Chelsea räumt ab! Tuchel und sein Schlüsselspieler sind Europas Beste
Im schwarzen Poloshirt lächelte Thomas Tuchel in die Kamera. Seine nächste silbern glänzende Trophäe konnte der deutsche Champions-League-Sieger vom FC Chelsea wegen der Corona-Pandemie zwar nicht persönlich entgegennehmen. Er war aber „absolut begeistert und sehr dankbar“, am Donnerstagabend als bester Trainer des Kontinents geehrt zu werden. „Wir sind sehr, sehr glücklich“, sagte der 47-Jährige in einer knappen Grußbotschaft. Sein Schlüsselspieler Jorginho wurde wenige Minuten später als Europas Fußballer des Jahres ausgezeichnet.
Der italienische Europameister bedankte sich – auch nur per Video – bei allen, „die mir auf dieser Reise geholfen haben“. Der 29-Jährige setzte sich bei der Trainer- und Journalistenwahl der UEFA gegen seinen Chelsea-Teamkollegen N’Golo Kanté und Kevin De Bruyne vom englischen Meister Manchester City durch und folgte damit auf Bayerns Superstürmer Robert Lewandowski. Als beste Fußballerin des Kontinents wurde Alexia Putellas vom FC Barcelona geehrt. Die UEFA-Gala in Istanbul fand größtenteils ohne die Preisträger statt.
Europameister Jorginho Europas Fußballer des Jahres
Tuchel, der in den vergangenen Monaten zu einem Trainer von Weltformat gewachsen ist, setzte sich vor Italiens Europameister-Trainer Robert Mancini und Pep Guardiola vom englischen Meister Manchester City durch. Tuchel hatte mit Chelsea Guardiola und seine Elf im Königsklassen-Finale von Porto 1:0 bezwungen – spätestens da war seine rüde Entlassung bei Paris St. Germain nur ein halbes Jahr zuvor vergessen.
Vor Tuchel hatten nur Ottmar Hitzfeld 2001 und Hansi Flick im Vorjahr die Auszeichnung als deutsche Trainer erhalten. Tuchels BVB-Vorgänger Jürgen Klopp hatte Pech: Als er 2019 mit dem FC Liverpool die Champions League gewann, wurde der Titel noch nicht wieder vergeben – seit 2006 hatte die UEFA eine Pause eingelegt.
Wenn sich Tuchel und Klopp am Samstag (18.30 Uhr/Sky) im Schlagerspiel der Premier League mit ihren Klubs treffen, könnte dies durchaus ein Gesprächsthema werden. Ein kleines wohl aber nur – persönliche Eitelkeiten ordnet der asketische Perfektionist Tuchel dem Erfolg der Mannschaft unter.
UEFA ehrt Tuchel zu Europas Trainer des Jahres
„Ich nehme die Auszeichnung sehr dankbar an als große Auszeichnung fürs gesamte Team, weil ich mich als Teamplayer verstehe“, hatte Tuchel gesagt, als ihn der „kicker“ vor einem Monat als deutschen Trainer des Jahres ausgezeichnet hatte, persönliche Ehrungen seien ihm „ein bisschen unangenehm“.
Wer Tuchel in den vergangenen neun Monaten beobachtete, merkte, wie er in London aufblühte. In Paris hatte er sich trotz aller – nationalen – Erfolge nie wirklich erwünscht fühlen dürfen. Die katarischen Klub-Herrscher wurden mit dem kühlen Deutschen nicht warm.
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Begonnen hatte die Gala noch einmal emotional. Das medizinische Team, das dem dänischen Nationalspieler Christian Eriksen während der EM das Leben gerettet hatte, wurde mit dem Präsidentenpreis geehrt. „Ich kann ihnen nur meinen tiefsten Respekt ausdrücken. Sie haben diesen Preis mehr als alle anderen verdient“, sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin. Zum medizinischen Personal gehörte am jenen Abend in Dänemark auch der deutsche Intensivmediziner Jens Kleinefeld.
Auszeichnung für Simon Kjaer
Ausgezeichnet wurde auch der dänische Kapitän Simon Kjaer, der sich per Videoschalte bedankte. „Als Kapitän fühle ich mich verpflichtet, diesen Preis für das Team anzunehmen“, sagte Kjaer. Eriksen war am 12. Juni in Kopenhagen während des EM-Gruppenspiels gegen Finnland auf dem Rasen zusammengebrochen und musste wiederbelebt werden. Das schnelle Handeln der Mediziner bewahrte Eriksen vor dem Tod. Kjaer hatte zuvor schnell auf dem Rasen reagiert und den Ernst der Lage erkannt. (sid/dpa)