Samen bezwingen Aurubis
  • Ein Rentierzüchter vom Volk der Samen: Das norwegische Urvolk hatte sich gegen den Bau einer Kupfermine am Repparfjord gewehrt.
  • Foto: (c) dpa

Jahrhundertprojekt geplatzt: Ur-Einwohner verjagen Hamburger Konzern

Es sollte ein Jahrhundertprojekt werden: Im Norden Norwegens sollte die erste CO₂-neutrale Kupfermine der Welt entstehen. Auch ein Abnehmer war schon gefunden: die Hamburger Kupferhütte Aurubis. Doch da hatten die Konzerne ihre Rechnung nicht mit den Samen gemacht. Die norwegischen Ureinwohner wehrten sich gegen das Vorhaben – und brachten es nun zum Platzen.

Viele kennen sie noch als Norddeutsche Affinerie. Seit rund 200 Jahren produziert die Kupferhütte auf der Peute, deren rauchende Schlote von der A1 gut zu sehen sind, das rote Gold, dessen Zutaten aus der ganzen Welt per Schiff angelandet wurden. Seit Aurubis beschlossen hat, spätestens bis 2050 klimaneutral zu werden, mussten neue Quellen her.

Umweltschützer und Ureinwohner setzten sich gegen Pläne für Kupfermine zur Wehr

Als der norwegischen Minenbetreiber Nussir Planungen für die weltweit erste CO₂-neutrale Kupfermine am Repparfjord nördlich des Polarkreises aufnahm, kam man schnell ins Geschäft. Die beiden Konzerne unterschrieben eine Absichtserklärung, mit der Aurubis sich die Rohstoffe für zehn Jahre sichern wollte. Dafür waren die Hamburger bereit, eine Milliarde Euro zu bezahlen. Die Genehmigungsverfahren liefen an.

Doch schon bald regte sich Protest. Aktivisten witterten eine Umweltkatastrophe und ketteten sich an Baumaschinen fest. Vor allem die Samen verschafften sich viel Gehör, denn der Bergbau beeinträchtigt die Weideflächen der Rentiere ebenso wie die Fischbestände im Fjord. Immer wieder wurden die Samen bei Nussir und bei Aurubis vorstellig. Letzte Woche dann machte Aurubis den Rückzieher und hob die Absichtserklärung auf.

Hamburg: Für Aurubis geht es nicht nur ums Klima, sondern auch um soziale Aspekte

In einer Pressemitteilung hieß es dazu knapp, das Unternehmen habe feststellen müssen, „dass neben kommerziellen Bedingungen auch bestimmte soziale Aspekte des Projekts noch stärker berücksichtigt werden müssen“. Gegenüber der MOPO erläuterte eine Sprecherin, dass sie die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens nicht nur auf das Klima beziehe, sondern auch auf den Menschen. „Konkret heißt dies, dass in unserem Geschäftspartner-Screening Menschenrechts-, Umwelt- und Arbeitssicherheitsklauseln aufgenommen sind“, so die Sprecherin.

„Wir bedauern, dass wir diese Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt treffen mussten. Unsere Verantwortung in der Lieferkette ist elementar“, betonte Michael Hellemann, Senior Vice President Commercial der Aurubis AG.

Norwegische Samen jubeln über den Rückzug von Aurubis

Bei den Samen sorgte die Nachricht für Jubel. Runar Myrnes Balto, Präsident der norwegischen Samen, wertete den Rückzug als historischen Erfolg. Im Interview mit „Spiegel Online“ sprach Myrnes Balto von einem „starken Signal“ und erklärte: „Ich gebe aber zu, dass ich selbst von dieser Entwicklung überrascht bin.“

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Der Samen-Präsident bekräftigte: „Ich frage mich, wie es sein kann, dass ein gewinnorientiertes Unternehmen offenbar eher auf indigene Rechte und Umweltschutz achtet als die norwegische Regierung.“

Für Nussir ist der Rückzug von Aurubis eine Katastrophe. Ein neuer Partner mit solchem Format muss erst einmal gefunden werden. Der Samen-Präsident ist sich sicher: „Die Mine ist jetzt vermutlich Geschichte.“

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