St. Paulis wichtiger Erfolg zum Start in die Derby-Woche
Als Schiedsrichter Robert Schröder am Samstag um 20.25 Uhr zum letzten Pfiff des Abends in seine Pfeife blies, mischte sich die Anspannung auf der Gästebank in Magdeburg mit Erleichterung. Geschafft. Irgendwie. Eine Runde weiter, das zählt schlussendlich. Sehr wichtig für St. Pauli, finanziell, aber vor allem auch sportlich. Dank des 3:2 (2:1) gegen einen Drittligisten, der besser spielte, als es die Ligazugehörigkeit vermuten ließe, geht St. Pauli mit einem Erfolgserlebnis in die Derby-Woche.
Die Tanks waren leer, die Energie der Kiezkicker nach diesen 90 Minuten ebenso aufgebraucht wie der Vorrat an Dusel, diesem manchmal hilfreichen Kraftstoff, um ein Ergebnis ins Ziel zu bringen. Beinahe wäre der gegen Magdeburg ausgegangen, es fehlte nicht viel. Aber es reichte.
Magdeburgs Spiel mit unfassbarer Intensität
Dass die Gastgeber, angepeitscht von 14.405 Fans, die eine Lautstärke produzierten wie auf einem Rock-Konzert, beinahe von Anfang bis Ende mit höchstem Tempo und maximaler Intensität spielen würden, habe niemanden überrascht, urteilten Doppel-Torschütze Guido Burgstaller, Pokal-Keeper Dennis Smarsch, Leart Paqarada und Philipp Ziereis einstimmig. Sie hatten also damit gerechnet und konnten phasenweise doch nur wenig entgegensetzen gegen den Chancenhagel auf das eigene Tor.
Dabei begann alles so gut aus St. Pauli-Sicht, Guido Burgstaller brauchte nur drei Minuten, um im „Hexenkessel“, wie Ziereis die MDCC-Arena zurecht nannte, die Führung zu erzielen.
Rekordverdächtig: Magdeburg schießt knapp alle zwei Minuten
Nur schien das dem Drittligisten egal zu sein, Magdeburg erkannte die Probleme der Gäste im Defensivverhalten und die (zu) großen Lücken und kam durch Ex-St. Pauli-Talent Sirlord Conteh zum verdienten Ausgleich (31.). Jakov Medic konterte per Kopf zur erneuten Gästeführung (40.), angesichts der Vielzahl an Magdeburger Abschlüssen schmeichelhaft.
Über die genaue Zahl der Schüsse waren sich die Statistik-Dienstleister am Ende uneins. Manche zählten 45, andere 44, wieder andere 41. Wie viele es nun aber auch waren: „Wir haben zu viele Torschüsse zugelassen“, monierte Timo Schultz, das war offensichtlich. 20 Ecken segelten zudem in St. Paulis Sechzehner, selbst die taktische Umstellung auf Dreierkette zur Pause half nur phasenweise. „Wir können glücklich sein, dass wir trotzdem in die nächste Runde einziehen durften“, befand der Trainer.
Burgstaller bemängelt die fehlende Ruhe bei St. Pauli
Das lag auch an der mangelhaften Chancenverwertung der Hausherren, die zwar erneut durch Conteh ausglichen (54.), den zweiten Burgstaller-Treffer nach Paqaradas Freistoß (58.) aber trotz vieler Möglichkeiten nicht mehr kontern konnten.
Ein Arbeitssieg in doppelter Hinsicht: Kostete viel Arbeit und zeigte, woran St. Pauli zu arbeiten hat.
„Wenn wir ein bisschen ruhiger am Ball sind, haben wir große Kontermöglichkeiten, weil die wirklich offen waren hinten. Das haben wir nicht gut ausgenutzt“, bemängelte Burgstaller. „Wir standen zu tief, wir waren zu passiv“, kritisierte Schultz. „Das müssen wir gut analysieren, damit uns das nicht wieder passiert.“
Schultz hat noch keinen Kopf für das Derby
Einer, der dagegen nichts hätte, hatte das Spektakel auf der Tribüne beobachtet: HSV-Co-Trainer Merlin Polzin, als Scout vor Ort, durfte sich über eine erkenntnisreiche Reise vor dem Derby freuen. Timo Schultz wollte über das Stadtduell am Freitag nach Abpfiff noch nicht reden: „Wir freuen uns erstmal, dass wir weiter sind.“
Das könnte Sie auch interessieren: St. Pauli will Bielefelds Hartel
Nachvollziehbar, weil keine Selbstverständlichkeit. „Aufgrund der Pokal-Historie der letzten Jahre steht unterm Strich die zweite Runde“, sagte Schultz. Wo er recht hat, hat er recht.