Scholz: „Frauen werden in der Politik anders behandelt als Männer“
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat die Vorwürfe gegen die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock als etwas übertrieben bezeichnet.
Er selbst habe für sich entschieden, „harte Kritik an mir oder meiner Partei nie als Kampagne zu empfinden“, sagte Scholz in Berlin. Für seinen eigenen Wahlkampf gebe es nun ein „Momentum“. Scholz: „Das Rennen ist offen.“
Olaf Scholz findet Kritik an Baerbock „ein bisschen übertrieben“
Jeder mache Fehler und im Wahlkampf werde besonders genau geschaut, sagte Scholz. „Trotzdem finde ich die Kritik im Fall von Frau Baerbock ein bisschen übertrieben.“ Baerbock ist das Ziel von Plagiatsvorwürfen wegen ihres Buchs „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“. Zuvor hatten eine verspätete Nachmeldung von Zahlungen an den Bundestag und Klarstellungen beim Lebenslauf Baerbocks Wahlkampf geschadet. Dieser hatte nach der Entscheidung der Grünen-Spitze für Baerbock als Kandidatin im April mit einem Umfragehöhenflug begonnen.
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„Klar ist: Das ist ein harter Test, wenn man sich um das Amt des Regierungschefs oder der Regierungschefin des größten Landes der Europäischen Union und einer der leistungsfähigsten Volkswirtschaften der Welt bewirbt“, sagte Scholz. „Darüber darf sich niemand wundern.“ Scholz selbst hatte Angriffe wegen der Cum/Ex-Affäre während seiner Zeit als Hamburger Bürgermeister und wegen des Skandals um den Finanzdienstleister Wirecard hinnehmen müssen.
Unabhängig von den aktuellen konkreten Fragen gelte: „Frauen werden anders behandelt als Männer, auch in der Politik“, sagte Scholz. Das sei nicht in Ordnung. „Das ist nicht fair. Und es gehört auch ausgesprochen.“ In den Umfragen sind die Werte der Grünen seit ihrem Höhenflug im April und Mai gefallen, die damals abgesackte Union konnte wieder zulegen. Die SPD bewegt sich zwischen 15 und 16,5 Prozent.
SPD-Kanzlerkandidat blickt zuversichtlich auf die Wahl
Scholz sagte: „Die Umfragen bilden eine dynamische Entwicklung ab und natürlich soll es für uns weiter nach oben gehen. Wichtig ist, dass wir in Schlagdistanz sind.“ Bei allen Landtagswahlen der vergangenen Monate habe sich binnen kurzer Zeit an den Werten viel mehr bewegt, als jetzt nötig sei, damit ein Sozialdemokrat Kanzler werde. Das gelte von Hamburg über Rheinland-Pfalz bis hin zu Sachsen-Anhalt.
„Wir spüren das Momentum jetzt überall“, sagte Scholz. „Das ist in jedem Gespräch greifbar.“ Es gebe jetzt mehr und mehr Menschen, die es als realistisch und gut ansähen, wenn die SPD die nächste Regierung führe. „Unsere Botschaft ist: Wer will, dass Olaf Scholz die nächste Regierung anführt, macht das Kreuz am besten direkt bei der SPD.“ (vd/dpa)