Aremu ist St. Paulis schönster Härtefall
Es war ein Marathon. Fast ein ganzes Jahr hat Afeez Aremu gebraucht, um beim FC St. Pauli so richtig anzukommen. Wie befreit spielt der 21-Jährige auf, selbstsicher, selbstbewusst. Der sportlichen Leitung der Kiezkicker um Trainer Timo Schultz bereitet der Aufschwung große Freude, dem Gegner einige Schmerzen. Aremu ist jetzt im besten Sinne ein Härte-Fall – und überzeugt auch am Ball.
Die rund 40 Minuten Einsatzzeit beim 3:0-Auftaktsieg gegen Holstein Kiel waren der endgültige Beweis: Aremu ist mehr als ein Ergänzungsspieler. Der Nigerianer, der nach 49 Minuten für den verletzten Eric Smith in die Partie gekommen war und voll überzeugte, kann eine echte Verstärkung sein in dieser Spielzeit.
Vor allem fußballerisch hat der defensive Mittelfeldspieler in den vergangenen Wochen noch einmal einen großen Sprung nach vorne gemacht. „Wenn man überlegt, wie Afeez hier gestartet ist, was für Probleme er letztes Jahr teilweise hatte, sich in den Spielen zu orientieren, dann ist das wirklich bemerkenswert, mit welcher Ruhe er mit dem Ball spielt“, befindet Trainer Timo Schultz und lobt: „Das ist wirklich schon klasse.“
Afeez Aremu ist beim FC St. Pauli in Topform
Dazu bringt Aremu eine ordentliche Portion Härte auf den Platz, die beim Gegner Eindruck hinterlässt. „Gegen den Ball war er von Anfang an eine absolute Maschine“, sagt Schultz. Die kompromisslose und aggressive Zweikampfführung ist nicht neu, aber Aremu agiert längst nicht mehr so ungestüm (und oft am Rande der Gelben Karte) wie in seiner Anfangszeit bei St. Pauli. Weh tut es dem Gegner immer noch. Schultz formuliert mit der für ihn typischen Prise Humor: „Es gibt wenige Spieler bei uns im Kader, gegen die ich ungern spielen würde – er gehört dazu.“
Knackpunkt für den Leistungssprung bei Aremu war der Heimaturlaub im Frühjahr während der Endphase der Saison, eine im Profifußball ungewöhnliche Maßnahme, aber der junge Spieler hatte seine Familie und seine Verlobte aufgrund der Corona-Pandemie monatelang nicht sehen können, was ihm mental zusetzte. In Nigeria gab es dann die Hochzeit.
„Afeez ist frisch und klar aus seinem Urlaub in der Heimat zurückgekommen und das hat man nach dem Start der Vorbereitung von der ersten Minute auf dem Platz gesehen“, sagt Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO. „Er hat eine andere Ausstrahlung, auch abseits des Spielfelds.“ Jetzt sei Aremu „ein Spieler, mit dem man verlässlich planen kann.“
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Das Gesamtpaket Afeez Aremu stimmt. Derzeit ist er auf der Sechserposition die Nummer zwei hinter Eric Smith, aber er ist nah dran und wird seine Einsatzzeiten bekommen. Bornemann: „Mit dem, was er mitbringt, mit seiner Spielweise, kann er ein wichtiger Faktor werden – unabhängig davon, ob er Stammspieler wird oder nicht.“