So will Hamburg Straßenbäume und Parkplätze retten
Die Stadt baut derzeit großflächig rund um die Esplanade die Straßen um. Es entstehen Protected Bike Lanes, also baulich abgegrenzte Radwege, in beide Richtungen der Esplanade sowie am Dammtordamm. Auch die Gehwegsflächen werden breiter. Und: Die Stadt testet ein ausgeklügeltes Pilotprojekt zur Rettung der Bäume – und der Parkplätze.
Dass hier gerade Bäume gerettet werden, ist vielleicht nicht die erste Assoziation, die einem kommt. Männer in Warnwesten schießen am Mittwochmorgen auf der Allee der Esplanade mit einer Lanze Druckluft mit bis zu zwölf bar in den Boden.
Hamburg: Parkplätze werden komplett umgebaut
Rund 50 alte Linden bilden hier eine Allee, sie wachsen aber seit einiger Zeit nicht mehr. Neben der asphaltierten Straße und den Parkplätzen ist einfach kein Platz für weitere Wurzeln, die im Endeffekt für den Stoffwechsel der Bäume verantwortlich sind.
Nun soll ein Projekt des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) Abhilfe schaffen – aus den Parkplätzen werden „belebte Bodenzonen“, heißt es. Kurzum: Auto und Natur sollen miteinander versöhnt werden. Dafür nimmt die Stadt ordentlich in die Hand, 590.000 Euro kostet das Vorhaben, bei dem die Parkflächen von Grund auf neugestaltet werden.
Straßenbäume retten: So funktioniert die Technik
Und so funktioniert es: Zunächst werden die Flächen entsiegelt, heißt: Das Betonpflaster kommt weg. Anschließend kommt die erwähnte Druckluft-Lanze zum Einsatz, die den Boden aufreißt. In die entstandenen Risse werden Wurmkompost, Perlite (Gestein, das Wasser besonders gut aufnimmt), Pflanzenkohle und Pilzsporen gegeben. So kann künftig das Oberflächenwasser wieder in den Boden sickern.
Anschließend wird der Parkplatz neu aufgebaut, aber nicht wie vorher per Betonpflaster, sondern mit einer geschichteten Konstruktion, auf der am Ende mit Kieseln gefüllte Gittersteine aus recyceltem Kunststoff als Parkfläche dienen. Das Wasser kann versickern, die Baumwurzeln haben wieder Platz und die Parkplätze bleiben dennoch erhalten.
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„Das Projekt des LSBG zeigt eindrucksvoll, dass sich moderne, nachhaltige Verkehrsplanung nicht nur auf die reinen Verkehrsflächen begrenzt“, sagt Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). Durch die neue Technik können die Linden dann ihr Wurzelwerk weiter ausbreiten, leben 15 bis 20 Jahre länger und wachsen endlich wieder. Die Technik kam bereits erfolgreich Borgweg zum Einsatz.
In den Niederlanden ist die Verfahrensweise mittlerweile Standard. Ob dies das Modell der Zukunft für Hamburg ist, ist noch nicht klar. Es geht – wie so oft – vor allem ums Geld.