Hamburg baut Riesen-Turm aus Holz – fast alle Wohnungen schon jetzt weg!
Es soll zum Vorbild für die Baubranche werden: Das 65 Meter hohe Hochhaus „Roots“ in der HafenCity. Statt Ziegeln, Mörteln und Beton wird hier zum Wohl der Umwelt fast komplett der Baustoff Holz genutzt. Wie hilft das dem Klima – und könnte so das Wohnen der Zukunft aussehen?
181 Wohnungen sollen in dem 18-stöckigen „Roots“ an der Lucy-Borchardt-Straße im Quartier Elbbrücken einmal entstehen. Bauherr ist der Immobilienentwickler „Garbe Immobilien-Projekte“, der vom deutschlandweit höchsten Holzhaus spricht. Alle Obergeschosse werden mit Massivholzdecken und -innenwänden errichtet, nur Unter- und Erdgeschoss sind aus Stahlbeton. Der Holzbau wird in etwa zwölf Prozent teurer als ein herkömmlicher Betonbau.
HafenCity: Hier entsteht Deutschlands größtes Holzhaus
Zusammen mit Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) legte Fabian von Köppen, Chef von „Garbe Immobilien-Projekte“, am Montag symbolisch den Grundstein. Zusätzlich mauerten sie eine Zeitkapsel ein. Darin eingeschlossen: auch die MOPO.
„,Roots‘ steht für die Verbindung und den Wunsch, eine Symbiose zwischen Urbanität und Natur zu schaffen“, erläutert von Köppen. Peter Tschentscher sagte: „Hamburg zeigt im Quartier Elbbrücken, wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Stadtentwicklung konkret umgesetzt werden können.“
Für den Bau werden insgesamt 5500 Kubikmeter Nadelholz verwendet. Die Bauweise soll nicht nur zur Reduktion von CO₂ beitragen, sondern auch gleichzeitig die Lärmemission und Staubbelastung während der Fertigstellung massiv begrenzen. Holz gilt zudem als sehr effektiver CO₂-Speicher, weil Bäume im Laufe des Wachstums große Mengen des klimaschädlichen Gases dauerhaft speichern.
HafenCity: Holz als Baustoff der nachhaltigen Zukunft?
Für von Köppen ist das „Roots“ der Beginn einer Mission, die den Städtebau verändern soll. Holz – der Baustoff für eine nachhaltige Zukunft? Die MOPO fragte beim BUND in Hamburg nach. „Auf jeden Fall!“, sagt Sprecher Paul Schmid.
„Der Immobiliensektor ist aufgrund der Verwendung von Zement, Beton und Stahl für circa 25 Prozent der CO₂-Produktion weltweit verantwortlich“, so Schmid. Rechne man noch die Emissionen aus dem Gebäude selbst hinzu, steige der Anteil sogar auf knapp 40 Prozent. „Holzhäuser könnten einen maßgeblichen Beitrag zum Umweltschutz leisten“, sagt er. Da wo es möglich ist, müssten mehr baugeeignete Holzsorten angebaut werden.
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Das Problem: Kann der Wald bei einem künftigen Holzboom überhaupt genug Material liefern? Der Hamburger Architekt Joachim Reinig ist da skeptisch. „Holz ist an sich ein super Baustoff“, sagt er der MOPO. Allerdings mache er sich Sorgen um den deutschen Waldbestand. „Wir haben nicht genug Holz, um diese Bauweise massenhaft umzusetzen. Das Hochhaus in der HafenCity ist ein Leuchtturmprojekt, mit dem man zeigt, dass es theoretisch möglich ist. Massentauglich ist es allerdings nicht.“
Im Allgemeinen hält er den Holzbau nicht für die Trendwende in der Klimakrise. „Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und damit kreislauftauglich, allerdings ersetzt er nicht die dringend benötigten höheren Energiestandards in der Immobilienbranche“, so Reinig. Als Beispiel nennt er eine richtige Dämmung für alle Häuser, damit die Energie von innen nicht unnötig nach draußen verbraucht werde.
HafenCity: So soll das Holzhaus einmal aussehen
Der offizielle Baustart für das „Roots“ war bereits im November 2020. Insgesamt entstehen auf einer Bruttogeschossfläche von 20.600 Quadratmetern 128 Eigentumswohnungen und 53 öffentlich geförderte. Rund 80 Prozent davon sind bereits vergeben. Zudem zieht die „Deutsche Wildtierstiftung“ auf eine 4000 Quadratmeter große Fläche mit Ausstellungs- Büro-, sowie Gastronomieräumen ein.
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Entworfen wurde das Projekt vom Hamburger Architektenbüro „Störmer Murphy and Partners“. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant, die ersten Wohnungen werden 2024 bezogen.