ausgelegt auf Konsum. Eine riesige Fressmeile, mehrere Flagship-Stores, Entertainment ohne Ende. Das Westfield-Überseequartier ist Gigantismus, bei dem einem schwindelig werden kann. Mit einem eigenen Terminal für Kreuzfahrtschiffe. 45.000 Menschen sollen dort täglich hinkommen und natürlich viel Geld dalassen. Was für Dimensionen!
Und gleichzeitig fürchten Kritiker, dass der Kauf-Koloss der Innenstadt endgültig den Garaus machen wird. Eine Sorge, die nicht unberechtigt ist: Seit Jahrzehnten wird darüber gesprochen, wie man die City attraktiver gestalten kann – ohne Erfolg. Die Antwort auf die existenzielle Frage wurde eher provinziell gelöst. Mit Blumenkübeln und Bänken. Mit Lampions im Sommer. Mit einem autofreien Jungfernstieg, durch den weiterhin Autos fahren. Mit der Hoffnung, es werde schon irgendwie gut gehen. Überraschung: Das reicht nicht.
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Professor mit Vision für Hamburger Innenstadt
Viele Geschäfte wie Görtz haben geschlossen. Der Einzelhandel hat längst nicht mehr die Anziehungskraft, wie es noch vor 30 Jahren der Fall war. Doch anstatt mit Dampf alternative City-Konzepte anzugehen, wird weiter verwaltet. Ein aktuelles Beispiel: Weil Anwohner (welche Anwohner eigentlich?) sich über Lärm aus dem „Jupiter“, einem beliebten Kreativzentrum im ehemaligen Karstadt-Sport-Gebäude, beschwert hatten, wurde der Betrieb direkt eingeschränkt. Bezeichnend. Und ein Beleg dafür, dass die Innenstadt in der jetzigen Form sterben muss, damit der Druck hoch genug ist, sie mit frischen Ideen neu aufleben zu lassen.
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Einige davon kommen von Thomas Krüger. Der Professor für Stadtplanung an der HafenCity Universität hat eine Vision ausgearbeitet, denkt dabei an Paris und Barcelona, an eine Mischung aus Kunst und Kultur, Gastronomie und Gewerbe, die immer in Bewegung ist. Ich bin da bei ihm. Eine Stadt wie Hamburg muss sich die Frage stellen, was sie attraktiv für Einwohner und Touristen macht. Ja, das kann auch ein besonderes Shopping-Erlebnis sein. Das Westfield wird die (Innen-)Stadt verändern. Ich sehe das vor allem als Chance für Hamburg, der City dauerhaft neue Impulse zu geben. Denn Konkurrenz belebt das Geschäft und zwingt uns manchmal zu radikalen Schritten.
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