Große Bilanz zur Schließung: So teuer war Hamburgs Impfzentrum
Nach acht Monaten und über einer Million verabreichten Spritzen gegen das Coronavirus ist es soweit: Am Dienstag schließt das Impfzentrum in den Messehallen planmäßig seine Pforten. Doch das soll noch nicht das Ende sein, denn das Impfzentrum will ab jetzt eben andere Wege gehen – und zwar mobil auf die Straßen. Die Verantwortlichen ziehen Bilanz.
Viele der Anmelde-Schalter in der Halle sind inzwischen menschenleer. Während im Hintergrund einige Leute geduldig in der Schlange stehen, um noch eine der letzten Spritzen vor der Schließung zu ergattern, ziehen die Verantwortlichen und Betreiber am Freitag eine durchweg positive Impf-Bilanz.
Hamburg: Impfzentrum in den Messehallen schließt
„Das Impfzentrum in den Messehallen war ein sehr großer Erfolg“, resümiert Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). „Das Team hat hochprofessionell, effizient und mit großem Engagement gearbeitet.“
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Die besondere Atmosphäre und das Vertrauen, das hier gewachsen sei, hätten zusätzlich einen großen Beitrag zur Impfkampagne in Hamburg geleistet. „Vielleicht hat sich jemand sogar von den ganzen positiven Berichten überzeugen lassen“, sagt er.
Betriebsfertig aufgebaut war das Impfzentrum bereits im Dezember 2020, dann hieß es etwa einen halben Monat lang warten auf den Impfstoff. Nach Zulassung von Biontech und den ersten Lieferungen nahm das Zentrum in den Messehallen am 5. Januar offiziell den Betrieb auf – zunächst mit wenigen hundert Impfterminen pro Tag.
Acht Monate Impfzentrum in Hamburg: Positive Impf-Bilanz
„Am Anfang hatten wir lange mit einer Impfstoff-Knappheit zu kämpfen“, so Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD), die ebenfalls in die Messehallen gekommen ist. „Deshalb mussten wir laut der Verordnung des Bundes nach der Priorisierung spritzen.“ Die erste Gruppe bestand aus älteren Menschen und Personen mit Vorerkrankungen, danach war das medizinische Personal an der Reihe.
Nach und nach kam langsam Fahrt auf, als immer mehr Prio-Gruppen geöffnet wurden. Am 17. Mai war der Tag mit den meisten Impfungen überhaupt: Insgesamt 11.000 Spritzen wurden an diesem Tag in den Messehallen verabreicht. An drei Tagen wurde laut der Sozialbehörde der Höchstwert von 10.000 Impfungen überschritten.
Impfzentrum schließt: Weiter mobile Angebote in Hamburg
Wichtig ist den Verantwortlichen vor allem eins: Auch wenn das Impfzentrum schließt, soll es weiterhin schnell und einfach die Möglichkeit für Hamburger geben, sich impfen zu lassen. Wie soll das ablaufen? „Es wird weiterhin zehn dezentrale Impfzentren in Krankenhäusern geben, über 1100 Arztpraxen, betriebsmedizinische Impfangebote in Unternehmen und auch tägliche Impfangebote durch etwa 40 mobile Teams in den Stadtteilen“, kündigt Leonhard an. „Das kann vor Fußballspielen sein, in Einkaufszentren, in Gemeinden und Bürgerhäusern.“ Zusätzlich starten jetzt auch die Impfangebote für Schüler ab 12 Jahren an den weiterführenden Schulen. Den Auftakt machte am Freitag die Goethe-Schule Harburg.
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Acht Monate impfen in Hamburg, Zeit für ein paar Zahlen! Insgesamt wurden in den Messehallen 1,16 Millionen Impfungen verabreicht, davon rund 606.000 Erst- und 555.400 Zweitimpfungen. Über ein Viertel aller Hamburger hat demnach hier die Corona-Schutzimpfung erhalten. Die mobilen Impfteams spritzen parallel mehr als 119.000 Impfungen. Der am meisten benutzte Impfstoff war Biontech. Über 99,7 Prozent des gelieferten Vakzins konnten laut Angaben verwendet werden. Seit Januar haben 4387 Beschäftigte in den Impfhallen gearbeitet, davon 862 Ärztinnen und Ärzte und 1060 medizinische Fachangestellte.
Hamburgs Impfzentrum kostete über 100 Mio. Euro
Und was hat das ganze gekostet? Bis zum Freitag stolze 91 Millionen Euro, bis zur Schließung wird dieser Betrag laut Stadt auf letztlich rund 106 Millionen Euro ansteigen. Größte Kostenpunkte: die Abrechnungen ärztlicher Honorare, Kosten für den Aufbau des Zentrums, Miete für die Messehalle und Personalkosten. „Gerade im Verhältnis zu den übrigen pandemiebedingten Aufwendungen sind die Ausgaben für das Impfzentrum vor diesem Hintergrund elementar für die Pandemiebekämpfung und den Gesundheitsschutz der Bevölkerung gewesen“, heißt es von Seiten der Stadt.
Der wichtigste Appell aller Beteiligter bleibt der Gleiche wie vor Monaten: „Lassen Sie sich impfen, wenn Sie es noch nicht getan haben“, sagt Tschentscher. Derzeit erlebe Hamburg eine Welle der Ungeimpften. „Jeder Einzelne, der sich impfen lässt, macht einen Unterschied.“ Insgesamt sind inzwischen über 60 Prozent aller Hamburger vollständig geimpft.