Vom Auto-Friedhof zur Binnenalster? Große Pläne am Billebecken
Das Gebiet südlich des Billebeckens in Hamburg-Mitte ist vor allem für seine kleinen Schrotthändler und dubiosen Shops für Autoreifen bekannt. Kaum jemand hält sich gern an diesem gruseligen Ort auf. Das wollen die Billebogen-Entwicklungsgesellschaft, der Bezirk Mitte und die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen jetzt endlich ändern. Vom dunklen Kleingewerbe-Gebiet soll das große Areal zu einem prosperierenden Gelände werden. Es gibt nur ein Problem: Viele Grundstücke befinden sich in Privatbesitz.
In einem Workshop mit dem Namen „Urbane Produktion am Billebecken“ konkurrierten drei Architekturbüros um die beste Idee für die Umgestaltung des Areals. Schließlich stach das Konzept von Lorenzen Mayer Architekten (Berlin / Kopenhagen) heraus und wurde zur Grundlage gemacht für die jetzt folgende Funktionsplanung. Darauf wird dann ein konkreter Bebauungsplan folgen.
Diese Unternehmen können angesiedelt werden
In die Planung soll die ehemalige Schule am Bullenhuser Damm mit ihrer Holocaust-Gedenkstätte und dem Rosengarten als Herzstück des Areals integriert werden. Das Gelände soll aber grundsätzlich ein gewerblicher Standort bleiben – denn das ist es schon seit mehr als hundert Jahren.
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Geplant ist die Ansiedelung von stadtverträglichen Industrien, die die Umwelt weder mit Gerüchen noch mit Lärm zu sehr belasten. Man denkt beispielsweise an Pharmaunternehmen oder Biotechnologie. Aber auch die Produktion von optischen Instrumenten wie Lupen oder Mikroskopen, von elektrischen oder medizinischen Geräten und Kleidung ist möglich. Weiterhin können sich Betriebe zur Lebensmittelverarbeitung, zum Druck (auch 3D-Druck) und Unternehmen aus dem Grafikbereich ansiedeln.
Gastro, Freiräume und Ufer-Promenaden am Billebecken
Dennoch solle es kein klassisches Gewerbegebiet werden, sondern eine gewisse Aufenthaltsqualität bieten – ein wenig wie an der Binnenalster. „In den unteren Etagen der Gebäude können sich auch gastronomische Betriebe ansiedeln. Außerdem soll der Zugang zur Bille durch mehr Freiräume und Promenaden erleichtert werden“, so Thomsen. Das Areal solle zu einem Ort werden, an dem sich auch Menschen aus den umliegenden Stadtteilen gern aufhielten.
Laut dem Vorsitzenden der Billebogen-Entwicklungsgesellschaft bietet die Umgestaltung des Geländes noch weitere Vorteile. „Das Gebiet liegt sehr zentral und nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt. Wenn wir den Plan umsetzen können, könnten in dieser Top-Lage bis zu 3000 Arbeitsplätze geschaffen werden.“ Zudem sollen die Gebäude möglichst nachhaltig gestaltet und auf verschiedenen Etagen unterschiedlich genutzt werden.
Viele Grundstücke sind noch in Privatbesitz
Ob es wirklich so weit kommt, ist allerdings noch nicht klar. Denn viele Grundstücke auf dem Areal sind in städtischem Besitz – einige sind aber auch in privater Hand, während wieder andere von der Stadt an Privatleute verpachtet werden. „Diese Pachtverträge kann die Stadt auflösen“, erklärt der Vorsitzende Bruns-Berentelg. Aber mit den Privateigentümern muss man in den kommenden Monaten ins Gespräch kommen.
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Während einige Eigentümer eine Bestandsgarantie erhalten haben, müssen andere noch davon überzeugt werden, ihre Grundstücke zu verkaufen. Deshalb kann es auch noch viele Jahre dauern, bis die „heiße Phase“ des Projekts beginnt und die Hamburger auf Billebecken-Promenaden flanieren können.