Orcas-Gruppe vor der schottischen Küste im Sommer 2020.
  • Eine Gruppe Orcas könnte für die Angriffe auf Segelboote vor der spanischen Küste verantwortlich sein. (Symbolbild)
  • Foto: imago/blickwinkel

Rätselhafte Orca-Angriffe: Alles nur ein Spiel?

Seit 2020 passiert es immer wieder: Die schwarz-weißen Schwertwale attackieren vor der spanischen Küste Segelboote. Was steckt bloß dahinter? Wissenschaftler haben da jetzt eine Theorie.

Es ist bereits der zweite Sommer in Folge, in dem von Orca-Angriffen vor der spanischen Küste berichtet wird. Auch Tiedemann von der Segel-Abteilung des FC St. Pauli und seine beiden Crew-Mitglieder wurden mitten in der Nacht auf der Fahrt über den Atlantik nach Malaga von drei Orcas attackiert.

Immer wieder waren die Tiere gegen das Ruder und den Kiel geschwommen, erzählte Tiedemann der MOPO – am Ende war das Segelboot so stark beschädigt, dass es nach der Ankunft in Malaga erstmal für Reparaturen aus dem Wasser musste. „Dieses gezielte Vorgehen von Orcas gegen Segelboote ist definitiv etwas ganz Neues“, sagte der Meeresbiologe Fabian Ritter nach der Attacke auf das Boot der Hamburger Crew der „Süddeutschen Zeitung“. Nun gibt es eine Theorie, die das Verhalten der Tiere erklären könnte.

Bootsangriffe: Für Orcas könnte es ein Spiel sein

„Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass es sich um ein Spiel handelt, um einen Lernprozess“, sagte die Meeresbiologin Pilar Marcos von Greenpeace zur spanischen Ausgabe von „National Geographic“. Höchstwahrscheinlich sei es eine kleine Gruppe zusammenlebender Tiere, die dieses Spiel für sich entdeckt hat. Möglicherweise sind es auch pubertierende männliche Schwertwale, berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Mittwoch.

Darum sprechen die Wissenschaftler auch lieber nicht von „Attacken“, sondern von einer „Interaktion“ – auch wenn sich das für die Crew an Bord der betroffenen Segelboote anders anfühlen mag. Immerhin werden die Tiere bis zu acht Meter lang.

Vor Spaniens Küste: Ein sich wiederholendes Phänomen

Seit dem vergangenem Jahr häufen sich die Übergriffe. Es begann im Nordwesten Spaniens – vor der Küste Galiciens. Auch an der Küste Portugals wurde die Boote schupsenden Orcas registriert und nun ist das Phänomen an der spanischen Südwestküste angekommen. Vor allem rund um die Straße von Gibraltar häuften sich in den vergangenen Wochen die Fälle.

Seit Ende März wurden 61 Vorfälle an der Küste von Cádiz registriert, berichtete die Lokalzeitung „La Voz de Cádiz“ vor etwa einer Woche. Ungefähr die Hälfte dieser Fälle endet damit, dass die Seenotrettung benötigt wurde, um die Schiffe abzuschleppen. Am Mittwoch berichtete der RND von inzwischen 66 Orca-Bootsattacken an der spanischen Küste.

Auffällig ist, dass die Tiere meistens Ruder und Kiel beschädigen. „Vom Ruder fehlte gut ein Drittel. Der Bootskiel war auch lose und hatte ein gut einen Zentimeter großes Loch,“ erzählte auch der Hamburger Segler Tiedemann der MOPO. 

Orca-Attacken: So sollen Seefahrer geschützt werden

Um die Segler:innen zu schützen, sah sich das örtliche Ministerium für Verkehr, Mobilität und Stadtpolitik jetzt gezwungen, ein Durchfahrtsverbot für das betroffene Gebiet auszusprechen. Segelboote von einer Länge von bis zu 15 Metern müssen das Gewässer zwischen Cape Trafalgar und Barbate vermeiden.

Besonders der Bereich um Barbate gilt derzeit als Risikogebiet, da mehr als 90 Prozent der Begegnungen von Orcas und Segelbooten dort registriert wurden. Jenseits dieser abgesperrten Zone gab es lediglich drei Fälle. (toen)

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