HSV in der Mini-Krise? Polzin kämpft gegen „die Nervosität bei allen“
Darüber diskutieren, ob sich der HSV nach zwei sieglosen Partien in einer Mini-Krise befindet, wollte Merlin Polzin am Dienstag nicht. „Das ist ja immer so eine Definitionssache“, entgegnete der HSV-Trainer drei Tage nach dem 2:2 auf Schalke, das aber doch Wirkung hinterlassen hat. „Wir werden definitiv nichts schönreden“, stellte Polzin klar. „Weil wir, wenn wir so lange ein Mann mehr sind, dieses Spiel gewinnen müssen – egal wo und gegen wen. Das steht außer Frage.“ Das gelang aber nicht – weshalb alte Sorgen wieder aufflammten.
Polzin kennt sie ja, die Leier mit der alljährlichen Aufstiegsflatter. Der Chefcoach, der im Volkspark schon viereinhalb Saisons als Assistent miterlebt hatte, geht aber gelassen mit den Erzählungen um, mit denen er und seine Profis seit spätestens Samstag wieder konfrontiert werden. „Ich kann jeden verstehen, der nervös ist“, sagt er und erläutert: „Im Sport oder im Fußball – da kannst du ja auch nur was erreichen, wenn du nervös bist. Wenn du nicht nervös bist, dann geht es auch um nichts. Und wir wissen natürlich, dass es um verdammt viel geht, weil wir vor einem sehr großen Ziel stehen.“ Seit Samstag ist der Weg bis zum Erreichen dieses Ziels gefühlt wieder etwas länger geworden.
Polzin ordnet Schalke-Remis ein: „Es war kein Rückschritt“
Wie gesagt: Das Remis in Gelsenkirchen hat auch Polzin getroffen, weil es unnötig wie verdient war und weil es den Trainer erst in die Erklärungsnöte gebracht hat. „Es war an dem Abend sehr emotional“, gab der 34-Jährige nun mit etwas Abstand Einblick in seine Gefühlswelt. „Und auch am nächsten Tag erstmal kein schönes Gefühl.“ Die Analyse, in der man „sehr kritisch mit uns und mit der Mannschaft gewesen“ sei, habe aber die Erkenntnis hervorgebracht: „Es war absolut kein Rückschritt oder ein Rückschlag – sondern es war einfach ein Ergebnis, mit dem wir nicht zufrieden waren und das wir uns natürlich anders gewünscht haben, spätestens auch nach der dritten Minute.“

Die von außen kann Polzin nicht beeinflussen, die internen Zweifel will er aber gar nicht erst aufkommen lassen. „Das Spiel wirft uns jetzt nicht aus der Bahn“, betont er. „Sondern wir sind eher klar und fokussiert, dass wir jetzt über diese Woche wieder Vorfreude und Spannung auf Karlsruhe aufbauen.“ Der KSC kommt am Sonntag in den Volkspark und sollte bezwungen werden, um die Unruhe, die Teile der Fans verspüren, in neue Aufstiegseuphorie umzuwandeln. „Was wir der Mannschaft heute gesagt haben, ist, dass wir diese Nervosität, diesen Stress, oder was auch immer, umwandeln in Mut und Energie“, drückt Polzin, der dem öffentlichen Druck bislang standhält, es aus.
„Ich habe einfach Bock“: HSV muss gegen den KSC liefern
Der Bramfelder weiß: „Nervosität gibt es natürlich bei allen, die es mit dem HSV halten.“ Und Polzin glaubt, dass die jetzige Angespanntheit rund um den Volkspark nichts mit der Angst zu tun hat, „etwas was zu verspielen“, sondern damit, „weil wir so kurz vor diesem Schritt sind“. Dem Aufstieg. Polzin findet, dass die Zeichen trotz der jüngsten Rückschläge so gut stehen wie wohl noch nie. „Wir wollen nichts wegreden“, stellt er sich der Kritik. „Aber trotzdem stehen wir noch auf einem direkten Aufstiegsplatz. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir es am Ende noch tun.“
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Erst das Heimspiel am Sonntag wird zeigen, inwiefern die laut Polzin „knallharte“ Aufarbeitung des Schalke-Spiels für Verbesserung sorgt. In der Veltins Arena agierte der HSV offensiv zu wenig zielstrebig, defensiv vor allem bei den zwei Gegentoren zu fehlerhaft – und auch die Trainer trafen falsche Entscheidungen. „Aber ich habe jetzt für mich persönlich keine Mini-Krise“, unterstreicht Polzin. „Sondern ich habe einfach Bock, dass wir gegen Karlsruhe wieder das zeigen, was uns eigentlich ausmacht und was uns auch auf Schalke ausgezeichnet hat – aber halt nicht im Endergebnis.“ Das am Wochenende sollte wieder stimmen. Sonst wird aus der „Mini-Krise“ vielleicht sogar mehr.
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