Wenn im Miniatur-Wunderland der rote Alarm losgeht
15 Kilometer Gleise und 1500 Quadratmeter Modellfläche: Im Miniatur Wunderland gibt es immer etwas zu tun. Ariana Jäger passt auf, dass die Züge auf der riesigen Modelleisenbahn immer weiterfahren.
Alarm in der Schweiz: Auf der Zahnradbahn ist ein Reinigungszug entgleist. Wenige Minuten später ist Ariana Jäger aus dem Leitstand des Miniatur Wunderlandes zur Stelle und setzt den Zug behutsam wieder auf die Gleise. „Im Durchschnitt bin ich alle 20 Minuten auf der Anlage“, sagt die 25-Jährige. Bei 15 Kilometern Gleisen und 1500 Quadratmetern Modellfläche passiert immer irgendwo irgendwas – ob in der Wüste von Las Vegas oder beim Kolosseum in Rom. Durch verwinkelte Gänge neben und hinter der größten Modelleisenbahn der Welt gelangt sie zur Unfallstelle. „Irgendwie kommt man da immer hin“, lacht die Hamburgerin.
Miniatur Wunderland: Ariana kontrolliert die Eisenbahnanlage
Seit eineinhalb Jahren arbeitet die ausgebildete Schilder- und Lichtreklame-Herstellerin im Miniatur Wunderland. Ihr Vater hatte die Anzeige damals entdeckt. Nun ist Ariana Jäger eine von 350 Mitarbeitern, die vor Corona bei der Touristenattraktion in der Speicherstadt arbeiteten. Nach und nach sind die Angestellten – es gibt auch zahlreiche Studentenjobs – aus der Kurzarbeit an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt. „Mein Job macht total viel Spaß. Den ganzen Tag bin ich in Action und auch der Kontakt zu den Besuchern gefällt mir“, sagt Jäger.
Auf riesigen Monitoren beobachten Ariana Jäger und ihre fünf Kollegen im Leitstand die Eisenbahnanlage. Er liegt mitten im Miniatur Wunderland und die Besucher können ihnen bei der Arbeit zusehen. Vier Mitarbeiter sind für die Bahngleise zuständig, einer für den Flughafen und einer für das Carsystem – die Fahrzeuge fahren eigenständig auf einem Magnetdraht. Ständig blinkt und leuchtet es irgendwo. Grün bedeutet: alles in Ordnung. Gelb und rot: hier läuft es nicht gut. „Die Software Railway steuert alles automatisch. Wir sind nur hier, um Fehler zu beheben“, erläutert Jäger.
Emotionale Achterbahnfahrt: Corona setzt das Miniatur Wunderland unter Druck
Seit Ende Mai hat das Miniatur Wunderland wieder geöffnet. Mittlerweile dürfen 400 Besucher zeitgleich auf der Anlage sein – in der Hochsaison sind es sonst mehr als 1000. Die vergangenen 15 Monate seien sowohl emotional als auch finanziell eine Achterbahnfahrt gewesen, sagt Frederik Braun, Geschäftsführer des Miniatur Wunderlandes. „Auch wenn das Wunderland am Ende viel Geld verloren hat, so fühlen wir uns vom Staat sehr gut unterstützt“, sagt Braun. Er kann der Corona-Krise auch positive Seiten abgewinnen. „Wir haben uns schon vorher im Team als große Familie gesehen, spätestens jetzt sind wir aber ein unglaublich eingeschweißter Haufen.“
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Modellbauerin Teresa Liening besprüht gerade einen Schildkröten-Wagen für den Karnevalsumzug in Rio. Im November soll Rio als 1. Abschnitt von Südamerika eröffnet werden. „Ich wollte schon immer im Miniatur Wunderland arbeiten“, sagt die 44-Jährige, die eine Ausbildung im Anschauungsmodellbau absolviert hat. „Hier kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen“, sagt sie. Neben Tänzerinnen mit Kopfschmuck und Papageien hat sie sogar einen nur wenige Millimeter großen Kakadu für den Wagen entworfen. Und da die Modelleisenbahn immer weiter wächst, gibt es auch immer neue Herausforderungen. Im Frühjahr 2022 soll Monaco eröffnet werden – samt Formel-1-Rennstrecke. (dpa)