Laschet lacht: Kosten ihn diese Bilder das Kanzleramt?
Das Elbe-Hochwasser von 2002 wurde damals zum Wendepunkt im Bundestagswahlkampf. Der eigentlich schon fast geschlagene Kanzler Gerhard Schröder (SPD) konnte sich als Macher in Gummistiefeln präsentieren, Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) verpasste das Momentum – und verlor die Wahl doch noch knapp. Auch die aktuelle Flutkatastrophe nutzten die drei Kanzlerkandidat:innen, mit unterschiedlichen Strategien. Armin Laschets Auftritt allerdings ging gehörig nach hinten los: Während einer Rede von Frank-Walter Steinmeier lachte und feixte der CDU-Chef im Hintergrund, ausgerechnet als der Bundespräsident über die Opfer der Flut sprach. Könnten diese Bilder ihn das Kanzleramt kosten?
Es sind im Grunde nur 20 Sekunden. Worüber Laschet und die umstehenden Lokalpolitiker:innen lachen – man weiß es nicht. Aber offenbar ist dem CDU-Kandidaten nicht bewusst, dass die Kameras, die gerade auf Steinmeier gerichtet sind, auch den Hintergrund der Szene zeigen. Der Bundespräsident spricht über die „großen Verluste“, die die Opfer erlitten hätten – und Laschet stupst seinen Nebenmann an, lacht so herzhaft, dass die Schultern sich dabei heben und senken. Die Reaktionen im Netz: Verheerend für eine Kanzlerkandidatur.
Laschets Entschuldigung kommt wohl zu spät
Schnell entschuldigt sich Laschet per Twitter: „Uns liegt das Schicksal der Betroffenen am Herzen, von dem wir in vielen Gesprächen gehört haben.“ Umso mehr bedauere er den entstandenen Eindruck: „Dies war unpassend und es tut mir leid.“ Die Netzgemeinde und die politischen Gegner:innen: Sie bleiben dennoch unversöhnlich.
„Wer ohne Gespür in solch schwierigen Situationen herumfeixt, disqualifiziert sich selbst“, sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil der „BamS“. FDP-Fraktionsvize Michael Theurer, dessen Partei immerhin mit Laschets CDU in NRW koaliert: „Rheinische Frohnatur in Ehren, aber während der Bundespräsident der Opfer gedenkt herumzualbern ohne Maske, wird dem Ernst der Lage nicht gerecht.“
Die Twitter-Gemeinde formulierte das alles etwas flapsiger, aber mit ähnlicher Stoßrichtung, unter dem Hashtag #laschetlacht. Etwa Nutzer Stefan Nussbaumer: „Was bitte läuft bei Armin Laschet verkehrt?“ Ja, was denn eigentlich? Fakt ist: Das schlecht platzierte Lachen war nicht der einzige Faux-Pas des Rheinländers. Eher irrlichterte er planlos durch die Katastrophen-Tage. Immer mit dem Ziel zu gefallen, positive Bilder zu erzeugen. Aber mit zweifelhaftem Erfolg.
Laschet laviert und irrlichtert wie in der Corona-Krise
Ähnlich befremdlich wie schon in der Corona-Krise zeigte der CDU-Chef, wie unbeständig seine Meinung ist. Einziger Unterschied: Diesmal änderte er sie nicht mehrfach binnen Wochen, sondern binnen Tagen, ja Stunden.
Anfang der Woche Skepsis gegenüber dem EU-Klimapaket. Am Donnerstag forderte er – nach erstaunlich langem Schweigen, immerhin war sein Bundesland betroffen – Tempo beim Klimaschutz. Anderntags das patzige WDR-Interview, in dem er die Moderatorin despektierlich „junge Frau“ nannte und polterte, dass man wegen so eines Tages doch nicht die Politik ändere (MOPO berichtete). Um am nächsten Tag dann zu verkünden, dass NRW ja ohnehin vorne sei in Sachen Klimaschutz, jetzt müssten diese Maßnahmen auch auf Bund und Welt übertragen werden. Ja, was denn nun?
Laschet lobt eigenes Krisenmanagement in NRW
Ebenfalls im WDR hatte er zunächst gesagt, in so einer Situation müsse man „Empathie zeigen“. Sein erster öffentlicher Auftritt: Minutenlanges Belobigen des (eigenen) NRW-Krisenmanagements, erst dann erwähnte er die Todesopfer. Rheinland-Pfalz blieb ganz außen vor – spricht so ein künftiger Kanzler?
Außerdem hatte er verkündet, dass man in so einer Situation „keine Bilder“ nur zu Wahlkampfzwecken erzeugen solle. Die „Bild“-Reporter waren dennoch vor Ort, als er in Altena in Westfalen das erste betroffene Gebiet besuchte. Wer laut „T-Online“ allerdings nichts davon wusste, der Termin war kurzfristig verschoben worden: Die Altenaer Stadtverwaltung.
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Und dann als Höhepunkt: Das Feixen während der Rede des Bundespräsidenten. Der habe später auch gelacht, hieß es im Netz zur Verteidigung Laschets. Lächeln trifft es eher. Nichts gegen das Lachen Laschets.
Die „Welt“ sprach von seinem „Baerbock-Moment“. Die Grünen-Chefin hatte mit diversen Patzern zuletzt für einen Umfragen-Absturz ihrer Partei gesorgt. Ins Katastrophen-Gebiet war sie übrigens auch gereist – allerdings ohne Presse. Während Konkurrent Laschet öffentlich patzte. Ob’s den Umfragen schadet, werden die nächsten Tage zeigen, unwahrscheinlich ist es nicht.