Triell: Laschet setzt auf Angriff und onkelt – wen die Zuschauer vorne sehen
Alle drei wollen das eine: den Job als Kanzler:in. Gestern traten Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet das erste Mal gegeneinander an: Bei RTL und ntv ging’s live los – das erste von drei Triellen. „Eine Wundertüte“ kündigte Moderator Peter Kloeppel an. „Wir wollen helfen, dass Sie entscheiden können“, so Pinar Atalay.
Der Auftakt: höflich statt konfrontativ! Keiner der drei wollte die erste Frage beantworten, warum die anderen NICHT Kanzler können. „Das wäre schlechter Stil, so übereinander zu reden“, so Olaf Scholz. „Die Wähler interessiert doch nicht, warum ich jemanden anderes schlecht finde“, so Armin Laschet.
Triell bei RTL: Laschet versucht was zu reißen
Was sie selbst so wollen, dafür finden alle drei hübsche Worte: Annalena Baerbock will als Kanzlerin das Land „wirklich erneuern“. Das „Abwarten der großen Koalition“ habe Deutschland zum Stillstand gebracht. Und Olaf Scholz? Der derzeitige Finanzminister will „gute Arbeitsplätze“ sichern. Armin Laschet wirbt mit Berufserfahrung: „Ich regiere ein großes Land, nämlich Nordrhein-Westfalen“, und ja, er stehe als Nachfolger von Angela Merkel für 16 gute Regierungsjahre. Nun brauche es gute Wirtschaftspolitik und Modernisierung. Wo sich alle drei einig sind: Noch einen Lockdown soll’s nicht geben.
Und es braucht Action, Angriff, Autorität von Armin – denn all das ließ Laschet bisher vermissen. Man merkt: Er versucht was zu reißen jetzt. Dass er Baerbocks Kompetenz mehrfach in Frage stellt, wirkt eher onkelhaft. Olaf Scholz gibt sich staatstragend ruhig und kompetent. Die Ruhe selbst.
Triell bei RTL: Baerbock punktet mit aufgeräumter Argumentation
Und die Grüne Annalena Baerbock? Die punktet mit aufgeräumter Argumentation und praktischer Lebensnähe, vor allem bei Kinderarmut und Klima. Ihr Schluss-Appell: „Ich stehe hier, weil ich zutiefst davon überzeugt bin: Unser Land kann so viel mehr. Sie entscheiden für sich, für unsere Kinder, für unsere Zukunft.“
SPD-Mann Scholz: „Ich möchte dass wir in einer Gesellschaft des Respekts leben.“ Wichtig für ihn: „Den menschengemachten Klimawandel aufhalten.“
CDU-Kandidat Laschet kokettiert mit der Kritik an seinem Schlingerkurs: „Gegenwind hab ich immer wieder gespürt. Auch jetzt.“ Und dann klingt er fast wie die Scorpions, als die einst den „Wind of Change“ besangen: „Aber spüren wir nicht alle den Wind der Veränderung, der uns ins Gesicht bläst? In solchen Momenten brauchen wir Standhaftigkeit!” Stehenbleiben statt Veränderung? Das klingt fast wie Merkels „Sie kennen mich“.
Triell: Wer aus Zuschauersicht gewonnen hat
Die meisten Zuschauer:innen sahen hinterher laut einer Forsa-Umfrage übrigens Olaf Scholz vorn: 36 Prozent gaben an, dass der Finanzminster das Duell aus ihrer Sicht gewonnen habe. Zweite wurde Annalena Baerbock (30 Prozent), nur 25 Prozent sahen Armin Laschet als Sieger. Für die Umfrage wurden 2500 repräsentativ ausgewählte Menschen telefonisch befragt.