Fridays for Future in Hamburg: „Jetzt ist die Zeit des Handelns“
Nach der Flutkatastrophe laufen in den betroffenen Regionen in Westdeutschland die Aufräumarbeiten. Die Situation ist aber vielerorts noch angespannt – und der Schock noch nicht abgeklungen. Aktivisten von Fridays vor Future (FFF) haben nun auf einer Pressekonferenz in Hamburg davor gewarnt, dass sich solche Bilder der Zerstörung wiederholen werden – und erklärt, warum die Lage dennoch nicht hoffnungslos ist.
„Das einzige, was noch Halt gegeben hat, war die Hand vor dir“, so beschreiben Julia und Jonas Wischnewski aus dem Ahrtal ihre Eindrücke von der Flutkatastrophe. Sie sind per Video zur Pressekonferenz von FFF in Hamburg zugeschaltet. Die beiden FFF-Mitglieder sind in der Ortsgruppe Bonn aktiv und wollen sich jetzt nicht länger mit leeren Worten zufriedengeben. Sie fordern von der Politik angemessenes Handeln ein: „Unsere Zukunft, quasi unser Leben, liegt in den Händen der Politik und die soll auch danach handeln.“
Fridays for Future: „Jetzt ist die Zeit des Handelns“
„Die Klimakrise ist hier, es ist unübersehbar“, leitete Luisa Neubauer von FFF die Pressekonferenz am Freitag ein. „Es ist auch unübersehbar wie verletzlich wir gegenüber der Klimakrise sind. Wohlstand, der über Jahrzehnte angesammelt wurde, fließt innerhalb weniger Stunden die Straße runter.“ Die Klimaschützer haben die Pressekonferenz angesichts der Flutkatastrophe einberufen und wollen zeigen, welche Klimaschutzmaßnahmen nach der Katastrophe notwendig sind.
Das könnte Sie auch interessieren: Hochwasserkatastrophe in Deutschland – wie Sie jetzt helfen können
Ihre zentrale Botschaft: Damit solche Katastrophen in Zukunft auf ein Minimum reduziert werden können, müsse jetzt gehandelt werden. „Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob der Klimawandel zum Auftreten von Extremwetterereignissen beiträgt, sondern nur noch in welcher Art und wie viel“, erklärte Klimaforscher Carl-Friedrich Schleussner von der Berliner Humboldt Universität. Die Flut zeige, dass auch reiche Länder nicht vorbereitet seien und die jetzigen Verpflichtungen der Politik nicht ausreichen, sagte Schleussner, der auch für das gemeinnützige Institut Climate Analytics forscht, das 2008 gegründet wurde, um wissenschaftliche und politische Aspekte des Klimawandels zu verbinden.
Dass Klimaschutz sich auszahle, erläuterte Energieökonomin Claudia Kemfert, Professorin an der Leuphana Universität Lüneburg. „Solche Auswirkungen des Klimawandels kosten die Volkswirtschaft Milliarden, Klimaschutz spart dieses Geld“, sagte sie und verwies auf die Dringlichkeit effektiver Maßnahmen. Gerade der schnelle Wechsel weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbarer Energie sei wichtig. „Jeder Euro den wir jetzt investieren, spart 15 Euro Klimaschäden ein. Wir sind jetzt in einem Jahrzehnt der Investitionen“, so Kemfert.
Trotz Klimakrise und Katastrophen – „Wir können das noch schaffen“
Auf die Dringlichkeit machte auch Annika Rittmann, FFF-Sprecherin der Ortsgruppe Hamburg, aufmerksam: „Wir wissen: Nur wenn wir jetzt anfangen zu handeln, dann können wir noch verhindern, dass sich diese Katastrophen häufen werden.“ Gerade da Hamburg in Zukunft betroffen sein wird, forderte Rittmann den Senat erneut auf, die Stadt bis 2035 klimaneutral zu machen.
Das könnte Sie auch interessieren: Düstere Aussichten – Wie der Klimawandel den Norden verändern könnte
„Wir können das noch schaffen. Es gibt so viele Aktivist:innen, die seit zwei Jahren auf die Straße gehen und Streiks organisieren und uns damit Hoffnung geben“, sagte Rittmann. Mit Nachdruck betonte sie, dass jetzt die Zeit des Handelns sei, auch mit Aussicht auf die kommende Wahl: „Wir wissen, dass wie eine Regierung brauchen, die endlich Verantwortung übernimmt und nicht weiter leere Versprechungen in den Raum stellt. Die Union hat mit ihrem Wahlprogramm gezeigt: Sie kann diese Verantwortung nicht weiter übernehmen.“
500 Menschen demonstrieren für Klimaschutz
Im Anschluss an die FFF-Pressekonferenz sind dann mehrere Hundert Menschen in Hamburg für eine bessere Klimapolitik und aus Solidarität mit den Opfern der Hochwasserkatastrophe auf die Straße gegangen. Dem Demo-Aufruf waren rund 500 Anhänger gefolgt, wie ein Polzeisprecher sagte. Die zumeist jungen Leute hielten Schilder und Banner hoch, auf denen unter anderem „Klimaschutz = Katastrophenschutz“ und „#Klimakrise ist hier“ stand. Während der Solidaritätskundgebung war auch der mehr als 170 Opfer der Fluten gedacht und Geld gesammelt worden. Am Freitag hatte es bundesweit Klimaproteste und Kundgebungen von Fridays for Future gegeben.