Ringen um Hamburger Krankenhaus: Verkauf kurz vor dem Abschluss?
Das Ringen um die Zukunft des Wilhelmsburger Krankenhauses Groß-Sand geht weiter. Eigentlich wollte das Erzbistum Hamburg bis Anfang August entscheiden, an wen es die finanziell angeschlagene Klinik verkauft. Noch ist kein Käufer gefunden. Doch eine Entscheidung bringt jetzt Bewegung in die Sache. Die Linksfraktion wird deshalb am Mittwoch einen Antrag zur Rettung von Groß-Sand in die Bürgerschaft einbringen und dabei erneut für die Übernahme durch das UKE plädieren.
„Die Verhandlungen laufen noch“, erklärte ein Sprecher des Erzbistums. Zu den Einzelheiten der Gespräche wolle man sich nicht äußern. Auch nicht dazu, wann die Gespräche beendet werden sollen.
Erzbistum erklärt sich bereit, Pensionslasten komplett zu tragen
Klar ist nur: Das seit 2020 laufende Bieterverfahren, das zwischenzeitlich zum Stillstand gekommen war, ist wieder offen. Und es gelten neue Vorzeichen. Denn es waren vor allem die Pensionslasten in Höhe von mehr als 30 Millionen Euro, die den Verkauf so schwierig gestaltet hatten. Mehrere Kaufinteressenten, darunter der Asklepios-Konzern, waren deshalb abgesprungen. Auch für das UKE waren die Kosten viel zu hoch.
Inzwischen hat das Erzbistum jedoch Bereitschaft signalisiert, die Pensionslasten komplett zu übernehmen. Aus Sicht der Linksfraktion ergibt sich daraus eine neue Chance für eine kommunale Lösung, um die fortschreitende Privatisierung des Hamburger Gesundheitswesens gerade auch in Corona-Zeiten aufzuhalten.
Linke in Hamburg: „Stadt sollte ihrer Verantwortung nachkommen“
„Nachdem die Pensionslasten wohl übernommen werden und das Bieterverfahren noch nicht abgeschlossen ist, gibt es noch mehr gute Gründe für die Stadt und das UKE, ein Kaufangebot für Groß-Sand zu machen“, erklärte Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion. „Die Stadt sollte ihrer Verantwortung nachkommen: Eine gute und wohnortnahe Krankenhausversorgung in Wilhelmsburg muss sichergestellt sein.“
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Auch zahlreiche Mitarbeiter des Krankenhauses Groß-Sand – von Pflegern bis hin zu Chefärzten – sollen für den Verkauf an das Universitätsklinikum sein. „Die Kooperation würde Synergien zwischen universitärer Medizin und Basisversorgung in Wilhelmsburg möglich machen“, erklärte Manuel Humburg vom Aktionsbündnis „Krankenhaus Groß-Sand bleibt“. Sollte es zu einer Übernahme kommen, sei beispielsweise auch eine Wiedereröffnung der im Oktober 2020 geschlossenen Krankenpflegeschule wünschenswert, die den Auszubildenden aus dem sozial heterogenen Stadtteil im Süden Hamburgs eine Aufstiegschance in den universitären Bereich eröffnen würde. Humburg: „Die Wissenschaftsbehörde hat sich bisher zu sehr aus den Verhandlungen heraus gehalten. Das kritisieren wir. Die Behörde muss stärker steuernd eingreifen!“
Private und gemeinnützige Träger im Rennen um Groß-Sand
Nach MOPO-Informationen stehen die Verkaufsgespräche kurz vor dem Abschluss. Neben einem privaten Bieter sollen auch noch konfessionelle und gemeinnützige Träger im Rennen sein. Beim UKE gibt man sich auf Anfrage bedeckt: „Das UKE ist aber grundsätzlich immer bereit zu helfen, wenn es um die Versorgung der Hamburger Bevölkerung geht.“