Maike Brunk übernimmt das Schnacken auf den Hafenrundfahrten durch Hamburgs Gewässer.
  • Maike Brunk übernimmt das Schnacken auf den Hafenrundfahrten durch Hamburgs Gewässer.
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Sie kündigt ihren krisensicheren Job – und wird Hafenschnackerin

Mit sechs Jahren macht Maike Brunk ihre erste Rundfahrt durch den Hamburger Hafen. Seitdem lässt sie die Waterkant nicht mehr los. Doch erst Dank einer Schnapsidee erfüllt sich ihr Traum.

Möwen kreischen, die Sonne strahlt, links glänzt die Elbphilharmonie, rechts der Hamburger Michel: „Moin, Torben!“, begrüßt Maike Brunk fröhlich einen Kollegen am Anleger Kajen. „Moin, Maike!“, schallt es zurück. „Was für ein herrliches Wetter, um loszuschippern: Nicht zu warm und nicht zu kalt“, sagt Brunk und geht die Treppe zum Anleger hinunter. Hier liegen die Barkassen der Reederei Bülow. Auf einer von ihnen, der „Hansa“, wird die groß gewachsene Blondine gleich ihre Gäste durch den Hamburger Hafen begleiten – jedoch nicht entlang der altbekannten Routen, sondern auf verborgenen Wegen zu weniger bekannten Flecken – entlang der Bille, nach Wilhelmsburg und Finkenwerder.

Hafenschnackerin Maike führt durch Verborgenes

„Langsam geht es wieder los“, sagt Brunk und freut sich, dass dieses Mal 30 Gäste an Bord kommen. Brunk übernimmt das Reden, ein Kapitän steuert die Barkasse. Eigentlich ist die „Hansa“ für 150 Personen ausgelegt, normalerweise würden 75 mitfahren. „Im Moment sind die Buchungen noch verhalten, Richtung August wird es besser“, sagt sie. Bei den anderen Barkassen-Betreibern sieht es ähnlich aus. „Die Situation ist weiterhin sehr angespannt und schwierig. Es fehlen noch viel zu viele Gäste in der Stadt“, sagt Hubert Neubacher, Geschäftsführer von Barkassen-Meyer.

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Die Corona-Pandemie war für Maike Brunk und ihre Kollegen eine schwere Zeit, monatelang durften die Barkassen nicht auslaufen. „Als der Hafengeburtstag abgesagt wurde, das war der schlimmste Tag“, erinnert sich die 49-Jährige. Bis dahin hatte sie schon 1000 Tickets verkauft, die sie nun mühsam zurückerstatten musste. Gerettet hat die sympathische Norddeutsche ihr Twitter-Account „Maike_im_Hafen“, auf dem sie ihrer Community regelmäßig von ihren Touren rund um den Hafen berichtet. Aus kleinen Filmen, die sie während der Corona-Zeit drehte, entstand ein Podcast, wenig später wurde eine Lektorin auf sie aufmerksam und schlug ihr ein Buchprojekt vor.

In „Meine große Freiheit“ (Eden Books, Berlin) berichtet Maike Brunk anschaulich und mit viel Humor, „wie aus einer Schnapsidee ein großes Glück wurde“. Denn nach dem Wirtschaftsinformatik-Studium in Kiel hatte die gebürtige Nordfriesin zunächst bei verschiedenen IT-Firmen gearbeitet, bevor sie als „Hafenschnackerin“ ihren Traumberuf fand. Bei einer Firmenweihnachtsfeier auf einer Barkasse entstand mit den Seebären Fiete und Rüdi die Idee, Touristen und Hamburgern unbekannte Ecken des Hamburger Hafens zu zeigen. „Meine Familie war zunächst sehr skeptisch, als sie hörte, dass ich meinen krisensicheren Job kündigen wollte“, erinnert sich Brunk. Mittlerweile sei ihr Vater ihr größter Fan und mächtig stolz auf seine Tochter.

Gegen Vorurteile: „Kanal-Idylle Bille“

Bereut hat sie ihre Entscheidung nie. „Weil es mich wahnsinnig erfüllt und ich meine Leidenschaft für Hamburg ausleben kann“, sagt Brunk. Mit Begeisterung entdeckt sie jeden Tag etwas Neues und freut sich, auch den Hamburgern neue Seiten ihrer Stadt zu zeigen. „Es gibt Menschen aus Blankenese, die waren noch nie in Wilhelmsburg“, sagt Brunk, die von Groß Flottbek nach Rothenburgsort gezogen ist. Ihre erste Tour nannte sie „Elbinsel-Tour“ – mit Stop in einem lauschigen Wilhelmsburger Biergarten und einer Fahrt mit dem Doppeldeckerbus über die Köhlbrandbrücke.

Brunk zeigt auf ihren Touren durch den Hamburger Hafen verborgene Ecken der Stadt. picture alliance / dpa
Brunk zeigt auf ihren Touren durch den Hamburger Hafen verborgene Ecken der Stadt.
Brunk zeigt auf ihren Touren durch den Hamburger Hafen verborgene Ecken der Stadt.

So könne sie auch Vorurteile abbauen – wie bei ihrer Tour „Kanal-Idylle Bille“: „Wenn ich den Leuten sage, wir fahren nach Rothenburgsort, Hamm-Süd und Hammerbrook, dann denken viele: Da kann es doch nicht schön sein“, erzählt Brunk. Am Ende der Tour – entlang idyllischer Kleingärten und schmucker Hausboote – haben dann einige ihre Meinung geändert. „Viele sagen dann zu mir: Oh, ist das schön hier, hier müssen wir unbedingt noch mal wiederkommen!“ (dpa)

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