Nach US-Knast: VW-Manager packt über Dieselbetrug aus
Am 16. September beginnt in Braunschweig der Betrugsprozess um den VW-Dieselskandal. Kurz vor dem Start spricht erstmals einer der Beteiligten über seine Verstrickung in das „Dieselgate“. Oliver Schmidt, der ehemalige Leiter des VW-Umweltbüros in den USA, packt in einem TV-Interview mit dem NDR aus.
VW habe ihm im Sommer 2015 den Auftrag erteilt, mit den US-Umweltbehörden zu verhandeln, sagt der Ex-VW-Manager Oliver Schmidt. „Es gab ein Skript, was ich sagen sollte und was ich nicht sagen sollte.“ Vor allem habe er bei der Beschreibung der in den Fahrzeugen verbauten Software-Funktion zur Abgasbehandlung nicht von einer illegalen Testerkennung sprechen sollen. Die Anweisungen seien in einer Runde mit leitenden Managern und auch mit der Rechtsabteilung besprochen worden.
Dieselskandal: VW wollte Wahrheit in Teilen verstecken
Kurz vor dieser Runde gab es laut Schmidt ein Treffen mit dem damaligen VW-Chef Martin Winterkorn. Der sogenannte Schadenstisch habe diskutiert, wie VW den US-Behörden die ungewöhnlich hohen Stickoxide ihrer Dieselfahrzeuge erklären wollte. Die Wahrheit hatte der Wolfsburger Konzern offenbar nur „teilweise“ offenlegen und Nachmessungen der US-Behörden „vermeiden“ wollen.
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Winterkorn wiederum bestreitet, bei dem Termin über den Betrug informiert worden zu sein – er habe davon erst im Herbst 2015 erfahren. VW selbst hatte die Existenz einer illegalen Testerkennung gegenüber den US-Umweltbehörden mehr als Jahr lang unter den Teppich gekehrt. Am 18. September 2015 fand das „Dieselgate“ dennoch den Weg in die Öffentlichkeit. Eine Gruppe von Ingenieuren habe die Entwicklung der Manipulationssoftware und deren Einbau in Millionen von Fahrzeugen verantwortet, behauptete VW damals.
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„Bei 600.000 Mitarbeitern sind auch 100 eine kleine Gruppe“, sagte Hiltrud Werner, VW-Vorständin für Integrität und Recht, dem NDR. Mehr als 30 Anzeigen hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig mittlerweile erhoben. Zudem laufen Ermittlungen gegen weitere 70 Personen.
Oliver Schmidt wurde bereits 2017 in den USA wegen Betruges zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. 2020 wurde er nach Deutschland in die JVA Uelzen überstellt. Seit Januar 2021 ist er auf Bewährung frei. VW hat ihm gekündigt.
VW kündigt Dieselskandal-Ingenieuren – und scheitert
Anderen beteiligten Ingenieuren kündigte VW ebenfalls, verlangte sogar Schadensersatz in Millionenhöhe von ihnen. In den meisten Fällen scheiterten diese Kündigungen allerdings vor Gericht.
Erst im August entschied das Landesarbeitsgericht Niedersachen in letzter Instanz zugunsten eines gekündigten VW-Mitarbeiters. VW hatte bestritten, dass der frühere Hauptabteilungsleiter Dieselmotorenentwicklung Vorgesetzte informierte, dafür aber keine Beweise vorgelegt. (fbo)