Rolling Stones liebten sie: Hamburger Rock-Pionierin feiert Geburtstag
Was haben Keith Richards, Ronnie Wood und Mick Taylor gemeinsam? Die Gähn-Antwort: Alle drei sind oder waren bei den Rolling Stones. Weniger bekannt dürfte sein, dass die weltberühmten Gitarristen vor gut 30 Jahren unbedingt mal mit einer gewissen „Lady from Germany“ spielen wollten – nämlich mit Inga Rumpf, der international gefeierten Rock- und Blues-Sängerin aus Hamburg.
„Wenn diese Dame in der Stadt ist, sagt mir Bescheid“, soll Richards erbeten haben. Es lag viel Energie in der Luft bei den gemeinsamen Londoner Aufnahmen, zu denen die Stones-Legende bayerisches Bier für Rumpf und Whiskey für Wood mitgebracht hatte. Die Sessions von 1987 für die Songs „Dance It Up“, „I Am I“ und „Two Is One“ zieren jetzt das Album „Hidden Tracks“. Sie sind damit Teil einer groß angelegten Würdigung von Inga Rumpf zu ihrem 75. Geburtstag am 2. August.
Die 13 „versteckten Stücke“ bilden die zweite Hälfte eines Doppelalbums, das unter dem Titel „Universe Of Dreams“ auch zahlreiche neue Lieder der Ex-Frontfrau von City Preachers, Frumpy oder Atlantis enthält. Zudem erscheint dieser Tage der 320-seitige Lebensrückblick „Darf ich was vorsingen? Eine autobiographische Zeitreise“. Und es sind Live-Termine geplant – zumindest eine „musikalische Lesereise“, wie Rumpf im dpa-Interview verrät.
Rock-Pionierin Inga Rumpf denkt nicht an Aufhören
„Wenn man die Zeit von Sex, Drugs und Rock’n’Roll so gut überstanden hat, dann kann man auch noch ein paar Jahre weitermachen“, sagt Inga Rumpf. „Und der 75. ist schon ein Datum, das man auf besondere Weise feiern muss.“
Der runde Geburtstag bietet Rumpf die Gelegenheit, endlich doch noch fast verschollene Aufnahmen mit legendären Kollegen zu präsentieren. Und in diesem Sommer soll auch deutlich werden, dass die Musikerin nach ein paar Jahren des Ausruhens immer noch (oder wieder) groß in Form ist. Vergleiche mit der früh gestorbenen Blues-Röhre Janis Joplin oder Soul-Ikone Tina Turner (die in den 80ern Rumpfs Song „I Wrote A Letter“ übernahm) sind ja kein Zufall.
Hamburger Sängerin produziert immer noch Songs
Die für deutsche Verhältnisse ziemlich einsame Klasse dieser in Folk, Soul, Funk, Blues und Rock grandiosen Sängerin hört man auch wieder in ihren neuen Liedern. Vom erdig groovenden Titelsong „Universe Of Dreams“ über die von Tina Turner quasi zurückeroberte Ballade „I Wrote A Letter“ und die Reminiszenz „Back To The Roots“ bis zum intensiven „More Precious“ und dem Otis-Redding-Cover „I’ve Been Loving You“ – Rumpf singt kraftvoll und beseelt.
Dass ihr Name auch international immer noch zieht, zeigt sich an aktuellen Mitmusikern wie Saiten-Zauberer Larry Campbell aus Bob Dylans langjähriger Band oder Drummer Martin Ditcham (Elton John, Mark Knopfler, Talk Talk). Mit ihnen spielte Rumpf die „Universe“-Stücke ein.
Aber auch die aus dem Archiv geborgenen „Hidden Tracks“-Perlen zeigen das Charisma der norddeutschen Musikerin. Die Teilnahme von Keith Richards, der seinen Beitrag im CD-Booklet „mit den wärmsten Wünschen – und viel Glück!“ freigab, dürfte für Classic-Rock-Fans ein besonderer Clou sein. „Der war ja mein Held, ich steh‘ total auf die Stones“, sagt Rumpf heute noch.
Hamburger Rock-Pionierin in St. Georg geboren
Inga Rumpf – 1946 als Tochter eines Seemanns und einer Schneiderin im Hamburger Stadtteil St. Georg geboren – blickt aber auch gern zurück. „Als ich vier Jahre alt war, sang ich auf einer Familienfeier ein paar Volkslieder, und jemand drückte mir ein Fünfmarkstück in die Hand. Ich dachte, na, das mach’ ich öfter“, schreibt sie in der neuen Autobiografie.
„Natürlich sind die Anfangsjahre am wichtigsten“, betont Rumpf im dpa-Interview. „Die ersten Rockfestivals, die ersten Jeans, die ersten Joints, die ersten Küsse, Verliebtheiten und Verrücktheiten, die man dann so macht.“ Als es Mitte der 60er so richtig losging mit ihrer Karriere, „da waren Blues und Gospel meine große Inspiration“. Zum Gospel kehrte sie später – nach vielen Jahren mit ihren Rockbands, nach Hits wie „How The Gypsy Was Born“ oder „Friends“ – Ende der 90er Jahre als Solomusikerin wieder zurück.
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Sieht sie heute eine jüngere Sängerin in ihren eigenen Fußstapfen? „So eine wie mich gibt’s nicht noch mal“, sagt Rumpf und lacht. „Man braucht ja nicht nur Talent zum Singen. Es ist ein risikoreicher Beruf, Musikerin zu sein. Man muss dafür brennen und ein Standing entwickeln, sich darauf vorbereiten, einen langen Weg zu gehen.“ (dpa/mp)