Neonazis ermorden Mehmet Kaymakcı: Wir dürfen die Tat niemals vergessen
36 Jahre nach dem Mord an Mehmet Kaymakcı im Kiwittsmoorpark in Langenhorn wird an diesem Sonnabend, 24. Juli, ein Gedenkstein eingeweiht. Neonazis hatten den 29-jährigen Maurer mit einem 94 Kilo schweren Betonklotz erschlagen. Angehörige des Opfers aus der Türkei werden anreisen, um bei der Zeremonie dabei zu sein. Weitere Verwandte, die nicht selbst kommen können, werden live zugeschaltet sein.
Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz (Grüne) erinnert daran, dass der Mord an Kaymakcı jahrzehntelang in Vergessenheit geraten war. „Mit der Errichtung des Gedenksteins wird verhindert, dass das Opfer namenlos wird und daran erinnert, dass wir als pluralistische, demokratische Gesellschaft die Aufgabe haben, unsere Freiheit jeden Tag aufs Neue zu verteidigen.“ Bei der Gedenkfeier am Sonnabend wird auch die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank zugegegen sein.
Neonazis zerschmetterten seinen Schäde mit einem 94 Kilo schweren Betonklotz
Die Tat ereignete sich in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1985. Mehmet Kaymakcı besuchte an diesem Abend das Lokal „Bei Ronnie“ in der Fibigerstraße. Sein großes Unglück war, dass dort auch diese drei Gäste Bier tranken: Frank-Uwe P. (20), Mario B. (19) und Bernd M. (20). Insbesondere P., ehemaliger Bundesgrenzschützer, hatte eine ausgiebige Neonazi-Vergangenheit.
Im Lokal „Bei Ronnie“ kam es zwischen den drei jungen Deutschen und Kaymakcı zum Streit. Es soll um die deutsche Ausländerpolitik gegangen sein. Zunächst blieb es bei einer Rangelei. Aber als sich Mehmet Kaymakcı gegen Morgengrauen auf den Heimweg machte, folgten ihm die drei. In der Straße Hohe Liedt schlugen sie den Türken brutal zusammen, schleiften den nur noch röchelnden Mann hinter eine Hecke, wo sie ihn mit einem schweren Betonklotz erschlugen. Das Opfer sollte zum Schweigen gebracht werden, denn, so gab Frank-Uwe P. später vor Gericht zu, „wir hatten Angst vor der Rache der anderen Türken“.
Die Strafkammer des Landgerichts verurteilte zwei der Täter später zu acht und einen zu sieben Jahren Haft.
Es gab viele rassistische Gewalttaten im Hamburg der 80er Jahre
In den 80er Jahren kam es in der Bundesrepublik immer wieder zu rassistischen und fremdenfeindlichen Gewalttaten. Im gleichen Maße wie die Arbeitslosigkeit zunahm, entwickelte ein Teil der Bevölkerung fremdenfeindliche Aggressionen. Am 22. August 1980 attackierten Neonazis eine Unterkunft für Geflüchtete in der Halskestraße in Billwerder und ermordeten zwei junge vietnamesische Flüchtlinge: Nguyen Ngoc Châu und Do Anh Lân. Im Juni 1982 wurde in Norderstedt der 26-jährige Türke Tevfik Gürel vor einer Disco ermordet – weil er ein deutsches Mädchen angesprochen hatte. Am 17. Oktober desselben Jahres wurde der 16-jährige Adrian Maleika, Werder-Bremen-Fan und Sohn einer oberschlesischen Spätaussiedlerfamilie, von rechtsextremistischen HSV-Hooligans in der Nähe des Volksparkstadions erschlagen. Und auch der Mord an Kaymakcı 1985 war noch lange nicht das Ende.
Gedenkfeier am Sonnabend um 15 Uhr am Kiwittsmoorpark
Die Gedenkveranstaltung, bei der die Tafel enthüllt wird, findet am Sonnabend um 15 Uhr dort statt, wo Kaymakcı starb: in der Straße Hohe Liedt – zwischen Willy-Jacobs-Weg und Hogenlietgrund in Langenhorn. Die Veranstaltung wird organisiert vom Bezirksamt Nord, der Familie Arslan, auf die 1992 in Mölln von Neonazis ein Brandanschlag verübt wurde, und von der Ramazan-Avci-Initiative, die benannt ist nach einem Türken, der wenige Monate nach Kaymakcı von rechten Skinheads am Bahnhof Landwehr erschlagen wurde.