Impfen ohne Termin in Hamburg: Jetzt geht’s los – oder auch nicht …
Stundenlang mit dem Hörer am Ohr in Warteschleifen hängen oder den Tag vor dem Laptop verbringen, um online einen Impftermin zu ergattern – das war einmal. Die Impf-Nachfrage hat deutlich nachgelassen. Um den Piks wieder attraktiver zu machen, hat die Gesundheitsbehörde seit Montag die terminfreie Impfung in den Messehallen freigegeben. Die MOPO hat sich dort umgeschaut.
Andrang sieht anders aus. Trotz der Impfung ohne einen vereinbarten Termin war am Montagmittag an den Messehallen wenig los. Keine Schlange am Eingang, kein voller Parkplatz. Viele Hamburger:innen, die frisch geimpft aus dem Ausgang spazierten, gehörten noch zu denen, die zuvor einen Termin vereinbart hatten. Dennoch gab es den ein oder anderen, der sich über das Angebot freute und sich spontan in der Mittagspause oder am freien Tag impfen ließ.
„Ich habe von meinen Freunden erfahren, dass man sich ab heute auch ohne einen Termin in den Messehallen impfen lassen kann. Sie haben mich überredet hinzufahren“, sagt Birgit Ollhorn (56) aus Schenefeld im Gespräch mit der MOPO. Beruflich sei sie sowieso in Hamburg gewesen, also habe sie die Gelegenheit genutzt, um sich spontan eine Spritze gegen das Coronavirus geben zu lassen. „Ich habe vorher ständig versucht, über meine Gynäkologin an eine Impfung zu kommen. Vergeblich. Jetzt hat es endlich geklappt“, sagt sie.
„Wir wollen es den noch verbliebenen gut zehn Prozent der Ungeimpften so einfach wie möglich machen, sich einen Piks geben zu lassen“, sagt Martin Helfrich, Sprecher der Gesundheitsbehörde, zur MOPO. „Das ist zwar für das Impfzentrum ein großer logistischer Aufwand, aber wir glauben, dass die Mitarbeiter:innen das gut stemmen können in den nächsten Wochen.“
Die 77-jährige Christa Wachecke aus Winterhude freute sich ebenfalls. „Ich hatte ehrlich gesagt nie Lust, stundenlang in einer Warteschleife zu hängen, um telefonisch an einen Impftermin zu kommen“, sagt Wachecke zur MOPO. Zeitlich habe sie es vorher einfach nicht geschafft, sich um einen Impftermin zu bemühen. „Heute habe ich dann direkt die Gelegenheit genutzt, um mich schnell spontan impfen zu lassen“, sagt Wachecke.
Die frisch Geimpften berichten von einem 20-minütigen Besuch und äußern sich positiv überrascht. Der kurze Besuch ist allerdings sehr wahrscheinlich nur der geringen Nachfrage geschuldet.
„Endlich wurde ich geimpft. Das ging auch total schnell“, sagt Maksym Ivanchenko, 19-jähriger Student aus Hamburg. „Ich konnte direkt durchlaufen und musste nirgends warten. Außer die 15 Minuten nach der Impfung. Das ist aber normal. Insgesamt war ich vielleicht 20 Minuten in den Messehallen“, sagt er.
Doch nicht alle zeigen sich begeistert. Ein frisch Geimpfter, der seinen Namen nicht nennen möchte, beschwert sich über die Parkgebühren. „Die Leute sollen sich alle impfen lassen und müssen dann fünf Euro Parkgebühren bezahlen. Ich war nur knapp eine halbe Stunde in den Messehallen“, sagt er. „Die terminfreie Impfung hätte viel früher kommen sollen. In Amerika werden die Leute in Drive-Ins geimpft. Wieso muss in Deutschland immer alles so kompliziert sein?“, fragt er im Gespräch mit der MOPO.
Der 30-jährige Hatef Tabatabaei wirkt ganz entspannt und gut gelaunt. „Ich finde das super. Man konnte einfach durchlaufen und hat dann auch ziemlich schnell die Spritze bekommen“, so der 30-Jährige zur MOPO. „Ich habe von der Uni die Nachricht bekommen, dass Studierende sich nun impfen lassen können. Dass dies nun alle auch terminlos machen können, höre ich gerade zum ersten Mal“, so Tabatabaei.
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Hamburg und Umgebung: Impfquote sinkt – brauchen wir Maßnahmen?
Insgesamt haben sich 9.557.512 Menschen in Norddeutschland mindestens einmal impfen lassen – das entspricht einer Quote von 63,6 Prozent (Stand: 26. Juli 2021). Laut RKI nimmt die Impf-Nachfrage in Deutschland seit Anfang Juni jedoch ab. Während sich am 9. Juni 1.416.949 Deutsche impfen ließen, sind es am 25. Juli nur noch 449.936.
Mit dem Problem steht Deutschland jedoch nicht alleine da. Auch Frankreich verzeichnet eine sinkende Impfquote – eine Rede von Emmanuel Macron zeigt jedoch Wirkung: Der Präsident hatte am Sonntag Sanktionen für Nicht-Geimpfte ankündigt. Nach Berichten der „Tagesschau“ sollen mehr als 900.000 Franzosen noch am selben Abend einen Termin gebucht haben.