Stellenabbau bei Aida Cruises
  • Das Lächeln ist eingefroren: Zahlreiche Aida-Mitarbeiter in Hamburg bangen um ihre Jobs.
  • Foto: (c) dpa

Schock für die Kreuzfahrt-Stadt Hamburg: Aida Cruises schmeißt zig Leute raus

„Bei uns ist das Lächeln zu Hause“ – mit diesem Slogan wirbt Aida Cruises für seine Kreuzfahrten. Den Mitarbeitern der Reederei am Standort Hamburg ist das Lächeln jedoch gefroren. Das Unternehmen plant einen massiven Stellenabbau in der für die Shows zuständigen Abteilung Aida Entertainment.

Die Nachricht kam wie aus heiterem Himmel. Vor gut zwei Wochen wurden die 82 Mitarbeiter der Aida Entertainment, die sich seit über einem Jahr zu hundert Prozent in Kurzarbeit befinden, kurzfristig zu einer digitalen Informationsveranstaltung eingeladen. Dort wurde ihnen brüsk das neue Organigramm des Unternehmens präsentiert, nach dem es künftig nur noch 34 festangestellte Mitarbeiter gibt. Nach 17 Minuten wurde die Präsentation abrupt beendet. Es gab keine Zeit für Rückfragen. Der Bildschirm wurde schwarz.

Aida in Hamburg: Rund 50 Angestellte müssen gehen

Seitdem herrscht große Verunsicherung unter den Mitarbeitern. Wer darf bleiben? Wer muss gehen? Für das durch die erzwungene Pause von fast anderthalb Jahren und den Lockdown ohnehin schon geplagte Team ist die Nachricht extrem zermürbend und ein tiefer Schock. Wie blanken Hohn empfinden die oft langjährigen Angestellten die 25-Jahr-Feier von Aida vor wenigen Wochen, bei der noch Sätze wie „We are family“ in den Reden fielen. Jetzt wird die „Familie“ einfach verstoßen.

Die Bühne des Theaters auf der „AIDAnova“: Ab sofort sollen die Shows nicht mehr an Land vorbereitet und einstudiert werden. (c) dpa
Stellenabbau bei Aida Entertainment
Die Bühne des Theaters auf der „AIDAnova“: Ab sofort sollen die Shows nicht mehr an Land vorbereitet und einstudiert werden.

Aida Cruises erklärt die Maßnahme so: „Die ständige Weiterentwicklung unserer Konzepte und damit einhergehende Veränderungen sind ein wichtiger Teil für die erfolgreiche Entwicklung unseres Unternehmens“, so ein Sprecher des Unternehmens zur MOPO. Die vergangenen Monate seien genutzt worden, um in allen Bereichen der Organisation Prozesse, Strukturen und Angebote zu überprüfen und an die aktuelle Situation und zukünftige strategische Ausrichtung anzupassen. Daraus hätten sich diverse Prozess- und Konzeptveränderungen für den Entertainmentbereich ergeben. Die Gespräche mit dem Betriebsrat seien aufgenommen worden.

Umstrukturierung hat mit Corona nichts zu tun

Nach MOPO-Informationen soll das erste Gespräch mit dem Betriebsrat am 10. August stattfinden. Ob dann schon konkrete Namen genannt werden, wer gehen muss, ist unklar. Anders als in dem Unternehmensstatement angedeutet, ist die Umstrukturierung keineswegs als notwendige Folge der Corona-Pandemie zu verstehen. Tatsächlich soll das Unternehmen bereits seit zwei Jahren an der Neuorganisation feilen.

Für die Passagiere wird die Neuausrichtung nicht spürbar sein, betont der Aida-Sprecher. Das Entertainment-Programm an Bord der Schiffe werde nicht angetastet. „Es werden neue Trends aufgenommen und andere Schwerpunkte gesetzt, für den Gast bedeutet dies weiterhin eine große Vielfalt“, so der Sprecher.

Hamburg verliert durch Umstrukturierung tausende von Hotel-Übernachtungen

Nach MOPO-Informationen ist jedoch sehr wohl mit einer qualitativen Veränderung des Programms zu rechnen. So sollen die Shows künftig nicht mehr wie bisher gründlich an Land vorbereitet und einstudiert werden, sondern nur noch kurzfristig an Bord zusammengestellt werden. Auch die bisher hohen Standards folgende Kinderbetreuung soll nicht mehr vom Land aus zentral gesteuert werden.

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Die Mitarbeiter von Aida Entertainment hoffen auf Unterstützung aus der Politik. Schließlich sind sowohl der Firmensitz von Aida Entertainment als auch das Entertainment-Haus in städtischen Gebäuden untergebracht. Der Umbau der Gebäude wurde damals von der Stadt entsprechend den Bedürfnissen des Unternehmens gestaltet, um beispielsweise Bühnen für Proben unterzubringen. Auch entgehen der Musical-Stadt Hamburg durch die wegfallende Vorbereitung der etwa 600 Künstler auf die Shows an Bord hochgerechnet 21.000 Hotel-Übernachtungen pro Jahr.

Kritik an Aida Cruises: Ausarbeitung des Sanierungsprogramms auf Staatskosten

Die Linksfraktion hat bereits eine Senatsanfrage zu dem Thema in der Bürgerschaft in Vorbereitung. Der Linken-Abgeordnete Norbert Hackbusch erklärte gegenüber der MOPO: „Aida gehört zum Carnival Konzern, einem der Spezialisten darin, keine Steuern zu zahlen. Der jetzige Kahlschlag bei Aida Entertainment hat darüber hinaus einen bösen Geschmack.“ Dass Aida Cruises monatelang Kurzarbeitergeld bezogen habe, um die Entlassungen vorzubereiten, bezeichnet Hackbusch als „Skandal“. Der Politiker fordert den Senat auf, in der Sache aktiv zu werden. Hackbusch: „Neben der sozialen Unverschämtheit hat Aida jahrelang eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt organisiert. Mit Unterstützung der Stadt wurde auch das Entertainment-Haus in der Simon-von-Utrecht-Straße extra für Aida gebaut und unterhalten. Auch der Sitz der Entertainment-Sparte in der Seilerstraße ist staatlich finanziert.“

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