„Vier Jahreszeiten“-Chef verrät: So ticken die Superreichen
Nach einer sechsmonatigen Corona-Pause wimmelt es im Hamburger Luxushotel „Vier Jahreszeiten“ wieder von Superreichen mit Chanel-Handtaschen und Louboutin-Schuhen. In einem Interview mit dem „Spiegel“ verrät Hotel-Chef Ingo C. Peters, wie dreist der eine oder andere gut betuchte Hotelgast schon mal sein kann.
Das Hotel „Vier Jahreszeiten“ am Neuen Jungfernstieg zählt zu den besten Hotels der Welt und wurde mehrfach ausgezeichnet. Natürlich zieht das eine ganz exklusive Klientel an. Wer aber denkt, dass die Superreichen großzügig und zufrieden sind, hat sich offenbar geirrt.
„Das ist manchmal wirklich kurios. Die kommen zu mir und beschweren sich, weil sie in der Garage was fürs Parken bezahlen mussten oder für die Garderobe 1,50 Euro“, sagt Hotel-Chef Ingo C. Peters im Gespräch mit dem „Spiegel“. Und verrät auch, dass die „Lamborghini-Dichte“ in der Hotelgarage gerade höher als sonst sei. Wohlhabende Skandinavier, Belgier, Holländer und Schweizer hätten Hamburg während der Pandemie als gut erreichbares Reiseziel entdeckt – und geben in einer Woche locker zehntausende Euro aus.
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Ihm falle auf, dass die Hamburger wesentlich bescheidener seien: „In Hamburg fahren sie mit einer kleinen C-Klasse rum, Stoffsitze und Kurbelfenster statt elektrischen Fensterhebern, andernorts wird das Geld rausgehauen. Ein bekannter und reicher Geschäftsmann hat sein Büro fußläufig zu unserem Hotel. Er fragte mich mal, ob er einen Parkplatz bei uns haben könne. Ich war erstaunt, weil er ja einen Parkplatz bei seiner Firma hatte. Doch er wollte bei uns seine Autos tauschen, kam mit dem Aston Martin oder dem Porsche Turbo hierher gefahren und fuhr dann ein paar Nummern kleiner ins Büro. Er wollte dort keine Aufregung produzieren.“
Hamburger Hotel: Gäste beschweren sich über Dinge, die gar nicht existieren
Andersherum habe er Gäste im Hotel, die sich wegen Dingen beschwerten, die nicht existierten. Manche beschwerten sich über angebliche Geräusche der Klimaanlage, selbst wenn diese zentral ausgestellt sei, so Peters.
Dann greife eine wichtige Regel des Hotels: Der Gast hat immer recht, egal was er sagt. „Meine Leute sagen, wir kümmern uns. Nach 15 Minuten kommt ein Mitarbeiter wieder, fragt, ob es jetzt besser sei. Viele sagen Ja, obwohl die Temperatur genau gleich ist“, so Peters.
Chef des Hotels „Vier Jahreszeiten“ in Hamburg packt aus
Ein anderer Gast habe mal vorgetäuscht, den Eigentümer zu kennen. Er sei daraufhin gut behandelt worden und habe eine Alster-Suite bekommen. Peters habe jedoch Zweifel an der Geschichte gehabt, also rief er bei den Eignern an und fragte nach. Es habe sich herausgestellt: Die Geschichte war gelogen.
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„Wir haben ihn gewähren lassen. Er war offenbar zufrieden, buchte ein zweites Mal, billigste Zimmerkategorie, und dachte wohl, das läuft wieder so mit einem Luxus-Upgrade. Doch diesmal behielt er sein Zimmer mit Blick auf den Innenhof. Er schäumte, machte Bilder, beschwerte sich. Interessanterweise hat er gerade ein drittes Mal gebucht. Im Buchungssystem haben solche Leute ein Kürzel bei uns: HWC – handle with care“, sagt Peters zum „Spiegel“.
Luxus-Hotel in Hamburg: Hochstapler vs. Superreiche
Peters habe inzwischen ein Auge für Hochstapler entwickelt. „Es gibt viele Kriterien, einen Hochstapler zu erkennen. Die Kleidung etwa. Selbst wenn sie teuer war, wirkt sie ein bisschen zu glitzerig, zu farbenfroh“, sagt er im „Spiegel“-Gespräch. Die Gäste, die wirklich Format haben, seien viel bescheidener.