Hamburger nach dem TV-Triell: „Wir haben uns nur aufgeregt“
Drei auf einen Streich: Annalena Baerbock (Grüne), Olaf Scholz (SPD) und Armin Laschet (CDU) traten am Sonntag beim TV-Triell gegeneinander an. RTL und n-tv zeigten das erste von insgesamt drei Wortgefechten zwischen den Kanzlerkandidat:innen live zur besten Sendezeit. „Wir wollen helfen, dass Sie entscheiden können“, so Moderatorin Pinar Atalay, die neben Peter Klöppel durch die Sendung führte, in Richtung des Fernsehpublikums. Hat es was genutzt? Die MOPO befragte Hamburger:innen, wie sie das Triell empfunden haben.
- Marius Röer Karin Bechstein-Martins Garcia (78), pensionierte Lehrerin, Flottbek: „Ich bin noch am zögern, wen ich wähle. Früher habe ich immer die SPD gewählt, dann Merkel. Nun ist es an der Zeit für Veränderungen. Das TV-Triell hat mir nicht geholfen, eine Entscheidung zu treffen. Die Sendung wirkte auf mich sehr künstlich und steif. Mich hat das nach 20 Minuten so sehr geärgert, dass ich es ausgeschaltet habe. Meine Tochter hat mir geraten, die Grünen zu wählen. Ich bin noch unentschlossen, aber vielleicht höre ich auf sie. Ich habe nämlich nicht den Eindruck, dass Laschet und Scholz wirklich etwas verändern werden. Generell fühle ich mich eher unwohl und denke mir: ‚Ohje, was kommt da nur auf uns zu?‘“
- Marius Röer Christian Bolz (41), Niederlassungsleiter, Geesthacht: „Für mich sind die Grünen auf jeden Fall raus. Scholz hat beim TV-Triell auf mich den besten Eindruck gemacht. Baerbock hat zu viel über Kinder geredet und Laschet war zu sehr im Angriffsmodus. Außerdem hat mir das Thema Migration gefehlt. Ich tendiere zu einer bestimmten Partei. Das gestrige TV-Triell hat aber nicht dazu beigetragen. Das Schlimmste ist auf jeden Fall, gar nicht zu wählen.“
- Marius Röer Samira S. (29), Produktmanagerin, Berlin: „Mir war das etwas unangenehm. Ich schäme mich für Laschet und Scholz. Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, dass man die Grünen nicht wählt. Wir haben ein großes Klima-Problem. Für mich hatte das TV-Triell keinen großen Mehrwert. Ich habe währenddessen mit meiner Schwester gechattet und wir haben uns nur aufgeregt.“
- Marius Röer Tabea S. (24), Studentin, Winterhude: „Das war Baerbocks erster guter Auftritt. Gegen Laschet kam sie sehr gut an. Ich kann nicht verstehen, dass Scholz bei anschließenden Umfragen als Gewinner aus der Sendung gegangen ist. Nur weil Scholz keine Skandale hatte, liegt er vorne. Das finde ich sehr komisch. Ich bin gespannt auf das zweite TV-Triell. Bisher tendiere ich stark zu einer Partei.“
- Marius Röer Siegfried Baur (67), Rentner vom Bodensee: „Ich fand die Diskussion beim TV-Triell sehr interessant. Scholz wirkte auf mich sehr sachlich. Die anderen beiden haben sich nur gestritten. Baerbock hat zu viel geredet und Laschet wirkte auf mich sehr gecoacht. Ich selbst habe noch keine Entscheidung getroffen. Aber ich denke, es wird eher ein Rennen zwischen Laschet und Scholz. Söder wäre als Kanzlerkandidat auf jeden Fall besser gewesen“.
- Marius Röer Olaf Mende (55), Geschäftsführer eines Großhändlers, St. Georg: „Das Format fand ich gut. Die Fragen und Antworten waren nur sehr erwartbar. Die Kandidaten wirkten auf mich etwas blass, ohne Charakterzüge oder Persönlichkeit. Ich habe aus dem TV-Triell keine neuen Erkenntnisse gezogen. Laschet ging zu sehr in die Offensive. Scholz finde ich prima. Er funktioniert auf Knopfdruck. Die Schlussrede fand ich bei allen sehr oberflächlich. Ich war wirklich enttäuscht. Da muss man doch etwas Pfiffiges raushauen. Bisher weiß ich nur, wen ich nicht wähle. Eine Wahlentscheidung habe ich noch nicht getroffen“.
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Zwei weitere TV-Trielle vor der Bundestagswahl 2021
Die Meinungen gehen offenbar weit auseinander. Und Viele sind noch unentschlossen, wen sie wählen sollen. Die Kanzlerfrage ist knapp vier Wochen vor der Bundestagswahl am 26. September noch völlig offen. Bis dahin zeigen ARD und ZDF am 12. September das zweite Triell mit Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet. Am 19. September folgt das dritte Triell auf ProSieben, Sat.1 und Kabeleins. Drei Tage vor der Bundestagswahl 2021 folgt dann noch die Schlussrunde mit den Kanzlerkandidat:innen in ARD und ZDF.