Kuriose Aktion: Trainer stoppt Weißhaupt- Interview und schickt ihn zum Laufen
Er war der Anzünder der Kiezkicker. Mit der Einwechslung von Noah Weißhaupt entfachte der FC St. Pauli ein neues Feuer und schaffte noch den verdienten Ausgleich im Heimspiel gegen Meister Bayer Leverkusen. Einmal mehr zeigte die Offensiv-Rakete, wie wertvoll sie im Klassenkampf ist und warum die Winter-Leihe eine entscheidende Verpflichtung war. Aber gibt es eine Chance, dass der Freiburger Weißhaupt auch in der kommenden Saison für die Braun-Weißen wirbelt?
Die Leverkusener hatten große Schwierigkeiten, den Angreifer zu stoppen. Für St. Paulis Co-Trainer Peter Nemeth war das dagegen fast ein Kinderspiel – zugegebenermaßen erst nach Spielschluss. Im Pulk der Teamkollegen war Weißhaupt nach dem Spiel vom Rasen in Richtung Kabine gegangen und hatte in der Mixed Zone haltgemacht, wo die Interviews geführt und Statements zum Spiel abgegeben werden.
Noah Weißhaupt muss Interview abbrechen
Kaum hatte Weißhaupt die ersten Sätze zum Spiel gesagt, da wurde er gestoppt. „Noah! Komm! Laufen!“, rief Nemeth, der im Laufschritt herbeigeeilt war. Es war keine Bitte, sondern eine Aufforderung, die keinen Aufschub duldete. Klarer Fall von abkommandiert! Und so beendete Weißhaupt das Interview umgehend und hastete hinter Nemeth her, zurück in den Stadion-Innenraum und auf den Rasen. Er hatte schlicht und einfach vergessen, dass er am obligatorischen Auslaufen der Einwechselspieler und Reservisten teilnehmen musste. Die Joker-Rolle ist halt noch neu für ihn.
Mit Verspätung stellte sich der 23-Jährige dann den Fragen und konnte über die Panne schmunzeln. Ganz in Ruhe sprach der Rechtsfuß mit dem unwiderstehlichen Antritt, der in der 59. Minute für Connor Metcalfe eingewechselt worden war, dann über seinen überzeugenden Joker-Job und den Effekt, den er umgehend gebracht hatte. „Das ist ja auch meine Aufgabe“, meinte er darauf angesprochen. „Es ist meine Stärke, ins Eins-gegen-eins zu gehen, Freistöße zu ziehen, Eckbälle zu holen und Torschüsse zu kreieren, einfach das Spiel nach vorne anzupeitschen.“
Weißhaupt bringt entscheidenden Schwung gegen Bayer
Zum zweiten Mal nacheinander war Weißhaupt, der in der Winterpause auf Leihbasis vom SC Freiburg gekommen und auf Anhieb Stammspieler geworden war, von der Bank gekommen, was keine sportlichen, sondern körperliche Gründe hatte.
„Ich war zwei Wochen komplett raus. Letzte Woche hatte ich Knieprobleme, dann war ich die ganze Woche krank. Ich habe gefühlt zweimal trainiert in 14 Tagen“, berichtete er. Jetzt habe er sich „zum ersten Mal wieder richtig fit gefühlt, das war in Kiel noch nicht so. Das hat man auch gesehen. Ich konnte Energie reinbringen, wir haben wieder Schwung nach vorne gehabt, wir sind wieder torgefährlich geworden. Das hat geholfen.“
Leihe endet nach der Saison: Bleibt Weißhaupt bei St. Pauli?
Eine brennende Frage: wird Weißhaupt St. Pauli auch in der kommenden Saison mit seinen Qualitäten helfen?
Fakt ist, dass er die besten Monate seiner noch jungen Profikarriere erlebt, sich bei St. Pauli weiterentwickelt hat und sich überaus wohlfühlt, wie er schon mehrfach betont hat und dies auch nach dem Spiel gegen Leverkusen bekräftigte. „Ich spiele hier viel und freue mich, hier zu sein. Es macht Spaß, bei St. Pauli zu spielen. Aber am Ende kann ich es nicht entscheiden.“ Aber er kann seinen Wunsch artikulieren in Gesprächen mit seinem Stammverein SC Freiburg. „Wir werden uns im Sommer an einen Tisch setzen und dann die beste Lösung finden. Egal, wo ich dann spiele, ich werde 100 Prozent geben.“
St. Pauli würde Weißhaupt über das Ende der Leihe im Sommer gerne halten, was sicherlich auch eine Preis-Frage sein wird. Entscheidend ist, ob und wie Freiburg mit ihm plant.
Blessin lobt Entwicklung und spricht über Chancen
„Stand jetzt muss er zurück“, sagt St. Pauli-Trainer Alexander Blessin. „Aber die Frage ist auch, welche Chance er da dann hat, zu spielen und wen er vor sich hat.“ Sprich: die sportliche Perspektive.
Der Wechsel zum Kiezklub hat Weißhaupt nach vorne gebracht – und auch St. Pauli. „In seiner Entwicklung war es für ihn genau der richtige Schritt, Spielzeiten zu bekommen. Es ist bisher richtig gut aufgegangen“, findet Blessin, der dem Youngster eine gute Entwicklung in den vier Monaten unter seiner Regie bescheinigt, insbesondere Verbesserungen im Defensiverhalten. „Ich habe sogar Spaß am Verteidigen, das habe ich selten erlebt, das muss man auch erst mal schaffen“, sagt Weißhaupt lachend.
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Blessin lässt keinen Zweifel daran, dass er diese Entwicklung gerne über die Saison hinaus eng begleiten würde. „Vielleicht findet man eine Lösung. Da hätte ich nichts dagegen“, sagt der Chefcoach. „Aber das ist jetzt zu früh, da jetzt schon etwas zu sagen.“ Nichts werde sich entscheiden, bevor die Freiburger ihre Kaderplanung machen. „Warten wir mal ab.“ Schon jetzt lässt sich aber zweifelsfrei feststellen, dass die Weißhaupt-Leihe längst ein voller Erfolg für St. Pauli war und ist.
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