Corona bringt Hamburger Klimaverein in Schieflage
Erst Stadtteilpreis-Gewinner, jetzt in einer Krise: Für den Verein „Tatkräftig“ ist das Jahr 2021 bislang eine Berg- und Talfahrt. Die Einrichtung organisiert Hilfseinsätze, die dem Umwelt-, Natur- und Klimaschutz dienen, doch die Corona-Pandemie bringt den Verein in eine finanzielle Notlage.
Normalerweise vermittelt „Tatkräftig“ im Jahr rund 1.000 Freiwillige in 150 Einsätze – doch seit dem vergangenen Jahr ist auch bei ihnen alles anders. „Wir haben einige digitale Angebote gemacht, zum Beispiel ein Telefonquiz für Senioren. Aber wir hatten erst einen größeren Einsatz in diesem Jahr, der vor Ort stattgefunden hat – davon lebt ja unsere Arbeit“, erklärt Gründerin und Vereinsvorsitzende Miriam Schwartz im MOPO-Gespräch.
Corona bringt Hamburger Klimaverein in Not
Sowohl die Einrichtungen als auch die Freiwilligen seien immer noch sehr zurückhaltend – dadurch sind viele Einnahmen weggebrochen. Durch die angespannte Situation seien auch langjährige Förderer abgesprungen. Die machen aber einen nicht unwesentlichen Teil der Einnahmen aus – und viel Überschuss gibt es nicht. „Wir stehen gerade vor der nie da gewesenen Herausforderung, dass wir nicht wissen, wie wir ab Oktober die Gehälter weiter bezahlen sollen“, so Schwartz.
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Zwar hat die Stadt dem Verein eine Überbrückungshilfe und Kurzarbeitergeld bewilligt, doch das Geld kann die Kosten nicht decken. Auch die 10.000 Euro, die Miriam Schwartz und ihr achtköpfiges Team im Rahmen des Stadtteilpreises gewonnen haben, helfen aktuell nicht: Das Geld darf aus rechtlichen Gründen nämlich nur für Sachmittel wie Baumsetzlinge, Insektenhotels oder Arbeitskleidung ausgegeben werden.
Klimaverein „Tatkräftig“ hofft auf Förderpartner
Der Verein mit Sitz in Borgfelde hat sich zum Ziel gesetzt, freiwilliges Engagement zu fördern. Dabei vermittelt die Organisation helfende Hände an Projekte – und umgekehrt. Die Gründerin packt aber auch selbst mit an: In einem Pilotprojekt war sie mit ihrer Familie im Schillergarten im Einsatz, einem urbanen Gemeinschaftsgarten-Projekt von „Bergedorf im Wandel“.
Zusammen haben sie dort ein morsches Hochbeet zerlegt und die Erde auf andere Hochbeete verteilt. Anschließend durften ihre Kinder neue Samen aussäen – und alles kosten, was ihnen in die Hände kam. „Als Gründerin bringt es mir immer noch die größte Freude, selbst bei den Einsätzen mit anzupacken“, so Schwartz.
Um weiterhin das tun zu können, was sie liebt, hofft die Vereinsvorsitzende auf Förderpartner und Spenden über die Website. „Wir wollen diese Krise überstehen und unseren Verein retten, der nächstes Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert“, sagt sie. „Wir haben uns so gut geschlagen – und jetzt hat Corona uns den Boden unter den Füßen weggezogen.“