Stefanos Tsitsipas: Der etwas andere Tennis-Gott ist zurück in Hamburg
Am Mittwoch startet Publikumsliebling Stefanos Tsitsipas ins Rothenbaum-Turnier. Der Weltranglistenvierte spielte sich im vergangenen nicht nur ins Finale, wo er in drei Sätzen Andrey Rublev (Russland) unterlag, sondern auch in die Herzen der Hamburger. Für Experten und Zuschauer steht fest: Der 22-Jährige hat das Zeug, um die neue Nummer Eins zu werden. Am Rothenbaum will der etwas andere Tennis-Gott aber vorerst seine Wunden lecken.
Zeus, Dionysos, Poseidon, Apollon: In den griechischen Sagen gibt es für fast jede Lebenslage eine passende Gottheit. Unlängst aufgenommen in den Hades ist auch Stefanos Tsistsipas, dem man auf der Tennistour den etwas einfallslosen Spitznamen „The Greek God“ verpasst hat.
Zuletzt muss sich der gebürtige Athener allerdings wie Ikarus gefühlt haben, der in der griechischer Mythologie zu nah an die Sonne fliegt – und abstürzt. Das jüngste Finale der French Open verlor Tsitsipas trotz 2:0-Satzführung gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic. In Wimbledon saß der Stachel noch tief: Gegen Frances Tiafoe (USA) gab es in Runde 1 eine glatte Dreisatz-Niederlage. Jetzt ist der Grieche nach Hamburg gekommen, um seine Wunden zu lecken und um neues Selbstvertrauen zu tanken. Es könnte keinen besseren Ort dafür geben.
Tsitsipas wurde in Hamburg Zweiter
„Für mich fühlt es sich an, als würde ich in meiner Heimat spielen. Das kommt auf der Tour nicht so häufig vor. Hamburg ist so grün, hat eine sehr entspannende Atmosphäre und tolle Zuschauer. Als ich letztes Jahr hier gespielt habe, war mir klar, dass ich schnell wiederkommen möchte“, so Tsitsipas am Montag.
Grieche will bei Olympia eine Medaille
„Stef“ und Hamburg, das passt. Der 22-Jährige ist für einen Tennisprofi außergewöhnlich kultiviert, dreht Videoclips, liest viele Bücher und nutzt jede freie Minute abseits des Tenniscourts, um sich weiterzubilden. Seine Instagram-Posts pendeln zwischen philosophischen Weisheiten und Kalendersprüchen – Sokrates lässt grüßen. Bevor Tsitsipas kommende Woche zu den Olympischen Spielen nach Tokio aufbricht, sinniert er am Rothenbaum über den Sinn des (Tennis)lebens.
Mit dabei ist auch seine Familie: Vater und Trainer Apostolos, Mutter Elisavet und Bruder Petros, mit dem er gestern in der ersten Runde der Doppel-Konkurrenz antrat. Heute schwebt der etwas andere Tennis-Gott auf den Center Court herab – und startet in der Einzelkonkurrenz gegen Dominik Koepfer.